«Nicht länger tragbar»: Juso Aargau fordert Jean-Pierre Gallati zum Rücktritt auf

Kontrovers diskutiert auf dem Aarauer Schlossplatz: Wie soll die Schweiz mit dem Coronavirus umgehen? (Bild: Alex Spichale)

Mehrere 100 Personen haben sich am vergangenen Freitag in Aarau auf dem Schlossplatz versammelt. Während zwei Stunden verfolgten sie die Diskussion auf dem Podium. Politikerinnen und Politiker und Corona-Skeptiker debattierten über die Corona-Pandemie und ihre Massnahmen. Organisiert hat den Anlass die lösungsorientierte Volksbewegung.

Gesundheitsdirektor schaut zu, während Abstandsregel verletzt wird

Im Publikum hat niemand eine Maske getragen, zur Begrüssung wurde die Hand gereicht und auch der Abstand wurde nicht eingehalten. Das alles geschah vor den Augen des Aargauer Gesundheitsdirektors Jean-Pierre Gallati. Er hat am Podium eine Ansprache gehalten und das Publikum ermahnt, den Mindestabstand einzuhalten. Allerdings erntete er dafür nur Lachen.

Er habe zugesagt, weil eine solche Haltung auch Platz haben dürfe und er Sympathien für deren Haltung habe, sagte Gallati im Vorfeld. Wenn jemand sage, Corona gebe es nicht, dann versuche er halt mit ihm über Zahlen und über die Realität zu reden, so Gallati. «Und wenn er sagt, die behördlichen Massnahmen seien übertrieben, werde ich auch mit ihm reden und ihm teilweise vielleicht sogar recht geben.» Grundsätzlich rede er mit allen.

Für die Juso ist Gallati «nicht länger tragbar»

Nach dem Auftritt des Gesundheitsdirektors am Podium in Aarau wird nun Kritik laut. Mehr noch: Die Juso Aargau fordert Gallati auf, aus dem Regierungsrat zurückzutreten. «Es wäre fahrlässig, weiterhin die Gesundheit der Aargauer Bevölkerung jemanden zu überlassen, der eine Veranstaltung mit Verschwörungstheoretiker*innen und Corona-Leugner*innen ohne jegliche Schutzmassnahmen besucht und Sympathien für deren Haltung hat», heisst es in der Mitteilung der Jungpartei.

Die Juso kritisiert, Gallati verschaffe den «gefährlichen Behauptungen» der Corona-Skeptiker durch seinen Auftritt Legitimität. Sie kreiden ihm an, dass er die Veranstaltung weiterlaufen liess, «nachdem er bemerkte, dass das Publikum ohne Abstand und ohne Masken zusammenstand».

Für Juso-Aargau-Präsidentin Lara Hitz ist klar: «In seiner momentanen Funktion als Gesundheitsdirektor gefährdet Jean-Pierre Gallati schlicht die Aargauer Bevölkerung uns ist deshalb nicht länger tragbar.»

Gallati überlegte, die Veranstaltung abzubrechen

Gallati hat am Montag in einem Interview mit dem SRF-Regionaljournal Stellung zum Podium in Aarau genommen. Er habe sich überlegt, ob man abbrechen soll. «Ich musste aber abwägen zwischen dem Wert der Meinungsfreiheit und dem Zweck der Veranstaltung.» Er habe es wichtiger gefunden, diesen Leuten zuzuhören und die Debatte zu ermöglichen. Ausserdem müsse berücksichtigt werden, dass der Anlass im Freien stattfand. «So dramatisch war die Verletzung der Vorschriften nicht», so der Gesundheitsdirektor.