R-Wert und Ansteckungszahlen sind zu hoch: Im Aargau sprechen die Zahlen gegen Lockerungen

Am Mittwoch entscheidet der Bundesrat über mögliche Lockerungen oder Verschärfungen der Coronamassnahmen. Dabei orientiert sich die Landesregierung an fünf Richtwerten. Schweizweit wird aktuell nur ein Richtwert erfüllt – die Belegung der Intensivstationen:

Die AZ hat die Richtwerte in Bezug auf den Kanton Aargau angeschaut. Bis auf zwei Ausnahmen sprechen auch die kantonalen Zahlen gegen Lockerungen.

Anzahl neue Fälle in den letzten 14 Tagen: Nicht erfüllt

Die 14-Tages-Inzidenz zeigt, wie viele neue Coronafälle in den letzten 14 Tagen pro 100’000 Einwohner registriert wurden. Das Kriterium ist erfüllt, wenn der Wert nicht höher ist als beim letzten Öffnungsschritt.

Im Aargau liegt die 14-Tages-Inzidenz laut Zahlen des Bundesamts für Gesundheit bei 279,5 neuen Fällen pro 100’000 Einwohner. Am 22. März lag sie bei 257,4. Sie liegt heute also über dem Wert von damals und noch deutlicher über dem Richtwert des Bundes von 230,3.

 

Am Montag sind im Aargau 155 neue Coronafälle registriert worden. Das sind 49 mehr als am Ostermontag vor einer Woche.

R-Wert: Nicht erfüllt

Der Reproduktionswert R zeigt, wie viele Personen ein Infizierter im Durchschnitt ansteckt. Liegt der R-Wert bei 1, bleibt die Zahl der Ansteckungen konstant. Das heisst, 100 Personen stecken 100 Personen an. Liegt der Wert über 1, bedeutet dies exponentielles Wachstum.

Lockerungen sieht der Bundesrat dann vor, wenn der R-Wert unter 1 liegt. Sowohl im Aargau mit einem R-Wert von 1,12 als auch schweizweit mit einem R-Wert von 1,14 ist dieses Kriterium im Moment nicht erfüllt.

Covid-Patienten auf der Intensivstation: Erfüllt

Ein zentrales Kriterium ist die Auslastung der Intensivstationen. Oberstes Ziel von Bund und Kanton ist es, eine Überlastung des Gesundheitswesens zu verhindern. Der Bundesrat hat den Richtwert bei schweizweit weniger als 250 Covid-Patienten auf den Intensivstationen festgesetzt (über 15 Tage gemittelt). Aktuell werden im 15-Tages-Schnitt 182,1 Covid-Patientinnen intensivmedizinisch behandelt. Das Kriterium ist also erfüllt.

 

Im Aargau leben ungefähr acht Prozent der Schweizer Bevölkerung. Das heisst, die Zahl der Covid-Patienten auf den Intensivstationen müsste im 15-Tages-Schnitt entsprechend unter 20 liegen.

Seit dem 22. März wurden nie mehr als 20 Covid-Patientinnen intensivmedizinisch behandelt. Am Montag lagen im Aargau 14 Covid-Patientinnen auf der Intensivstation. Vier weitere wurden auf der Überwachungsstation behandelt. Der 15-Tages-Schnitt liegt aktuell bei 11,5, damit ist dieser Richtwert erfüllt.

 

Anzahl Spitaleintritte: Nicht erfüllt

Der Bundesrat hat nicht nur die Anzahl Covid-Patienten auf den Intensivstationen im Blick, sondern auch die Spitaleintritte. Damit das Kriterium für weitere Lockerungen erfüllt ist, strebt der Bundesrat einen gleich oder weniger hohen Wert bei den Spitaleintritten an als am 22. März. Damals mussten im 7-Tages-Schnitt 55,1 Covid-Patienten hospitalisiert werden. Aktuell sind es 59,6. Das Kriterium ist also nicht erfüllt.

 

Im Aargau liegt dieser Wert ebenfalls leicht höher als am 22. März. Lag der 7-Tages-Schnitt der Hospitalisierungen damals bei 5,3 Fällen, so liegt er inzwischen bei 5,7.

 

Auf der Allgemeinabteilung sind am Montag 75 Covid-Patientinnen und Covid-Patienten behandelt worden. Das sind 15 mehr als am Ostermontag.

Todesfälle: Im Aargau erfüllt, schweizweit nicht erfüllt

Der Bundesrat beobachtet für seine Lagebeurteilung auch, wie viele Personen, die an Covid-19 erkrankt waren, gestorben sind. Der 7-Tages-Schnitt muss weniger hoch sein als beim letzten Öffnungsschritt am 22. März. Schweizweit lag dieser Wert damals bei 7,3. Aktuell liegt er bei 7,9 – also darüber. Das Kriterium ist nicht erfüllt.

 

Im Aargau lag der 7-Tages-Schnitt der Todesfälle am 22. März bei 1. Inzwischen bei 0,9 – also leicht unter dem Richtwert. Betrachtet man nur den Aargau, wäre das Kriterium demnach erfüllt.

 

Seit Beginn der Pandemie sind 669 Aargauerinnen und Aargauer gestorben, die an Covid-19 erkrankt waren. Der letzte Todesfall wurde am Freitag registriert.