Von Migros bis Feldschlösschen: Das sagen Firmen im Aargau zur Test-Offensive

Der Bundesrat will die Teststrategie ausweiten. Es sollen regelmässig und gezielt auch Personen ohne Symptome auf das Coronavirus getestet werden. Das Ziel ist es, Infizierte früh zu erkennen und Ausbrüche zu verhindern.

Neu will der Bundesrat nicht nur an Schulen und in Betrieben mit erhöhtem Übertragungsrisiko regelmässige Tests finanzieren, sondern diese auf möglichst viele Betriebe ausweiten. Damit können unter anderem Ausfälle am Arbeitsplatz reduziert werden, weil negativ Getestete nicht mehr in Quarantäne müssen.

Eine Umfrage der AZ bei mehreren Unternehmen im Aargau zeigt, dass diese die Test-Offensive begrüssen.

Axpo hat positive Erfahrungen gemacht

Die Axpo, Eigentümerin und Betreiberin des Atomkraftwerks Beznau, hat unabhängig von den Massnahmen des Kantons bereits in den vergangenen Wochen an einzelnen Standorten damit begonnen, PCR-Speicheltests durchzuführen.

Ein Teil der Belegschaft könne regelmässig sogenannte gepoolte Speichelproben abgeben, die anschliessend von einem externen Labor ausgewertet werden, sagt Axpo-Sprecher Tobias Kistner. «Mit diesem Coronavirus-Testprozedere für ganze Personengruppen sollen etwaige Infektionen frühzeitig erkannt werden, damit es nicht zu einer Ausbreitung des Virus kommt.» Die ersten Erfahrungen seien positiv, sagt der Axpo-Sprecher.

«Wir werden nach Auswertung dieser Testphase entscheiden, ob und in welcher Art der Prozess auch an weiteren Standorten zur Anwendung kommen wird.»

Die Kernkraftwerk Leibstadt AG ist noch nicht so weit. Man verfolge die Entwicklung der Konzepte für ein breites Testen sehr interessiert, teilt die Medienstelle mit. Über die praktische Umsetzung im AKW Leibstadt wird aber erst entschieden, wenn das Konzept des Standortkantons Aargau vorliegt.

Feldschlösschen will mindestens einmal in der Woche testen

Bei Feldschlösschen kommt die Test-Offensive gut an. «Wir bereiten uns derzeit vor, diese Tests regelmässig bei uns durchzuführen», sagt Mediensprecherin Gaby Gerber. Die internen Abläufe seien vorbereitet und sobald die Tests zur Verfügung stehen, sei man bereit.

Feldschlösschen will den Mitarbeitenden im ganzen Unternehmen mindestens einmal in der Woche die Möglichkeit bieten, an Tests teilzunehmen.

An den zwei Standorten im Kanton Graubünden konnte das Unternehmen bereits gute Erfahrungen mit regelmässigen Tests sammeln. Sprecherin Gaby Gerber sagt:

«Fast 90 Prozent der Mitarbeitenden am Standort Rhäzüns machen freiwillig im Testprogramm mit.»

Tests könnten mithelfen, Infektionsketten zu unterbrechen, sagt sie. «Und wir wollen auch unseren Beitrag leisten, damit es hoffentlich dann irgendwann Lockerungen der Coronamassnahmen in der Schweiz geben kann.»

Klärungsbedarf gebe es beim Ablauf, sagt Feldschlösschen-Sprecherin Gerber. Etwa bei der Frage, wann die Firmen die Test-Sets erhalten, wo sie sich registrieren und wohin sie die Tests nach der Durchführung bringen.

Traitafina erwartet Unterstützung bei der Administration und Logistik

Auch Stefan Strebel, CEO des Lebensmittelherstellers Traitafina mit Sitz in Lenzburg, würde repetitive Tests begrüssen. Er sagt:

«Wir alle wünschen uns eine schnelle Öffnung. Wenn das mit regelmässigen Tests möglich ist, werden wir da sicher mitmachen.»

Der Traitafina-Chef würde die Tests seinen Mitarbeitenden aber nicht vorschreiben. «Für mich ist klar, dass wir regelmässige Tests ermöglichen, aber unsere Mitarbeitenden selbst entscheiden dürfen, ob sie sich regelmässig testen lassen möchten oder nicht.

Er rechnet aber damit, dass die Bereitschaft gross ist, wenn dafür das Leben weniger stark eingeschränkt ist: «Das ist ähnlich wie beim Maskentragen. Das konnten wir uns am Anfang auch nicht vorstellen. Inzwischen nehmen wir die Maske in Kauf, wenn dafür gewisse Aktivitäten wieder möglich sind.»

Vom Kanton beziehungsweise vom Bund erwartet Stefan Strebel nebst der Kostenübernahme auch Unterstützung bei der Administration beziehungsweise Logistik. Der Traitafina-CEO sagt: «Im besten Fall werden die Tests geliefert und abgeholt. Für die Firmen, die mitmachen, muss der Aufwand möglichst klein bleiben.»

Hero lässt Entscheid noch offen

Zurückhaltend äussert sich die Hero. Das Unternehmen teilt mit, man nehme noch keine Position zur Test-Offensive ein. Das Unternehmen befinde sich noch in der «Evaluationsphase», werde das Thema aber «eng verfolgen» und «zur gegebenen Zeit die nötigen Massnahmen ergreifen».

Migros Aare will bei grossflächigen Tests mitmachen

Die Migros Aare begrüsst die Möglichkeit von regelmässigen Tests und sieht diese als Ergänzung zu den bewährten Schutzkonzepten. Man stehe in einem regelmässigen Austausch mit den Behörden, teilt die Medienstelle mit:

«Setzt ein Kanton in der Bekämpfung des Coronavirus auf grossflächige Tests, sind wir gerne bereit, daran teilzunehmen.»

Migros ist allerdings wichtig, dass jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter selber entscheiden kann, ob sie oder er sich testen lassen will oder nicht.

Coop äussert sich noch nicht zur Test-Offensive. Die Medienstelle teilt einzig mit, man stehe mit den Behörden laufend in Kontakt und halte sich konsequent an deren Vorgaben.

Online-Händler Brack arbeitet an Testlauf

Die Brack.ch AG erarbeitet aktuell einen Versuch für Massentests, wie Daniel Rei, Sprecher der Mutter-Unternehmung Competec Holdig AG mitteilt. Im Vordergrund stehe das Testen der Logistikmitarbeitenden in Willisau, die vor Ort arbeiten müssen. «Aber auch in unserem Verwaltungsbereich in Mägenwil sollen Tests künftig angewandt werden können», stellt Rei in Aussicht.

Man sei überzeugt, dass solche Tests den Sicherheitsgrad signifikant erhöhen könnten, «wir begrüssen diese Möglichkeit sehr».

Um entscheiden zu können, welchen Weg Brack.ch beim Testen gehen wird, fehlten aber noch Informationen von offizieller Seite, so Sprecher Rei. So sei derzeit noch unklar, ob man auf einen privaten Anbieter setzen soll, oder ob Bund und Kantone die Testkapazitäten und die dazugehörige Unterstützung bereitstellen. «In erster Linie konzentrieren wir uns aktuell darauf, dass unsere bewährten Schutzmassnahmen rigoros umgesetzt werden.»

Digitec Galaxus wartet auf den Bundesrat

Ähnlich sieht die Lage beim Unternehmen Digitec Galaxus AG aus, das in Wohlen sein Logistikzentrum hat. «Wir starten mit der effektiven Planung, sobald die Test-Offensive des Bundesrats geklärt ist», schreibt Mediensprecher David Kübler. Wenn aber der Bund die Massentests startet, helfe die Firma gerne mit, die Pandemie zu überwinden. «Wir begrüssen diese Möglichkeit», so Kübler.

Kantonalbank klärt ab, Credit Suisse testet bereits

«Es spielen verschiedene Faktoren mit, die ausschlaggebend dafür sind wie regelmässig solche Tests durchgeführt werden müssen», sagt Christine Honegger, Kommunikationsleiterin der Aargauischen Kantonalbank (AKB). Kundenkontakte, die Räumlichkeiten oder auch die Mobilität von Mitarbeitenden spielten dabei eine Rolle. Darum müsse auch darüber nachgedacht werden, welche Arbeitsbereiche getestet werden müssen. Die AKB würde Tests begrüssen, klar sei, dass diese für die Mitarbeitenden freiwillig seien.

Noch zu klären sei, wer für die Kosten der Tests aufkommt, so Christine Honegger. Das hat die Credit Suisse hingegen bereits für sich beantwortet. Alle Mitarbeitenden, die für die Aufrechterhaltung des Betriebs ihre Arbeit zwingend in den Räumlichkeiten der Bank ausüben müssen, können sich bereits seit Mitte Februar regelmässig mit einem PCR-Test mit Speichelentnahme auf das Coronavirus testen lassen. Das gilt bei Credit Suisse schweizweit und vorerst bis Ende März.

Danach werde über eine Weiterführung oder Anpassung der Testmöglichkeiten entschieden. Mediensprecher Roland Teuscher sagt:

«Der Schutz und die Sicherheit unserer Mitarbeitenden und Kunden hat für die Credit Suisse weiterhin oberste Priorität.»

Yannick Berners Urma AG bereits im Februar an Kanton gelangt

In die Offensive gegangen ist auch Yannick Berner, Geschäftsleitungsmitglied der Werkzeug- und Maschinenfabrik Urma AG in Rupperswil. Die Firma bietet zwar noch keine Tests an, der FDP-Grossrat hat sein Interesse daran aber bereits Anfang Februar beim Kanton deponiert. Er sei darauf hingewiesen worden, dass im Rahmen des kantonalen Pilotprojekts zuerst die Schulen und Pflege-Institutionen an die Reihe kommen, so Berner.

Dieses Abwarten verstehe er nicht ganz. «Für mich würde das eigentlich nicht ausschliessen, dass auch Unternehmen parallel dazu schon jetzt Massentests durchführen und so bei der Eingrenzung der Pandemie helfen können», findet Berner und er ergänzt: «Schade, dass der Aargau als Industriekanton diese Chance als Vorbild in die Vorleistung zu gehen verpasst hat.»

Sicher ist, dass die Firma zum Testen bereit wäre und das ihren Mitarbeitenden auf freiwilliger Basis anbieten will. Die Pandemie soll eingegrenzt, die Belegschaft möglichst gut geschützt werden. Aber Berner liegt auch die Produktion am Herzen. «Unser Ziel ist, dass wir weiter produzieren können und nicht wegen eines Ausbruchs schliessen müssen. Die Tests würden neben den weiteren Massnahmen etwas mehr Planungssicherheit geben», so Berner.

«Unser Ziel ist, dass wir weiter produzieren können und nicht wegen eines Ausbruchs schliessen müssen. Die Tests würden neben den weiteren Massnahmen etwas mehr Planungssicherheit geben.»

Bisher hatte die Urma AG Glück, noch nie musste sie coronabedingt die Maschinen ausschalten.