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Steuerfusserhöhung: «120 Prozent ist aus heutiger Sicht keine Fantasiezahl»

Dass die Erweiterungsbauten der Schule Entfelden inzwischen unverzichtbar sind, hat auch die Bevölkerung von Ober- und Unterentfelden letzten Sonntag an der Urne deutlich gemacht: Mit einem stattlichen Ja-Anteil von 79 Prozent stimmte sie für das erste Projekt zur Schulraumerweiterung, die Doppelaufstockung des blauen Oberstufenschulhauses.

Doch jede Investition hat auch seinen Preis: 23 Millionen Franken sind für Sanierung, Aufstockung und Provisorium während des Baus vorgesehen, aufgeteilt zwischen beiden Gemeinden gemäss ihrer Einwohnerzahl. Oberentfelden müsste 15,4 Millionen zahlen, Unterentfelden 7,6 Millionen.

Der Oberentfelder Gemeindeammann Markus Bircher hat bereits klargemacht, dass mit dem Schulhausbau eine Steuerfusserhöhung um rund vier Prozentpunkte nötig sein wird. «Mit dem Bau kommen jährlich an die 700’000 Franken Abschreibungen auf die Gemeinde zu. Da kommen wir nicht drum herum», sagte er. Der Steuerfuss in Oberentfelden beträgt heute 110 Prozent.

Einen Tag nach der Abstimmung fand die Unterentfelder Gemeindeversammlung statt. Dort gab der abtretende Gemeinderat und Vorsteher des Ressorts Finanzen, Martin Löffel, eine Vorstellung darüber, wie Unterentfelden die nötigen Schulbauten zu finanzieren gedenkt. Eine massive Steuerfusserhöhung sei unumgänglich. «Aktuell kann noch nicht gesagt werden, um wie viel. Doch 120 Prozent ist aus heutiger Sicht keine Fantasiezahl», sagte er.

An der Gemeindeversammlung in Unterentfelden wurde auch Martin Löffel (am Rednerpult) nach zwei Jahren im Gemeinderat verabschiedet.

Damit würde der Steuerfuss von heute 113 Prozent um sieben Punkte steigen – und dies bereits ab 2023, wie der aktuelle Finanzplan der Gemeinde offenbart. «Aufgrund der anstehenden Investitionen wurde für die Aufgaben- und Finanzplanung der Steuerfuss ab 2023 auf 120 Prozent erhöht», steht dort.

Wofür will Unterentfelden Geld ausgeben?

Dass eine Erhöhung kommt, davon kann man fast sicher ausgehen. Gleich 120 Prozent werden es aber vielleicht doch nicht. Es kommt zum Beispiel darauf an, wie sich Corona weiter auswirkt. Vor einem Jahr noch malte die Gemeinde viel schwärzer als heute und schrieb in den Abstimmungsunterlagen zum Budget 2021 von einem Steuerfuss von dereinst 123 Prozent. 120 Prozent waren bereits für 2022 vorgesehen. Zuletzt aber stiegen die Steuereinnahmen, für das tatsächliche Budget 2022 rechnete die Gemeinde inzwischen optimistischer, der Steuerfuss blieb bei 113.

Ein Blick in den Finanzplan verrät: Nebst den Schulbauten sind für 2023 90’000 Franken Planungskredit für die Sanierung und Neugestaltung der Hauptstrasse eingetragen. Ebenfalls für dann vorgesehen sind 200’000 für «Ersatz Holzschnitzelheizung» sowie insgesamt 733’000 Franken für die Sanierung der Sämisweid- und Roggenhausenstrasse sowie des Höhenwegs. 335’000 Franken soll zudem die Offenlegung des Schifflibachs kosten. Ausgaben für den Hochwasserschutz betragen 317’000 Franken, verteilt über sechs Jahre.

Ab 2024 sind für 450’000 Franken weitere Strassensanierungen eingetragen, für 250’000 Franken auch die Erneuerung der Unterführung Suhrentalstrasse. Ab 2028 sind dann 3,8 Millionen für die Sanierung der Hauptstrasse vorgesehen.

Der mit Abstand grösste Brocken ist aber schon die Schule: Nebst den 7,6 Millionen Franken für die Aufstockung der Oberstufe werden ab 2023 auch neues Schulmobiliar und sonstige Investitionen für zusammen über eine Million benötigt. Noch nicht eingetragen ist der wahrscheinliche Neubau eines Primarschulhauses ab 2028, was zusätzliche Millionen kosten wird.