
Maske auf, Maske ab: Wieso Betreuerinnen in Kitas nicht durchgehend einen Mundschutz tragen sollen
Maske auf. Das gilt grundsätzlich auch in den Kitas. Während die Eltern noch anwesend sind sowieso. Doch auch im Betreuungsalltag, beim Spielen und Lernen, sollen die Betreuerinnen Masken tragen. Allerdings nicht durchgehend.
Maske ab. Das gilt dann, wenn das Tragen einer Maske die Betreuung «wesentlich erschwert». So schreibt es der Bund vor. In solchen Fällen können die Betreuerinnen die Masken abziehen. Die Kita muss dann festhalten, welche Betreuerinnen wann mit welchen Kindern ohne Maske Kontakt hatten.
Welche Situationen das genau sind, ist nicht abschliessend geregelt. Das könne zum Beispiel sein, schreibt Maria Gares vom Departement für Gesundheit und Soziales, wenn ein Säugling in den Mittagsschlaf begleitet wird. Oder wenn mit einem Kleinkind Laute geübt werden. Weil die Situationen nicht genau geregelt sind, wird die Maskenpflicht unterschiedlich umgesetzt.
Fast durchgehend Masken in einer Kita
«Das mit den Masken ist ganz gut umsetzbar. Man gewöhnt sich dran.» Erika Hofmann leitet die Kita Schwanenaescht in Aarau. Es seien immer Mal wieder kurze, dokumentierte Momente, über den ganzen Tag verteilt, in denen bei ihnen die Masken abgezogen würden. Etwa beim Wickeln, beim Anziehen, oder auch beim Brei geben. «Bisher hat noch kein Kind negativ auf die Masken reagiert», sagt Hofmann.
Problematisch sei ein ständiges Maskentragen bei Babys: «Ihre Reaktionen sind manchmal schwerer einzuschätzen als diejenigen älterer Kinder. Babys brauchen Mimik und ein Gesicht, um sich sicher zu fühlen», sagt Hofmann. Und auch bei fremdsprachigen Kindern seien Masken problematischer: «Um die Sprache zu lernen, sind Gesicht und Mimik sehr wichtig.»
Babys, fremdsprachige Kinder: Genau wegen solchen Fällen, aber nicht nur, gilt in den Kitas keine durchgehende Maskenpflicht. Es gelte die verschiedenen, zu schützenden Güter abzuwägen, schreibt Katrin Serries. Sie ist beim Verband Kinderbetreuung kibesuisse für den Aargau zuständig. Auf der einen Seite steht das Recht der Kinder auf positive Entwicklung. Auf der anderen Seite der Schutz vor Ansteckungen und Quarantäne.
Kibesuisse schreibt dazu auf seiner Website: «Kleinkinder haben elementare Beziehungs- und Kommunikationsbedürfnisse. Sie orientieren sich dabei an Mimik, Gestik, Sprache, Körperhaltung. Die Mundpartie des Gegenübers spielt dabei nicht die einzige, aber eine wichtige Rolle, ganz besonders für den Spracherwerb.» Und weiter: «Kleinkinder brauchen regelmässig und während einer gewissen Zeit ihres Wachseins ein Gegenüber, das mit ihnen auch ohne verdecktes Gesicht im Dialog ist.»
Praktisch keine Masken in einer anderen Kita
In einer anderen Kita im Kanton hat man sich diese Überlegungen noch stärker zu Herzen genommen. Noch bis vor kurzem spielten dort Masken praktisch keine Rolle. Die Betreuerinnen kümmerten sich jeweils in unterschiedlichen Räumen um die Kinder – grundsätzlich ohne Masken. Jeder Kontakt wurde dabei schriftlich festgehalten. Nur wenn die Eltern die Kinder brachten oder abholten, und wenn die Betreuerinnen den Abstand untereinander nicht einhalten konnten, wurden Masken getragen. «Wir haben das mit den Eltern so abgemacht. Auch auf ihren Wunsch hin und den Kindern zu Liebe haben wir uns entschieden, möglichst lange auf Masken zu verzichten», sagt die Kitaleiterin.
Erst seit dieser Woche, seit schweizweit verschärfte Coronamassnahmen gelten, werden auch in dieser Kita Masken getragen. Das so lange darauf verzichtet wurde, war eigentlich nicht die Idee gewesen. Nochmals Maria Gares vom Departement für Gesundheit und Soziales: «Die Maskenpflicht ist verpflichtend, und es kann nur in spezifischen Situationen davon abgesehen werden.» Systematisch überprüft wird das allerdings nicht. Deshalb könne man auch keine Aussagen dazu machen, wie gut die Maskenpflicht insgesamt umgesetzt werde.