
Für 68,7 Millionen mehr pro Jahr: Aargauer Parlament stimmt höheren Lehrer-Löhnen ab 2022 zu
Inklusive Arbeitgeberbeiträge beträgt der Nettoaufwand für den Kanton 50,6 Millionen Franken und für die Gemeinden 18,1 Millionen Franken. Die Gesamtkosten für die Löhne von 12’000 Lehrpersonen (rund 8000 Vollzeitstellen) werden sich auf insgesamt 1,1 Milliarden Franken pro Jahr belaufen. Das neue Lohnsystem wird in einem Schritt per 1. Januar 2022 eingeführt.
Für die Reform sprachen sich SP, FDP, CVP, GLP und EVP/BDP aus. Es gehe darum, dass vor allem junge Lehrpersonen nicht in die Nachbarkantone abwanderten, hielt die SP fest. Der Konkurrenzdruck sei gross. Die Arbeitsbedingungen müssten daher attraktiver werden.
«Überrissene Mehrkosten»
Die FDP hielt fest, dass die Einstiegslöhne heute zu tief seien. Sie forderte, dass das neue Lohnmodell gestaffelt über drei Jahre eingeführt werde. Das Parlament lehnte die Etappierung mit 74 zu 60 Stimmen ab.
Auch die SVP stellte sich grundsätzlich hinter die Reform. Die Mehrkosten von 68,6 Millionen Franken pro Jahr seien jedoch «überrissen». Der Kanton und die Gemeinden könnten dies nicht stemmen.
Bildungsdirektor Alex Hürzeler (SVP) sagte, es handle sich um ein sehr wichtiges Geschäft. Der Aargau müsse bei den Lehrerlöhnen wieder konkurrenzfähig werden. Es brauche ein modernes und transparentes Lohnsystem.
Lehrermangel und steigende Schülerzahlen
Als Folge von Spar- und Lohnnullrunden hatten die Saläre im Vergleich zu den umliegenden Kantonen deutlich an Wettbewerbsfähigkeit verloren, wie der Regierungsrat in seiner Botschaft festhält. Inzwischen unterschritten die Aargauer Löhne jene der Nachbarkantone in den allermeisten Funktionen massiv, insbesondere in der ersten Hälfte der Berufslaufbahn.
Im ganzen deutschsprachigen Raum bestehe zudem ein akuter Mangel an qualifizierten Lehrpersonen und dieser werde sich in den nächsten Jahren noch akzentuieren. Die Schülerzahlen an der Volksschule stiegen an. Auch würden mehr Lehrerinnen und Lehrer in den Ruhestand treten als derzeit von den Pädagogischen Hochschulen ausgebildet würden.
Erfahrungsstufen statt Lebensalter
Das Lohnsystem basiert auf einer Funktionsbewertung, die zusammen mit Experten entwickelt wurde. Zur Erhebung der jeweiligen Anforderungen und Belastungen wurden Lehrerinnen und Lehrer aller Funktionen sowie Schulleitungen befragt. Die verschiedenen Anforderungsniveaus wurden einer Lohnstufe zugeordnet.
Die Regierungsrat schlägt vor, dass der Normverlauf der Löhne nicht wie bisher dem Lebensalter folgt sondern entlang von 32 Erfahrungsstufen. Der Lohn von jüngeren Lehrpersonen und Schulleitenden soll stärker ansteigen und mit zunehmenden Erfahrungsjahren abflachen.