
Heitere-Chef Christoph Bill: «Die Besucher erlebten, was sie suchten»
Am Sonntag ist es zu Ende gegangen. Ein Heitere Open Air, das so anders war, als das, was man bisher kannte. Und trotzdem so gleich. «Es folgte ein Highlight nach dem anderen, das Wetter war toll und es gab ganz viele intensive Momente», sagt Festival-Chef Christoph Bill. Wirtschaftlich, sagt er, hätten sich das Festival unter dem Motto «Reduce To The Max» sowie die Vorabende nicht gelohnt. 15 800 Besucher haben über die sechs Tage verteilt ihren Weg auf den Zofinger Hausberg gefunden. Deutlich weniger als Bill gehofft hatte. «Bei den vollen Fussballstadien im Juni dachte ich schon, dass pro Abend 3500 Besuchende möglich wären.» Ausser am Samstag wurde das nie erreicht. Gründe, warum der Besucheraufmarsch nicht war wie erhofft, nennt er einige: etwa der Termin, der einen Monat später war als normal, das erst spät bekannt gegebene Line-up und die fehlenden Unterkunftsmöglichkeiten, da es keinen Zeltplatz gab. Aber: «Die Künstler waren bereit, haben abgeliefert. Und das Publikum hat das genossen und alles aufgesogen. Die Besucher, die gekommen sind, haben genau das erlebt, was sie gesucht haben.»
Testcenter auf dem Heitern wurde wenig genutzt
Am Heitere Open Air und den vorangehenden Abenden galt bereits die Zertifikatspflicht. Wer nicht geimpft oder genesen war oder sich vor der Anreise hat testen lassen, konnte vor Ort ein kostenpflichtiges Testcenter nutzen. Die Kapazitäten seien beschränkt, hatten die Veranstalter im Vorfeld mitgeteilt. Tatsächlich wurde das Angebot nur wenig genutzt. Einzig am Samstagabend kam das Center an seine Grenzen. «Wir mussten den externen Dienstleister mit eigenen Leuten unterstützen. So konnte die Schlange schnell abgebaut werden», erzählt Christoph Bill. Zur guten Stimmung beigetragen haben die Getränke, die den aufs Zertifikat wartenden Besuchern offeriert worden sind.
Wiederholung von Heitere on Air noch offen
Dieses Jahr war die Festival-Party nicht nur auf den Heiternplatz begrenzt. Mit Heitere on Air (ZT vom 13. September) gab es die Möglichkeit, dem Festival auch digital beizuwohnen. Fast 1100 Personen haben davon Gebrauch gemacht. Das entspreche auch etwa den Erwartungen, sagt Bill. «Wir wussten, dass dieses Angebot nicht durch die Decke gehen wird. Schliesslich ersetzt es das Live-Erlebnis vor Ort nur teilweise.» Trotzdem konnten die Nutzer zuhause vom Sofa aus dem Anlass beiwohnen. Bei gewissen Konzerten wurden sie per Livecam auf die Bildwand auf der Bühne übertragen und waren so Angesicht zu Angesicht mit den Künstlern. Mit gewissen Bands war sogar ein digitales Meet and Greet möglich. Nicht alle Künstler hätten sich im gleichen Umfang auf das digitale Angebot eingelassen, sagt Bill. Es gehörte zu den Booking-Bedingungen, dass die Künstlerrechte auch für Heitere on Air genutzt werden können. Trotzdem hätten vor Ort der eine oder andere Künstler nicht alle Möglichkeiten ausschöpfen wollen, erzählt er und zeigt Verständnis dafür, dass dieses neue Produkt eben noch einiges an Erklärungsbedarf habe. Deshalb kann er zum heutigen Zeitpunkt nicht sagen, ob es im nächsten Jahr wieder ein Heitere on Air Festival geben wird. Da auch nur einzelne Elemente realisiert werden könnten, sieht er beispielsweise für Heitere-TV mit moderierten Konzerten und Interviews aus dem Backstage-Bereich gute Chancen, im nächsten Jahr weitergeführt zu werden. Denn diese bieten auch einen Mehrwert für die Festivalbesucher vor Ort.
Rückbau bis Donnerstagabend
Sonntagnacht begann schon kurz nach dem Ende des Patent-Ochsner-Konzerts der Rückbau. Dieser wird bis Donnerstag andauern – und damit wenig kürzer sein als in einem normalen Jahr. «Obwohl wir pro Abend nur drei Bands und ein deutlich kleineres Gelände hatten, war viel Infrastruktur nötig», sagt Christoph Bill. Diese wird nun Stück für Stück abgebaut und einiges davon in Zofingen eingelagert. Damit sie 2022 fürs nächste – hoffentlich regulär stattfindende – Heitere Open Air wieder genutzt werden kann.