Was Sie über die neuen Schnelltests im Aargau wissen müssen

1) Wie funktioniert der neue Antigen-Schnelltest?

Wie beim PCR-Test muss der Nasen-Rachen-Raum abgestrichen werden. Das Abstrichmaterial wird danach auf ein Test-Kit gegeben. Sind Virusproteine vorhanden, wird – wie beim Schwangerschaftstest – eine Farb- oder Fluoreszenzreaktion ausgelöst. Von der Probeentnahme bis zum Vorliegen des Testresultats dauert es 30 Minuten.

2) Bei welchen Personen kommt der Schnelltest zum Einsatz?

Der Schnelltest wird überwiegend bei Personen mit typischen Covid-Symptomen durchgeführt (Husten, Halsschmerzen, Fieber, Verlust des Geruchs- oder Geschmackssinns). Der Symptombeginn darf nicht länger als vier Tage her sein. Personen, die hospitalisiert oder besonders gefährdet sind, zum Beispiel Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen, müssen nach wie vor einen PCR-Test machen, wenn sie Symptome haben. Gleiches gilt für Personen, die im Gesundheitswesen arbeiten. Bei Personen ohne Symptome kommt der Schnelltest nur zum Einsatz, wenn sie eine Warnung der Covid-App erhalten haben oder – in gewissen Ausnahmesituationen – wenn ein Test ärztlich angeordnet wird.

Der Symptombeginn darf für den Test nicht länger als vier Tage her sein.

Der Symptombeginn darf für den Test nicht länger als vier Tage her sein.

© Martin Ruetschi, Keystone

3) Wer führt Schnelltests durch?

Schnelltests beziehen und anbieten dürfen Spitäler, Arztpraxen, Testzentren und Apotheken. Der Entscheid, ob sie die Tests ihren Patientinnen und Kunden anbieten, liegt bei ihnen. Im Aargau haben laut Kantonsärztin Yvonne Hummel seit dem 2. November über 45 Leistungserbringer Schnelltests bezogen; darunter Spitäler, das Institut für Arbeitsmedizin in Baden und Hausärztinnen und Hausärzte. Hummel begrüsst, wenn die Tests an möglichst vielen Orten angeboten werden.

4) Sind die Schnelltests bereits im Einsatz?

An den Spitälern und in den Hausarztpraxen sind die Tests bereits im Einsatz. Das Kantonsspital Aarau setzt sie seit Montag ein. Noch etwas länger dauert es, bis in den Apotheken getestet werden kann. Die Apothekerinnen und Apotheker müssen sich zuerst beim Kanton registrieren und nachweisen, dass das Personal entsprechend geschult ist. Lukas Korner, Präsident des Aargauischen Apothekerverbandes, sagt, es fänden noch diese Woche Schulungen statt. In einem ersten Schritt würden einige Pilotapotheken die Tests anbieten, später dürften es immer mehr werden. «40 bis 50 Aargauer Apotheken – also rund die Hälfte – kann sich vorstellen, Tests anzubieten.» Wann die erste Apotheke Tests anbieten kann, hänge auch davon ab, wann der Kanton über die Anforderungen an das Schutzkonzept informiert und wie schnell die Tests geliefert werden. «Passiert das schnell, sind wir Ende nächste Woche bereit», sagt Korner.

5) Was passiert nach dem Schnelltest?

Die getestete Person wird über das Resultat informiert, sobald es vorliegt. Ist der Test positiv, muss die Person in Isolation. Der Apotheker oder die Ärztin erklärt ihr, was genau das heisst. Zudem werden das Bundesamt für Gesundheit und das kantonale Contact-Tracing-Center (Conti) über das positive Resultat informiert. Die Conti-Mitarbeitenden nehmen dann ebenfalls Kontakt mit den Infizierten auf. Allerdings kann es aktuell aufgrund der hohen Belastung zu Verzögerungen kommen. Wenn sich der Gesundheitszustand einer infizierten Person verschlechtert, rät die Kantonsärztin, sich ärztliche Hilfe zu holen. «Die Arztpraxen sind für solche Fälle die richtige Anlaufstelle.»

6) Kann der Schnelltest zu Hause durchgeführt werden?

Ein Hals-Nasen-Abstrich muss zwingend von einer Fachperson durchgeführt werden. Der Kanton hat in der ersten Welle den Einsatz von mobilen Testteams geprüft – die Idee aber wieder verworfen. Laut Kantonsärztin Yvonne Hummel steht derzeit eine Zusammenarbeit mit den Spitex-Organisationen zur Diskussion. Aktuell sprächen aber die Test-Kriterien des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) dagegen. «Die Spitex kümmert sich vorwiegend um ältere, kranke oder geschwächte Menschen. Bei dieser Personengruppe verlangt das BAG momentan einen PCR-Test.» Ausserdem sei im Moment nicht vorgesehen, dass Pflegefachpersonen die Tests durchführen.

Laut Kantonsärztin Yvonne Hummel könnte es zu einer Zusammenarbeit mit den Spitex-Organisationen kommen.

Laut Kantonsärztin Yvonne Hummel könnte es zu einer Zusammenarbeit mit den Spitex-Organisationen kommen.  Severin Bigler

7) Der Kanton Zürich baut und finanziert Testzentren und setzt die Schnelltests dort ein. Kommt das im Aargau auch?

Nein. Als Kanton der Regionen eigne sich der Aargau dafür eher nicht, sagt Hummel. Ausserdem hält die Kantonsärztin fest, dass uns die Covid-
Krise noch viele Monate, vielleicht sogar wenige Jahre beschäftigen wird. Die Versorgung von Covid-Patientinnen müsse deshalb immer mehr in die bereits vorhandenen medizinischen Strukturen integriert werden. «Das ist nachhaltiger, als neue Angebote zu schaffen.»

8 Wie viel kostet der Schnelltest, und wer bezahlt ihn?

Der Schnelltest kostet 80 Franken. Für die getestete Person ist der Test gratis, sofern sie die Testkriterien des Bundesamtes für Gesundheit erfüllt. Wer sich einfach aus «Gwunder» testen lassen will, ohne dass ein Ansteckungsrisiko besteht oder Symptome vorhanden sind, muss für die Kosten selbst aufkommen.

 
Der neue Schnelltest kostet 80 Franken und ist im Normalfall gratis.

Der neue Schnelltest kostet 80 Franken und ist im Normalfall gratis.

© Peter Klaunzer / KEYSTONE

9) Ist der Schnelltest überhaupt zuverlässig?

Studien des Bundes kommen zum Schluss, dass die Schnelltests infizierte Personen mit Symptomen in den ersten vier Tagen seit Symptombeginn sehr zuverlässig erkennen. Die Sensitivität betrage 87 Prozent. Von 100 Menschen, die mit Covid-19 infiziert sind, erkennt der Test also 87. Damit ist der Schnelltest etwas weniger zuverlässig als der PCR-Test. Kantonsärztin Hummel sagt: «Die Zuverlässigkeit ist sehr hoch, insbesondere bei Patienten mit Symptombeginn vor weniger als vier Tagen.» In dieser Erkrankungsphase würden viele Viren produziert, weshalb auch ein weniger sensitiver Test ein sehr zuverlässiges Ergebnis biete.

10) Was erhofft sich der Kanton von den Schnelltests?

Das Hauptziel in der aktuellen epidemiologischen Lage mit immer mehr infizierten Personen sei es, alle symptomatischen Personen testen zu können, sagt Kantonsärztin Hummel. «Und zwar so, dass wir eine sichere Aussage möglichst schnell und möglichst zuverlässig haben.» Sie hofft, dass dank der Schnelltests mehr Personen getestet werden können. Weil es für die Auswertung kein externes Labor braucht, könne der Test auch viel breiter und dezentraler angeboten werden. «Das ist für Personen mit Symptomen ein Vorteil, weil Tests wohnortnah zur Verfügung stehen.» Umgekehrt führen die Schnelltests laut Hummel zu einer Entlastung der Labors. «Dadurch dauert es auch wieder weniger lange, bis das Resultat eines PCR-Tests vorliegt. Insofern profitieren also auch Personen, die zur Risikogruppe gehören, indirekt von den Schnelltests.»

Sebastian Haubitz, Leiter des Testcenters am Kantonsspital Aarau, hofft ausserdem, dass die Schnelltests die Testbereitschaft der Bevölkerung weiter erhöhen, «nachdem lange Wartezeiten an vielen Orten zu Unmut und einem Rückgang der Testbereitschaft geführt haben».

Das Hauptziel ist es, alle symptomatischen Personen testen zu können.

Das Hauptziel ist es, alle symptomatischen Personen testen zu können. © Keystone/dpa/Marius Becker

11) Wie viele Tests stehen im Aargau zur Verfügung?

Die Schnelltests stehen nicht unbegrenzt zur Verfügung. Sie sind kontingentiert. Der Bund hat für die Schweiz 1,5 Millionen Schnelltests gesichert. Diese werden anhand der Einwohnerzahlen auf die Kantone verteilt. In den Kanton Aargau kommen demnach acht Prozent dieser Tests, also 120000. Das Kontingent sei sehr hoch, sagt Kantonsärztin Hummel. «Im Idealfall merkt niemand, dass die Tests limitiert sind.»