
«Wir wurden überrannt»: Aargauer Wohnmobil-Händler macht im Corona-Sommer gute Geschäfte
Trotz Abstandsregeln wurde es diesen Sommer eng auf den Schweizer Campingplätzen. Viele Reisehungrige verzichteten auf Ferien im Ausland und suchten dafür in der Schweiz ein Plätzchen, oftmals mit dem Wohnmobil. Nicht alle hatten dabei jedoch Erfolg, denn die Campingplätze waren vielerorts schnell ausgebucht.
Auch die Wohnmobilhändler erlebten einen derart grossen Ansturm, dass viele von ihnen schlichtweg keine Camper mehr zum Verkaufen und Vermieten hatten. «Wir wurden überrannt», bestätigt Theo Strebel, Geschäftsleiter vom Camper-Shop Strewo in Wohlen auf Anfrage. Er konnte alle Wagen verkaufen, die er am Lager hatte, und auch die Vermietung sei gut gelaufen. «Dieses Jahr ist sicher eines der besseren», so Strebel. Er geht davon aus, dass dieser Boom coronabedingt anhalten wird: «Die Leute wollen nicht mehr ins Flugzeug oder in ein Hotel, sondern ihr eigenes WC und Zimmer dabei haben.»
Der Strewo-Geschäftsleiter hat jetzt bereits Käufer, die einen Camper für 2021 bestellen. Das sei sehr aussergewöhnlich, so Strebel. Seine Kundinnen und Kunden gingen offenbar davon aus, dass das Reisen auch in den nächsten Jahren schwierig sein werde.
Kunden kaufen teurere Produkte mit Feriengeld
Wohnmobile waren nicht die einzigen Verkaufsschlager dieses Jahr: Velos und besonders E-Bikes lagen ebenfalls stark im Trend. Bruno Fuchs hat in seinem E-Bike-Geschäft «Fuchs Räder» in Bözen doppelt so viele verkauft wie in den vergangenen Jahren. Seine Kunden seien vor allem an E-Mountainbikes für Fahrten abseits der geteerten Strassen interessiert, sagt der Geschäftsführer. Engpässe bei der Lieferung habe es zum Glück nur wenige gegeben, da seine Produkte aus dem nahen Deutschland stammten.
Auch bei Fischer Zweiradsport in Seon waren die E-Bikes der grosse Renner, wie Manuel Fischer erklärt. Man habe «massiv mehr» E-Bikes verkauft als normale Velos, so der Sohn des Geschäftsführers. Inzwischen seien die Verkaufszahlen aber wieder rückläufig, nachdem das Geschäft besonders im Mai und Juni geboomt habe.
In den SportXX-Filialen im Aargau wurden nebst Velos vor allem Wanderartikel am meisten verkauft, darunter Wanderschuhe, Kleider, Rucksäcke und Zelte. Dabei habe man gemerkt, «dass die Leute viel investieren und auf die Qualität schauen, besonders bei den Velos», sagt Andrea Bauer, die Mediensprecherin der Migros Aare. Viele Daheimgebliebene würden sich nun wohl mit dem eingesparten Feriengeld ein Paar gute Wanderschuhe oder ein neues Velo leisten, vermutet Bauer.
Schwimmwesten sind begehrte Ware
Der wohl gefragteste Artikel in diesem Sommer waren aber Schwimmwesten, und das ganz unabhängig von der Coronapandemie: Seit Anfang Jahr müssen Gummibootfahrer schweizweit für jeden Insassen des Bootes eine Schwimmweste mitführen. In vielen SportXX-Filialen seien Schwimmwesten für Erwach- sene daher nach wie vor ausverkauft, obwohl man mehr als sonst davon bestellt habe, sagt Migros-Sprecherin Bauer.
Die grossen Gummiboote seien vielerorts ebenfalls nicht mehr erhältlich. Ansonsten habe man dank des schönen Wetters vor allem aufblasbare Wassersportartikel wie Schwimmringe, Flamingos, Einhörner und Stand-up-Paddles verkauft.