Tigermücke kommt dem Aargau immer näher – trotzdem geben Experten eine gewisse Entwarnung

Die Tigermücke – eine potenzielle Überträgerin von Krankheitserregern – kommt dem Aargau immer näher. Wie die zuständigen Behörden mitteilten, hat sich die asiatische Stechmücke in der Region Basel weiter verbreitet. So gibt es inzwischen auch in den Baselbieter Gemeinden Reinach und Muttenz Hinweise auf eine Ansiedlung. Im Fall von Muttenz also keine fünf Kilometer von der Grenze zu Kaiseraugst im Fricktal entfernt.

Trotzdem können die Experten für den Aargau eine gewisse Entwarnung geben. Zwar gab es in den vergangenen Jahren auch hier immer mal wieder Funde von einzelnen Eigelegen. «In der jeweils darauffolgenden Kontrolle am selben Standort konnten aber keine Tigermückeneier mehr festgestellt werden. Es kann daher davon ausgegangen werden, dass sich ­bisher noch keine lokalen Populationen gebildet haben», sagt Christine Trachsel, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim zuständigen Amt für Verbraucherschutz. Zum selben Schluss kommt auch Pie Müller, Entomologe und Leiter der Arbeitsgruppe Vektorkontrolle am Schweizerischen Tropen- und Public-Health-Institut (Swiss TPH).

Die Situation im Kanton wird trotzdem genau beobachtet. Seit 2013 führt das Swiss TPH im Auftrag des Bundes eine nationale Überwachung von invasiven gebietsfremden Stechmücken durch, zu der auch die Tigermücke gehört. Der Kanton Aargau unterstützt zudem ein interregionales Projekt zur Überwachung der Tigermücke. Derzeit sind im Kanton fast 50 Fallen aufgestellt, vorwiegend an Knotenpunkten des Personen- und Frachtverkehrs. «Als Standort wurden Orte gewählt, an denen Tigermücken eingeschleppt werden können», erklärt Pie Müller und nennt unter anderem den Campingplatz in Kaiseraugst, die Autobahnraststätten Kölliken und Würenlos oder den Hauptsitz des Busunternehmens Eurobus in ­Windisch als Beispiel. Überall könnten die Mücken als blinde Passagiere aus dem Süden ankommen. Die Funde wurden denn auch vorwiegend an Autobahnraststätten gemacht.

Auch Meldungen aus der Bevölkerung gehen die Fachleute vermehrt nach. Diese nehmen bei der Koordinationsstelle Neobiota des Kantons und beim Swiss TPH von Jahr zu Jahr zu. «In den allermeisten Fällen handelt es sich bei den Tieren um die asiatische Buschmücke, einheimische Mückenarten oder andere Insekten», sagt Trachsel. Die Experten raten trotzdem zu Wachsamkeit. Die Tigermücke nutzt flache, stehende Gewässer zur Eiablage, etwa Topfuntersetzer, Regentonnen oder Vasen. Massnahmen seien im Aargau hingegen noch nicht nötig. «Solange sich keine lokalen Populationen etablieren können, ist noch keine Bekämpfung notwendig», so Trachsel. Die Situation wird laufend neu beurteilt. Denn: Obwohl die Tigermücke bisher nur selten vorkommt, sei «aufgrund der Klimaerwärmung und der Globalisierung auch in der Region mit einem zunehmenden Auftreten zu rechnen», wie Trachsel sagt.