Poser und Raser ärgern Aargauer Bevölkerung an Ostern: «Etliche Töff-Fahrer liessen Motoren aufheulen»

Mit 235 km/h fuhr ein 19-jähriger Lenker eines gemieteten BMW M6 in der Nacht von Karfreitag auf Samstag auf der Autobahn A1 bei Spreitenbach. Fast gleichzeitig erfasste das Gerät der Kantonspolizei einen Audi RS6, dessen Lenker – ein 21-Jähriger – auf 224 km/h beschleunigt hatte. Vermutlich lieferten sich die beiden Männer auf dem Autobahnabschnitt ein Autorennen. Die Limite beträgt dort 120 km/h. Die Kantonspolizei nahm beide Männer fest.

Die Autobahn A1 bei Spreitenbach ist bei Rasern bekannt und beliebt. In der Nacht auf Ostersonntag erfasste das Radargerät der Polizei hier einen VW-Beetle, der von einem 22-jährigen Lenker auf 219 km/h beschleunigt wurde. Nur eine Woche zuvor hatte die Polizei hier einen 35-jährigen Raser mit 209 km/h gemessen.

All diese Automobilisten haben den Rasertatbestand erfüllt und müssen mit hohen Geldstrafen, aber auch Gefängnisstrafen rechnen.

Weniger Verkehr wegen Corona

Rund um die Ostertage hat die Kantonspolizei im ganzen Kanton gezielt Geschwindigkeitskontrollen auf bekannten Raserstrecken durchgeführt. «Dazu gehören nebst der A1 zum Beispiel auch die Benkenstrasse bei Oberhof oder der Boowald», sagt Bernhard Graser, Sprecher der Kantonspolizei Aargau, auf Anfrage. Bei den Kontrollen am Osterwochenende wurden viele Automobilisten gebüsst. «Bedenklich ist insbesondere die Anzahl der Verstösse, welche den sogenannten Rasertatbestand erfüllen», sagt Graser. Dies trifft beispielsweise dann zu, wenn jemand auf einem Autobahnabschnitt, auf dem die Tempolimite 120 km/h gilt, schneller als 200 km/h fährt. Das gute Ausflugswetter am Osterwochenende begünstige die Tempoexzesse erfahrungsgemäss, sagt Graser.

Zum guten Wetter kamen dieses Jahr aber auch die Auswirkungen der Corona-Pandemie: Das Verkehrsaufkommen war geringer als normal, sagt die Kantonspolizei. Dies zeige, dass viele Leute wie empfohlen zu Hause blieben. Dementsprechend ereigneten sich wenig Unfälle. Umso mehr fiel aber das Verhalten der Raser und Poser am Osterwochenende auf den eher leeren Strassen auf, sagt Mediensprecher Bernhard Graser: «Die bewusst lärmige Fahrweise dieser Leute führte täglich zu zahlreichen Lärmklagen aus der Bevölkerung. Dafür sorgten auch etliche Motorradfahrer, die unnötigerweise ihre Motoren aufheulen liessen.» Dieses Bild sei auch an Tankstellenshops zu beobachten gewesen.

Viele Anrufe wegen Auspufflärm

Bei vielen Anrufen oder Mails, die am Wochenende in der Notrufzentrale eingegangen sind, hätte man den deutlichen Ärger über die aktuelle Situation gespürt: «Man hat gemerkt, dass sich viele Menschen eingeschränkt haben und zu Hause geblieben sind. Dass sie dann nicht einmal dort die Ruhe geniessen konnten, hat viele wütend gemacht.»

Denkbar ist auch, dass viele Schnellfahrer aufgrund der gesperrten Grenzübergänge nicht nach Deutschland ausweichen konnten: «Jeweils im Frühling, wenn die beliebten Alpenpässe noch Wintersperre haben, konzentriert sich das Aufkommen an Töfffahrern auf das Mittelland und die Voralpen. Die Tatsache, dass der Schwarzwald aktuell ebenfalls verwehrt bleibt, mag diesen Effekt noch verstärken», sagt Bernhard Graser. Bei den Verstössen um Ostern habe es sich aber mehrheitlich um junge Autofahrer gehandelt, die in leistungsstarken Autos unterwegs waren.