
Läden, Parks, ÖV: Handy-Daten zeigen, wo sich die Aargauer trotz Corona nach draussen wagen
«Bleiben Sie wenn möglich zu Hause»: Der Aufruf des Bundesrates zur Eindämmung des Coronavirus wird nicht überall gleich gut befolgt. Ein Kanton, in dem sich die Menschen im Vergleich zum Rest der Schweiz oft nach draussen wagen: der Aargau.
Dies zeigen anonymisierte Standortdaten von Handys, die Google ausgewertet und öffentlich gemacht hat. Verglichen wurden dabei die Bewegungsdaten im Zeitraum vom 16. Februar bis 29. März mit den ersten fünf Wochen des Jahres.
Insbesondere den Aufenthalt in Parks und auf öffentlichen Plätzen lassen sich die Aargauer demnach nicht nehmen: Um nur gerade 14 Prozent sank die Zahl. Im Rest der Schweiz war die Veränderung mit Minus 41 deutlich stärker. Am letzten Märzsonntag hielten sich die Aargauerinnen und Aargauer sogar so zahlreich in Parks und öffentlichen Plätzen auf wie an keinem anderen Tag des Monats.
© Aargauer Zeitung
Die Google-Daten zeigen in sämtlichen Kategorien dasselbe Bild: Zwar sind auch Aargauer deutlich seltener im öffentlichen Raum anzutreffen als noch vor Ausbruch der Coronavirus-Krise – im Vergleich zu Menschen in anderen Kantonen bleiben sie aber weniger oft zu Hause.
Auffällig: Die Google-Daten belegen die Hamsterkäufe. Die Zahl der Besuche in Lebensmittelläden und Apotheken stieg Ende Februar ein erstes Mal an, nachdem die ersten Menschen im Land positiv auf das Coronavirus getestet wurden. Die zweite Einkaufswelle folgte Mitte März, als der Bundesrat die Notlage ausrief.
Enorm ist derweil der Rückgang bei der Kategorie «Einzelhandel und Freizeit», womit Google unter anderem Restaurants, Cafés, Museen und Shoppingcenter meint. Schweizweit beträgt das Minus 81 Prozent, im Aargau sind es 75 Prozent. Und auch an Busstationen und Bahnhöfen wurden nach dem Lockdown deutlich weniger Handys geortet als vor der Coronakrise.
Mehr Disziplin im Tessin und der Westschweiz
Stellt sich die Frage, warum die Menschen in Aargau die Empfehlungen des Bundesrates weniger strikt befolgen als der Durchschnittsschweizer. Die Daten zeigen klar: In jenen Kantonen, in denen es pro hunderttausend Einwohner besonders viele Coronafälle gibt, wie etwa im Tessin, in Genf, Waadt und im Wallis, halten sich die Menschen besonders stark an die Empfehlungen des Bundesrates.
In all diesen Kantonen sank beispielsweise die Zahl der Besuche in Lebensmittelläden um mindestens 50 Prozent, im Tessin und im Wallis gar um fast 70 Prozent.
Im Anhang des Google-Berichts, der im Internet öffentlich zugänglich ist, heisst es: Die Auswertungen sollen es den Behörden ermöglichen, die Wirkung ihrer Massnahmen einzuschätzen. Die Zahlen wurden für 131 Länder veröffentlicht.
Ausgewertet hat der Technologiekonzern die Standortdaten von Millionen Smartphones, die mit dem Betriebssystem Android laufen. Allerdings wurde nur auf Daten jener Handynutzer zurückgegriffen, welche die standardmässig deaktivierte Einstellung für den Standortverlauf aktiviert hatten.
Die gesammelten Daten seien für die Auswertung anonymisiert worden. Veröffentlicht werden zudem nur prozentuale Veränderungen und nicht absolute Zahlen, sodass alles in allem keine Rückschlüsse auf das Bewegungsprofil Einzelner gemacht werden könnten. Wann der nächste Bericht folgt, teilt Google nicht mit.