Willisauer Modeatelier stellt in der Krise Masken her

Links einige modische Masken, rechts die beiden Standard-Hygienemasken von «LU Couture».
Links einige modische Masken, rechts die beiden Standard-Hygienemasken von «LU Couture».
Eine Lernende an der Nähmaschine. Die Masken werden mit Bändern eingefasst.
Eine Lernende an der Nähmaschine. Die Masken werden mit Bändern eingefasst.

«Wir werden überrannt», sagt Rufina Hümmer. Sie ist Geschäftsführerin des Modeateliers «LU Couture». Normalerweise stellt das Atelier mit Sitz in Willisau und einer Filiale in Luzern Mode nach Mass, Kleinserien von Konfektionsartikeln und Fasnachtskleider her und ist ein Ausbildungsbetrieb für angehende Bekleidungsgestalterinnen und -gestalter.

Aktuell produziert «LU Couture» aber Hygienemasken. Das kam so: Wegen der Corona-Krise sind die Werkstätten bis 19. April für die Öffentlichkeit geschlossen. «Wir sind deshalb auf die Idee gekommen, etwas herzustellen, das dringend gebraucht wird», erklärt die Geschäftsführerin. «Gestartet hatten wir mit unseren Lernenden ein Projekt, das sich mit der Entwicklung von dekorativen Masken in verschiedenen Designs befasst, die im Alltag getragen werden können.»

Priorität haben aber nun die Standard-Hygienemasken. Im Minutentakt kommen die Bestellungen im Onlineshop herein. Seit das Schweizer Fernsehen SRF darüber berichtet hat, werden es immer mehr. «Wir tun, was wir können, und das ist Nähen», sagt Rufina Hümmer. Die Lieferfrist betrage drei bis vier Wochen. Bisher habe sich niemand beschwert.

Wiederverwendbare Hygienemasken

«LU Couture» stellt weisse Hygienemasken aus Baumwolle her, die bei 70 Grad waschbar sind. Es gibt zwei Modelle, ein einfacheres und eines mit Filter. In die «Wechselfiltermaske» kann man einen Filter gegen Pollen, Bakterien und Staub einlegen. Die mit den Masken mitgelieferten Filter kommen aus Asien. In der Schweiz seien Firmen erst daran, die Herstellung von Vliesfiltern zu entwickeln. «Reich wird das Atelier mit dem Auftrag nicht», betont Hümmer. Die einfachere Maske kostet acht Franken pro Stück, die Wechselfiltermaske elf Franken inklusive Filter im Fünferpack. Die Hygienemasken sind keine Medizinprodukte nach Massstäben des Robert-Koch-Instituts (RKI). Deshalb darf man sie nicht «Schutzmasken» nennen. «Sie dienen vor allem dem Selbstschutz», sagt Atelierleiterin Daniela Pisaniello. Das Material absorbiere Tröpfchen und filtere. In den Spitälern würden Einwegmasken aus Papiervlies verwendet, die alle paar Stunden gewechselt werden. Pisaniello leitet die Produktion. Das Atelier in Willisau arbeitet in zwei Schichten, damit die Abstandsregeln von zwei Metern und die Sicherheitsregeln eingehalten werden können. Alle Mitarbeiter tragen während der Arbeit Masken. «Wir haben zuerst den ganzen Raum desinfiziert und Maschinen, die wir momentan nicht brauchen, abgedeckt.» Die Masken werden aus Stoff zugeschnitten, die Falten gebügelt, die Waschetikette draufgenäht. Dann wird die Maske mit Bändern eingefasst. Nach dem Controlling ist das gute Stück fertig.

Das Atelier hat angesichts der grossen Nachfrage nun die Hilfe einer grossen Firma gesucht, welche über die nötigen Kapazitäten verfügt und Erfahrung in der Serienproduktion hat. Entschieden ist noch nichts. Wenn es klappt, könnte sich «LU Couture» wieder seiner Anfangsidee zuwenden. «Die Lernenden können bei den modischen Masken auch ihre Kreativität unter Beweis stellen», sagt Daniela Pisaniello. «Vielleicht wird die Maske bald einmal zu einem Modeaccessoire.» Damit würde aus der Not eine Tugend und man könnte «Designermasken» von Modelabels kaufen.