Aargauer Regierung entscheidet: Ab Mittwoch gilt im Schulhaus wieder Maskenpflicht – es droht Widerstand

Kurz vor den Sommerferien konnten Aargauer Schülerinnen und Schüler die Maske ablegen. Doch nach den Ferien stiegen die Ansteckungen an Aargauer Schulen wieder massiv an und damit kommt auch wieder die Maskenpflicht. Ab Mittwoch, 1. September, gilt sie in allen Schulgebäuden und Unterrichtsräumen – für alle Personen, die sich dort aufhalten, inklusive Schülerinnen und Schüler ab der 5. Klasse.

Der Regierungsrat teilte diesen Entscheid am Montagnachmittag mit. Er begründet ihn mit dem starken Anstieg von Ansteckungen an Schulen und damit, dass sich Infektionsfälle generell bei Menschen unter 30 Jahren häuften. Dazu kommen Schwierigkeiten beim repetitiven Testen und der Eruierung der positiven Einzelfälle. Gleichzeitig zur Maskenpflicht werde «mit Hochdruck» an der Verbesserung der Prozesse beim repetitiven Testen und dem Zusammenspiel mit dem Contact Tracing gearbeitet. «Dringliches Ziel ist, dass die Nachtestungen zeitnah erfolgen können», heisst es in der Mitteilung des Regierungsrats.

Lehrerverbandspräsidentin ist einverstanden

Kathrin Scholl, die Präsidentin des Aargauischen Lehrerinnen und Lehrerverbands, hält die Wiedereinführung der Maskenpflicht für eine logische Konsequenz der Entwicklungen seit den Sommerferien. «So lange das repetitive Testen nicht funktioniert, sind die Masken sinnvoll», sagt Scholl. Letzte Woche wurde die Maskenpflicht bereits für 27 Schulen mit besonders hohen Ansteckungen für vorerst zwei Wochen verfügt. Jetzt sind wieder alle dran, ein mögliches Enddatum nennt der Regierungsrat nicht.

Lehrerverbandspräsidentin Kathrin Scholl.

Lehrerverbandspräsidentin Kathrin Scholl.

Alex Spichale

«Schulen sind derzeit der grösste Ausbruchsherd, also muss man jetzt hier handeln», sagt Kathrin Scholl. Für die Schulen sei zentral, dass der Unterricht überhaupt stattfinden kann und zwar möglichst für alle Schülerinnen und Schüler. «Kinder oder ganze Klassen müssen wegen der vielen Ansteckungen in Quarantäne, es gibt Lehrpersonen, die seit den Sommerferien noch nie die ganze Klasse im Schulzimmer hatten», gibt Scholl zu bedenken. Die Maske sei da das kleinste Übel.

Haltung der Gegnerinnen ist noch die gleiche

Ganz anders sehen das die beiden SVP-Grossrätinnen Nicole Müller-Boder und Maya Meier. Im Frühling wehrten sie sich bereits gegen die Maskenpflicht an der Primarschule. Im März unterstützten sie eine Petition von Eltern mit 3500 Unterschriften, die eine Aufhebung verlangte. Zudem gelangten Müller-Boder und Meier per Motion mit dem gleichen Anliegen an den Regierungsrat. Den Vorstoss zogen die Grossrätinnen schliesslich wieder zurück.

Maya Meier, Grossrätin SVP.

Maya Meier, Grossrätin SVP.

Zvg

An ihrer Haltung hat sich seither aber nichts geändert. «Ich würde die Kinder jetzt einfach in Ruhe lassen», sagt Maya Meier. Ein Argument für die Maske im Winter war der Schutz der Lehrpersonen – diese hätten sich inzwischen impfen lassen können, die Kinder selber seien eigentlich nicht von schweren Fällen betroffen. «Der Sinn der Maskenpflicht ist heute noch weniger ersichtlich als im März und April», so Meyer.

Nicole Müller-Boder

Nicole Müller-Boder

Gioia Loredana

So sieht es auch Nicole Müller-Boder: «Kinder und Jugendliche leider unter der Pandemie besonders. Das wird mit der erneuten Maskenpflicht auch nicht besser.» Wie und ob sie wieder aktiv werden, konnten Meyer und Müller-Boder am Montagnachmittag noch nicht mit Sicherheit sagen, aber man werde es besprechen.

Während der Regierungsrat bei den Primarschulen und auf Sekundarstufe 1 und 2 direkt Einfluss auf die Pandemiebekämpfung hat, muss er sich für Massnahmen an der Fachhochschule beim Bund einsetzen. Im Sinne der Prävention regt die Regierung eine Zertifikatspflicht an Hochschulen an.