
Nach Swisscom-Pannen: Aargauer Zivilschutz macht sich grosse Sorgen und will Antworten von der Regierung
Innerhalb eines Monats kam es bei der Swisscom zuerst zu einem Teilausfall des Festnetzes und letzte Woche zu einem Totalausfall der internetbasierten Dienste. Davon betroffen war beide Male teilweise auch die Kantonale Notrufzentrale im Aargau.
Vreni Friker, Leiterin der Geschäftsstelle des Aargauischen Zivilschutzverbandes und SVP- Grossrätin, macht sich grosse Sorgen. In einer Interpellation fordert sie vom Regierungsrat Antworten zu einem Notkommunikationskonzept für den Aargau. Diese wird sie an der Grossratssitzung vom 3. März einreichen. «Bereits der Teilausfall vom 17. Januar zeigte die Verletzlichkeit der Kommunikationswege und weitreichenden Konsequenzen auf die behördliche Kommunikation in aller Deutlichkeit auf», sagt Friker. Damals hatten Kanton und Kantonspolizei mitgeteilt, dass sie nur verzögert erreicht werden können. Die Polizei forderte deshalb die Bevölkerung über Twitter auf, Mobiltelefone zu benutzen. Letzte Woche stellte die Notrufzentrale für 90 Minuten auf Nothandys um.
Nach den Pannen stelle sich die Frage nach einem Notkommunikationskonzept im Kanton in aller Deutlichkeit. «Bei Katastrophen und Notlagen liegt die Verantwortung der raschen und sicheren Kommunikationsführung bei Bund und Kanton», so Friker. «Ich will wissen, welche Informationskanäle zur Verfügung stehen, wenn eines nach dem anderen ausfällt.» Man müsse die Lehren ziehen aus den zwei Pannen: «Welche Konzepte kamen bei der Ereignisbewältigung zum Einsatz? Mit welchen Mitteln und auf welchen Kanälen wurde informiert und kommuniziert?» Die Lösung, sagt Friker, dürfe nicht auf dem Internet basieren.
Zivilschutz-Präsident: Bevölkerung ist beunruhigt
Auch Romuald Brem, Präsident des Aargauischen Zivilschutzverbandes und langjähriger Zivilschutz-Kommandant, spürt seit den beiden Swisscom-Pannen eine Beunruhigung in der Bevölkerung: «Ich wurde mehrmals darauf angesprochen, was man tun soll, wenn ein Notfall eintritt und die Notrufnummern nicht funktionieren.» Dass es im Zeitraum eines Monats gleich zu zwei solchen Ausfällen gekommen ist, sei absolut besorgniserregend, findet Brem.
«Wir trainieren Tausende Stunden für Notfälle. Was aber, wenn wirklich etwas ist und die Informationen fliessen nicht?», fragt er. Dies hinterlasse ein schales Gefühl. Das absolute Worst-Case-Szenario wäre für Brem, wenn die Kommunikation in einer Krisensituation nicht gewährleistet ist: «Dann könnten die Schlüsselleute nicht alarmiert werden.» Auch Brem ist der Meinung, es brauche im Aargau ein Gesamtkonzept: «Wir müssen wissen, in welcher Reihenfolge wir worauf zurückgreifen. Fällt das Festnetz aus, wechseln wir aufs Handynetz. Fällt dieses auch aus, stellen wir auf Funk um. Fällt dieser aus, greifen wir auf die Sirenen zurück, und so weiter.» Es brauche für den Krisenfall klare Vorgaben zum Informationsfluss.