
Fusionskanton Aargau: Diese Gemeinden spannen zusammen
Gemessen am Ergebnis der Urnenabstimmung war es nicht die ganz grosse Liebe: In Brugg sagten 51 Prozent Ja zur Fusion, in Schinznach-Bad 53 Prozent. Seither sind fast zwei Jahre vergangen. Und die Bedenken sind immer mehr verstummt. In der Nacht auf nächsten Mittwoch wird die Heirat der beiden Gemeinden nun vollzogen. Brugg ist künftig auch ein Thermalkurort und Schinznach-Bad neu ein Stadtteil (mit einem Quartierverein). Es ist eine Fusion von Ungleich-Grossen: Brugg hat 11 135 Einwohner, Schinznach-Bad 1354 (Stand Ende Juni). Zusammen sind das knapp 12 500 Personen – was immerhin die siebentgrösste Aargauer Gemeinde ist (hinter Aarau, Wettingen, Baden, Wohlen, Oftringen und Rheinfelden – neu vor Spreitenbach und Zofingen).
Der «Big Bang» in der Aargauer Gemeindelandschaft wird erst am 1. Januar 2022 stattfinden. Dann verschwinden auf einen Chlapf zehn Gemeinden: Aus Bözen, Effingen, Elfingen und Hornussen wird Böztal (2657 Einwohner). Und aus Bad Zurzach, Baldingen, Böbikon, Kaiserstuhl, Rekingen, Rietheim, Rümikon und Wislikofen wird Zurzach (7555 Einwohner). Im ersten Fall gehen vier kleine Gemeinden zusammen, im zweiten schliessen sich sieben einer mittleren (Bad Zurzach hat 4332 Einwohner) an. Und dazwischen steht eine ganz abseits: Mellikon hat sich anfangs September mit 64 zu 58 Stimmen gegen ein Mitmachen bei der Fusion ausgesprochen. Zurzach wird mit 26 Quadratkilometern die flächenmässig grösste Gemeinde im Kanton Aargau.
Im Fall von Böztal ist jetzt eine Steuerungsgruppe, bei Zurzach eine Umsetzungskommission an der Arbeit. Vergleichsweise einfach ist die Neubestellung der beiden Gemeinderäte: Sie fällt nämlich mit dem Ende der Legislatur (Ende 2021) zusammen. Im Fall von Zurzach ist der erste Wahlgang bereits für den Herbst des nächsten Jahres vorgesehen, in Böztal für den Sommer 2021. Im Spätherbst 2021 finden dann die ersten gemeinsamen Gemeindeversammlungen statt, an denen es um die Gemeindeordnungen und die ersten Budgets der Fusionsgemeinden geht.
Die Fusionsabklärungen eben erst begonnen haben Ueken und Herznach. Sie hätten beim Projekt der Gemeinde Staffeleggtal gerne Densbüren (723 Einwohner) mit dabei gehabt. Doch das Dorf beschloss vor zwei Wochen an der Urne, weiterhin auf den «Zukunftsraum» (Grossaarau) zu setzen – sofern es überhaupt eine Fusion will. Die Gemeinde Staffeleggtal soll es ab dem Januar 2023 geben. Sie wird 2451 Einwohner haben (Stand Juni 2019).
Am Bözberg, im Rhein- und im Staffeleggtal suchen eher ländliche, meist kleine Gemeinden das Heil im Zusammengehen. Anders gelagert ist der Fall in der Agglomeration Aarau, wo unter der Affiche «Zukunftsraum» eine neue Kantonshauptstadt entstehen soll. Im Idealfall, wenn sich alle fünf Gemeinden Aarau, Suhr, Densbüren, Ober- und Unterentfelden zur Fusion entschliessen sollten, hätte sie 45 257 Einwohner (Stand Ende Juni). Das neue Aarau wäre damit mehr als doppelt so gross wie alle anderen Aargauer Städte.
Es sind im Prinzip vier Perimeter vorgesehen: Neben dem ganz grossen Aarau ist auch ein Zusammengehen von nur einzelnen Gemeinden (immer mit Aarau) denkbar. Während die Fusion zum integralen «Zukunftsraum» oder nur Aarau/Suhr im Januar 2026 umgesetzt werden sollen, sind die Light-Versionen bereits per Januar 2024 denkbar. Daraus wird ersichtlich, dass der Wackelkandidat Suhr, der die Volksabstimmung erst im Herbst 2022 durchführen wird, eine entscheidende Rolle spielt. In Suhr findet denn auch am 21. Januar eine mit Spannung erwartete Informationsveranstaltung statt.
Kurz vor Weihnachten spielten die «Zukunftsraum»-Initianten Christkind, indem sie ankündigten, es sei realistisch, dass der Steuerfuss im neuen Aarau 97 Prozent betragen werde. Das heisst, dass es in allen anderen beteiligten Gemeinden Steuerfussreduktionen im zweistelligen Bereich gäbe. Möglich werden soll das primär durch Synergien, den Abbau von 23 Stellen.
Die Abklärungen für den «Zukunftsraum» sind recht weit fortgeschritten. Im Juni sollen nun die Fusionsanalysen abgesegnet werden. Am Montag, 8. Juni, werden die beiden Entfelden an Gemeindeversammlungen und Aarau an einer Einwohnerratssitzung Ja oder Nein sagen. Densbüren wird am 12. Juni entscheiden. Und in Suhr gibts am Samstag, 20. Juni, eine kommunale Landsgemeinde – im Freien. Es folgen als Nächstes die endgültigen Entscheide über die Fusionsverträge. Zuerst an den Gemeindeversammlungen/im Einwohnerrat, dann an der Urne (in drei Gemeinden in der ersten Jahreshälfte 2021, in Suhr im Herbst 2022).
Wenn Aarau derart wächst, gerät Baden (19484 Einwohner) unter Druck. Dort ist 2010 die Fusion mit Neuenhof geplatzt. Jetzt handeln die Badener mit Turgi (3006 Einwohner) an. Die Fusion wird offiziell geprüft.