
Nach dem Tod von sieben Pferden erreicht eine riesige Solidaritätswelle den Pferdehof Heuberg
Eine gewaltige Solidaritätswelle hat den Islandpferdehof Heuberg in Kaisten überrollt. Nach dem Tierdrama, bei dem innert weniger Tage sieben Pferde verendet sind, haben bis gestern Mittag rund 430 Personen in einem Zeitraum von rund einer Woche über 73000 Franken auf der Fundraising-Plattform «GoFundMe» gespendet. Die Spender sind Freunde und Bekannte der Familie, Pferdehalter, Fremde, die vom tragischen Schicksal berührt sind, oder Jugendliche, die einige Franken von ihrem Taschengeld abzwacken.
Den Solidaritätsaufruf gestartet hat Pferdehalterin Simone Beer, welche die Familie schon seit vielen Jahren kennt. «Nachdem bereits im Frühjahr eine hochansteckende Pferdekrankheit auf dem Hof ausbrach, ist die Familie nach dem erneuten Tiefschlag vom Schicksal richtig gebeutelt worden», sagt Beer. Weil über eine lange Zeit Reitstunden und Kurse nicht stattfinden konnten und die Einnahmeausfälle mit den Tierarztkosten ein existenzbedrohendes Ausmass annahmen, sah sich Beer gezwungen, etwas zu unternehmen.
«Ich erinnerte mich an eine Freundin, deren Sohn verstarb. Sie startete auf ‹GoFundMe› eine Kampagne, um seine Beerdigung bezahlen zu können», sagt sie. Beer nahm darauf hin den Hörer in die Hand und fragte Hofbetreiberin Lea Sigmarsson, ob es in Ordnung sei, für diese eine Solidaritätsaufruf zu starten. Lea Sigmarsson wollte dies zunächst jedoch nicht. Dabei habe auch der Stolz, den man in sich trägt, seine Probleme eingeständig zu bewältigen, eine Rolle gespielt, sagt Lea Sigmarsson.
Dann aber, nur zwei Tage später, gab Lea Sigmarsson grünes Licht für die Spendenaktion mit einem gesteckten Ziel von 50000 Franken. «Es war überwältigend. Rund 24 Stunden nach dem Start wurde die 50000-Franken-Marke bereits geknackt», erzählt Beer, die daraufhin, die Spendenaktion für ein Ziel von 100000 Franken verlängerte.
Daraufhin habe sie einige wenige negative Nachrichten erhalten, die darauf anspielten, ob es denn jetzt nicht schon genug mit den akquirierten Mitteln sei. «Es geht lediglich darum, die laufenden Kosten zu decken und nicht darum, dass sich die Familie bereichern kann», so Beer.
Darüber hinaus sei der seelische Schmerz durch den Verlust gar nicht in Geld aufzuwiegen. Klar ist für Beer jedoch, dass sie die Spendenaktion nicht mehr ausdehnen wird, wenn die 100000-Franken-Marke gekackt wird.
Neben den Kosten für das Spital, Medikamente, Tierärzte und Laboranalysen beziffert Lea Sigmarsson den Verlust der Pferde mit einem sechsstelligen Betrag. «Es ist unklar, was für Kosten auf uns zukommen werden, weil wir noch nicht wissen, was für den Tod der Pferde ursächlich war und was daher die Versicherung übernimmt», sagt Lea Sigmarsson.
«Solidarität, die wir erfahren, gibt uns Kraft»
Lea Simgmarsson sagt, dass sie und ihr Mann Helgi sprachlos über die Spendenbereitschaft sind. «Unabhängig vom Finanziellen sind wir dankbar für die breite Solidarität, die wie erfahren. Sie gibt uns Kraft, weiterzumachen und durch diese schwierige Phase zu gehen.»
Ein grosser Trost für die Hofbetreiber ist, dass die vier kranken Pferde, die bis vor wenigen Tagen noch um das Überleben kämpften, über den Berg sind. «Nachdem wir die Infusionen abgesetzt haben, wurden sie homöopathisch behandelt. Mittlerweile sind sie wieder viel aktiver», so Lea Sigmarsson.
Ausstehend sind noch die toxikologischen Befunde, die Aufschluss über die Todesursache geben sollen. «Diese werden für Mittwoch oder Donnerstag erwartet», so Emek Cerit, Sprecherin der Departements für Gesundheit und Soziales des Kantons.