Grünen-Präsident Daniel Hölzle kündigt Rücktritt an – und nennt seine Wunsch-Nachfolgerin

Die Worte von Präsident Daniel Hölzle an der Mitgliederversammlung der Aargauer Grünen lassen aufhorchen: «Mirjam Kosch wird von nun an das Organisatorische in der Partei übernehmen, und das Ziel wäre, dass sie vielleicht einmal noch mehr von mir übernimmt.» Das Amt als Präsident mache ihm nach wie vor viel Spass, irgendwann sei er aber auch froh, wieder mehr Zeit für anderes zu haben. Die Anspielung ist klar: Daniel Hölzle, der die Partei seit gut fünf Jahren führt, würde sich Mirjam Kosch als Nachfolgerin an der Spitze der Aargauer Grünen wünschen.

Wird Mirjam Kosch also Präsidentin der Grünen Aargau? Auf Anfrage hält sie fest: «Da ist noch nichts entschieden.» Die 35-Jährige, die seit diesem Jahr im Grossen Rat sitzt, ergänzt:

«Es ist alles noch sehr unklar und es gibt auch keinen Zeitplan, wann eine allfällige Übernahme zum Thema würde.»

Im Moment jedenfalls sei das Grünen-Präsidium für sie keine Option, da sie teilweise im Ausland arbeite und im Job sowie als Grossrätin stark eingespannt sei.

Ob sie sich das Präsidium in ein paar Jahren vorstellen könnte, lässt Kosch offen. An der Mitgliederversammlung wurde sie in den Vorstand der Aargauer Grünen gewählt. Hier wird sie von Anfang an viel Verantwortung tragen: Wie von Hölzle angekündigt, übernimmt sie das Management der Partei. «Es geht manchmal vergessen, dass eine Partei nicht nur Politik macht, sondern auch ein Management braucht», so Kosch. Da werde sie sich aktiv einbringen.

Mirjam Kosch sass schon in verschiedenen Vorstandsgremien

Die Grünen-Politikerin bringt viel Vorstandserfahrung mit: Kosch sass schon bei den Jungen Grünen Zürich im Vorstand und präsidierte bis 2020 die Grünen der Stadt Aarau. Sie ist studierte Umweltwissenschaftlerin und hat einen Doktortitel in Energieökonomie.

Aktuell arbeitet sie im deutschen Potsdam als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Klimafolgenforschung. Deshalb lebt sie abwechslungsweise in Aarau und Potsdam. Kosch ist nicht als Hardcore-Grüne bekannt. Gegenüber der Aargauer Zeitung sagte sie in einem früheren Gespräch: «Ja, ich esse Fleisch, und ja, ich fliege ab und zu auch in die Ferien. Viel wichtiger als über persönliche Lebensstile zu reden ist aber, dass wir endlich konsequente Klimapolitik machen.»

Zusammen mit Mirjam Kosch zieht auch der Lenzburger Danijel Gavrilovic neu in den Vorstand der Aargauer Grünen ein. Die beiden ersetzen Vera Becker und Guido Bertozzi, die aus dem Vorstand austreten.

Das ist der neue Vorstand der Aargauer Grünen: Robert Obrist, Danijel Gavrilovic, Mohaya Devay, Daniel Hölzle, Mirjam Kosch und Emanuel Ebner. Es fehlt Nationalrätin Irène Kälin.

Das ist der neue Vorstand der Aargauer Grünen: Robert Obrist, Danijel Gavrilovic, Mohaya Devay, Daniel Hölzle, Mirjam Kosch und Emanuel Ebner. Es fehlt Nationalrätin Irène Kälin.

Ann-Kathrin Amstutz

Diskussionsloses Ja zur 99-Prozent-Initiative und zur «Ehe für alle»

Die Mitgliederversammlung im Naturama wurde in Rekordtempo abgehalten. Traktandiert waren zwei Parolenfassungen: Jene zur 99-Prozent-Initiative der Juso und zur «Ehe für alle». Die beiden Vorlagen führten bei den 30 anwesenden Mitgliedern zu keinerlei Diskussionen. Die 99-Prozent-Initiative, welche die höhere Besteuerung von Kapitaleinkommen verlangt, wurde vom ehemaligen Aargauer Juso-Präsidenten Sandro Covo vorgestellt. Bei zwei Enthaltungen fassten die Grünen einstimmig die Ja-Parole.

Und die Vorlage zur «Ehe für alle» wurde nicht einmal vorgestellt, so klar war die Sache. Mit dem neuen Gesetz soll die zivile Ehe für homosexuelle Paare geöffnet und die Samenspende für lesbische Paare erlaubt werden. «Der Regenbogen gehört zur DNA der Grünen», meinte Daniel Hölzle nur. So schnellten bei der Abstimmung denn auch alle dreissig Hände in die Höhe – ein einstimmiges Ja zur «Ehe für alle».

Anschliessend stellten zwei Junge Grüne die Umweltverantwortungsinitiative vor – für dieses Volksbegehren werden seit Dienstag Unterschriften gesammelt. Ziel der Initiative ist es, die Umweltverschmutzung innerhalb von zehn Jahren so zu reduzieren, dass die Belastbarkeitsgrenzen der Erde nicht überschritten werden.