
Aargauer Stellungspflichtige sind überdurchschnittlich fit – und diensttauglich
Das Verteidigungsdepartement VBS kann nicht zufrieden sein: Noch nie sind so wenige junge Männer und Frauen in die Rekrutenschule eingetreten wie im Vorjahr. Der AZ liegen nun die Zahlen für den Aargau vor.
Die Statistik zeigt: Die Zahl der rekrutierten Personen im Kanton war 2018 stark rückläufig. Sie fiel um rund 1000 Personen auf 1687 Rekrutierte.
Ein Grund dafür ist gemäss Kreiskommandant Rolf Stäuble der Umzug des Rekrutierungszentrums von Windisch nach Aarau.
Um den Umzug problemlos durchziehen zu können, wurden in den Jahren zuvor mehr Stellungspflichtige zur Rekrutierung aufgeboten als gewöhnlich.
Weniger Rekruten wegen flexiblem Ausbildungs-Start
Einen weiteren Grund für die tiefere Zahl Rekrutierte sieht Stäuble im flexiblen Start der Rekrutenschule. Seit dem Inkrafttreten der Armeereform «Weiterentwicklung der Armee» im Jahr 2018 können die Wehrpflichtigen frei wählen, wann sie die Rekrutenschule absolvieren wollen. Sie haben Zeit bis zum 25. Lebensjahr.
Nach dem Umzug nach Aarau wird sich die Zahl der aufzubietenden Stellungspflichtigen wieder erhöhen. Doch sie wird sich auf einem tieferen Niveau als bisher einpendeln.
Doch in Sachen Tauglichkeit schneiden die jungen Männer und Frauen aus dem Aargau im Vergleich zu den übrigen Stellungspflichtigen sehr gut ab. Auch hier ist in absoluten Zahlen ein Rückgang zu verzeichnen, relativ ausgedrückt waren aber noch nie so viele Aargauer Militärdienst-tauglich wie 2018: nämlich 75,9 Prozent. Damit liegen sie 6,4 Prozentpunkte über dem Schweizer Durchschnitt. Insgesamt rangiert der Aargau an achter Stelle der interkantonalen Tauglichkeits-Rangliste.
Ausdruck für die gute Fitness der jungen Aargauer ist: jeder Vierte holt sich am Aushebungstag das Sportabzeichen ab. Darauf ist Kreiskommandant Stäuble ziemlich stolz.
Der Aargau ist im Zivildienst ein Spezialfall
Ein Wermutstropfen bleibt: Auch wenn drei Viertel der Aargauer Stellungspflichtigen diensttauglich sind, treten längst nicht alle in die Rekrutenschule ein. Hunderte junge Leute absolvieren lieber den Zivildienst. 2018 waren es 484. Das sind 7,8 Prozent aller schweizweit erfolgten Zulassungen zum Zivildienst, ein stabiler Wert im Vergleich zu den vergangenen Jahren.
In einem Punkt weicht der Aargau in Sachen Zivildienst markant von den anderen Kantonen ab: Es gibt praktisch jedes Jahr deutlich mehr bewilligte Gesuche für den Zivildienst nach der Rekrutenschule als vorher. Im schweizerischen Mittel verhält sich das genau umgekehrt.
Rolf Stäuble sieht das als Bestätigung für die kantonale Abteilung Militär und Bevölkerungsschutz: «Wir sagen den Stellungspflichtigen am Orientierungstag ganz klar: ‹Überlegt euch gut, ob ihr den zivilen Ersatzdienst machen wollt; das sind strenge Einsätze.›»
So könne die Zivildienst-Quote tief gehalten werden. «Wenn jemand nach der Rekrutenschule ein Gesuch für den Ersatzdienst stellt, liegt das nicht an uns.»
An diesem Punkt setzt auch der Ständerat an. Wer nach der Rekrutenschule noch in den Zivildienst wechseln möchte, muss eine grössere Hürde überwinden. So sollen die tiefen Bestandszahlen der Armee wieder erhöht werden.