
Exklusiv-Umfrage: So denken die Aargauer über Klimawandel, Prämienverbilligungen und A1-Ausbau
Vergangenen Freitag und Samstag konnte man an dieser stelle die Ergebnisse einer grossen Sotomo-Umfrage zu den Nationalrats- und Ständeratswahlen sowie zur Regierungsratsersatzwahl im Aargau nachlesen.
Die 2223 im Aargau Stimmberechtigten, die zwischen dem 9. und dem 23. September daran teilnahmen, gaben aber nicht nur Partei- und Personenpräferenzen an, sondern antworteten auch auf drei aargauspezifische Sachfragen.
Überraschend sind die Antworten zur Frage, ob der Kanton Aargau mehr Krankenkassenprämienverbilligungen auszahlen soll.
Bekanntlich ist der Grosse Rat in den letzten Jahren im Zuge von Sparprogrammen bei den Prämienverbilligungen massiv auf die Bremse gestanden. Vorab aufgrund eines Bundesgerichtsurteils wegen zu tiefer Zahlungen im Kanton Luzern wurden die Beträge im Aargau im Juni für das Jahr 2020 aufgestockt, für 2019 wurde ein Nachtragskredit bewilligt. Und zwar so weit, wie die Regierung fand, dass man dem Gerichtsurteil Genüge tue.
Nur SVP- und FDP-Anhänger gegen Aufstockung der Mittel
Tatsächlich sollen im kommenden Jahr im Aargau 347,6 Millionen Franken ausbezahlt werden. Zieht man davon den mutmasslichen Bundesbeitrag von 231,6 Millionen Franken ab, resultiert ein Kantonsbeitrag für das Jahr 2020 von 116 Millionen Franken. Umgerechnet entspricht der Kantonsanteil mittlerweile rund sechs Steuerprozenten.
Die SP will allerdings eine massiv höhere Aufstockung der Mittel des Kantons. Weil der Grosse Rat nicht höher hinauf gehen wollte, klagt sie jetzt den Aargau ein. Vor diesem Hintergrund wollte die AZ wissen, ob der Aargau für individuelle Prämienverbilligungen mehr Geld einsetzen soll. «Ja» oder «eher ja» sagen 54 Prozent, «nein» oder «eher nein» nur eine Minderheit von 43 Prozent.
Nicht überraschend ist, dass Anhängerinnen und Anhänger von SP, Grünen und GLP massiv für mehr Verbilligungen sind. Doch auch bei der CVP ist eine Mehrheit dafür (vergleiche Grafik). Je nur eine Minderheit ist es bei FDP und SVP, aber mit 32 bzw. 35 Prozent doch eine recht grosse Minderheit.
Nun konnten die Umfrageteilnehmenden nicht sagen, um wie viel man aufstocken müsste. Das Ergebnis zeigt aber klar, dass die Krankenkassenprämien unabhängig von der Parteipräferenz immer mehr Menschen heftig auf dem Portemonnaie liegen. Umso willkommener ist die kleine Prämienverschnaufpause im nächsten Jahr.
SVP- und FDP-Anhänger fast einstimmig für A1-Ausbau
Eine weitere Frage war, ob die A1 im Aargau auf sechs Spuren ausgebaut werden soll. Diese Frage ist inzwischen auf nationaler Ebene faktisch positiv beantwortet. Aber hat sie auch genug Rückhalt in der Bevölkerung? Tatsächlich sagen im Aargau 43 Prozent ja, 20 Prozent «eher ja», zusammen also gegen zwei Drittel. Nur 13 Prozent lehnen das eher ab, 23 Prozent lehnen klar ab.
Überwältigende Zustimmung für sechs Spuren gibt es umgekehrt bei der FDP (89 Prozent ja oder eher ja) und bei der SVP (85 Prozent ja oder eher ja). Auch die CVP-Wählerschaft stimmt mit 72 Prozent deutlich zu. Bei der GLP kippt es aber. 58 Prozent lehnen hier klar oder eher ab. Bei SP und Grünen beträgt die Ablehnung gar 74 beziehungsweise 79 Prozent.
Klimanotstand: massiver Graben zwischen rechts und links
Fast noch massiver gehen die Meinungen in der Frage auseinander, ob der Aargau den Klimastreik ausrufen soll oder nicht. Anhängerinnen und Anhänger der Grünen sagen zu 85 Prozent ja oder eher ja, bei der SP sind es immer noch 74 Prozent, bei der GLP allerdings schon deutlich weniger, nämlich 62 Prozent.
Auch hier zeigt sich ein tiefer Graben zwischen diesen dreien und den traditionellen drei grossen bürgerlichen Parteien SVP, FDP und CVP. Dort will man nichts davon wissen. Die CVP-Anhängerschaft lehnt die Ausrufung eines Klimanotstands mit 81 Prozent eher oder ganz ab, die FDP-Anhänger mit 91, die SVP-Basis gar mit 96 Prozent.