
«Der Kaiman hatte seine Vorteile» – Chef-Ranger Bruno Fürst blickt auf seine neunte Saison zurück
Die Ranger vom Hallwilersee
Seit 2009 stehen die Ranger am Hallwilersee regelmässig im Einsatz. Was zu Beginn als dreijähriges Pilotprojekt geplant war, hat sich über die letzten Jahre bewährt. Finanziert und koordiniert wird das Projekt von den Seeanstössergemeinden und den Kantonen Aargau und Luzern.
Zur Zeit teilen sich sechs Ranger ungefähr eine 100 Prozent Stelle. Die Ranger sind Ansprechpartner vor Ort für alle Besucher am Hallwilersee. Sie geben Auskunft über die Landschaft und die Tier- und Pflanzenvielfalt rund um den See. Zudem können auch Führungen für Schulen oder Vereine gebucht werden. (asu)
Der Sommer ist vorbei; und mit ihm auch die Zeit, in der sich die Sonnenanbeter und Wassersportler rund ums Ufer des Hallwilersees versammeln. Was für viele ein Erholungsgebiet ist, ist der Arbeitsort der Ranger. Seit neun Jahren patrouillieren sie rund um den See. Chef-Ranger Bruno Fürst ist seit Beginn dabei. Er blickt auf eine heisse Saison mit spannenden Ereignissen zurück: Der Kaiman gehört sicherlich dazu.
Fürst erklärte seinen Rangern, wieso die angebliche Reptiliensichtung für sie von Vorteil sei: «Ich sagte ihnen, dass sie das grosse Interesse annehmen und dafür nützen sollen, die Besucher des Sees auf die Problematik von Tieren und Pflanzen zu sensibilisieren, die nicht in oder an den See gehören», so Fürst. Das Echo auf den Kaiman sei für ihn erstaunlich gewesen: «Wir haben viele Tierarten im Hallwilersee, die nicht heimisch sind. Um sie herrscht keine so grosse Aufregung. Man unterschätzt die Neozoen – und was sie in der hiesigen Natur anrichten können.»
«Wir erklären die Hausordnung»
Nicht nur die Neozoen, auch die Neophyten machten den Rangern viel Arbeit und Sorgen. Nebst der Eindämmung von fremdländischen Tieren und Pflanzen gehört vor allem der Informations- und Kontrolldienst zu den Aufgaben der Ranger. «Wir erklären den Besuchern die Hausordnung des Sees», so Bruno Fürst. Es komme aber auch vor, dass man jemandem helfe, das nächste Schiff zu finden.
An die Hallwilersee-Hausordnung halten sich leider nicht alle Besucher, wie Fürst sagt: «Wir haben jedes Jahr mit ähnlichen Problem zu kämpfen.» So herrscht rund um den See Fahrverbot und Leinenpflicht. Trotzdem treffen die Ranger am Seeufer des Öfteren Velofahrer an. Und Hundehalter, die ihr Tier nicht an der Leine haben. Auch Stand-up-Paddel-Fahrer würden den Abstand, den sie zum Seeufer halten müssten, oft missachten, und so Pflanzen schädigen oder Brutvögel von ihren Nestern verjagen, führt der Chef-Ranger aus.
Mit der steigenden Bevölkerungszahl gibt es mehr Besucher am See. Diese breiten ihre Strandtücher teilweise an verbotenen Orten aus: «Jeder sucht sich seinen Platz, was auch verständlich ist. Immer häufiger liegen die Besucher dann aber im Naturschutzgebiet – und das geht nicht.» Für gewisse Tierarten ist diese Störung problematisch, wie Fürst erklärt: «Bodenbrüter sind sehr sensibel während der Nestzeit, sie fühlen sich von Menschen und Hunden schnell gestört.»
Auch wenn die Besucher den See schon längst verlassen haben, finden die Ranger häufig noch ihre Hinterlassenschaften. Sie dafür zur Rechenschaft zu ziehen, ist schwierig. «Das Littering bekommen wir schlecht in den Griff, praktisch niemand wird erwischt», so der Chef-Ranger.
Um die Umweltsünder anzeigen zu können, müsste man sie in flagranti erwischen am besten im Beisein von Zeugen. In den vergangenen Jahren passierte dies bis auf wenige Ausnahmen selten. «Einmal hat jemand am See seinen Abfall verbrannt. Er übersah dabei jedoch, dass seine Handyrechnung nicht vollständig verbrannte und seine Adresse ersichtlich war», erzähl Bruno Fürst. Das Littering-Problem wollen die Ranger zukünftig präventiv angehen. «Wir sind dabei ein Junior-Ranger-Programm zu lancieren, wie es zum Beispiel am Greifensee schon erfolgreich betrieben wird.» Die Idee des Programmes: «Wir möchten mit den Kindern zwei bis drei Mal pro Monat in die Natur, damit sie spielerisch lernen können, was diese für den Menschen bedeutet und wie wichtig sie ist. Dies zum Beispiel beim Pilze sammeln oder Tiere beobachten.» Um das Projekt realisieren zu können, sei man auf Spenden angewiesen. Momentan laufen die Vorbereitungen, um die Aktion zu lancieren.