Migros Aare baut 300 Arbeitsplätze ab – Unia fordert: Druck auf Personal stoppen

Unia fordert: Druck auf das Personal stoppen

Der Stellenabbau werde noch mehr Druck auf das «bereits jetzt ausgelastete Personal» ausüben, schreibt die Unia in einer ersten Reaktion.

Die Gewerkschaft richtet sich mit einer klaren Forderung an die Genossenschaft: «Die Unia erwartet vom grössten Arbeitgeber der Schweiz, der sich ausserdem als besonders sozialverantwortlich bezeichnet, interne Lösungen für die betroffenen Angestellten zu finden, um Entlassungen zu vermeiden.»

Das Personal arbeite hart für die Migros, dies habe sich aber kaum auf die Löhne ausgewirkt. Die Reallohnentwicklung sei letztes Jahr sogar um 0,2 Prozent gesunken. Der Gewinn der Migros Aare stieg 2018 hingegen um 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 

Dass sich die Migros-Mitarbeitenden unter Druck gesetzt fühlen, zeigte sich auch im Sorgenbarometer der Unia. Darin hoben Angestellte des orangen Riesen den strengen Arbeitsrhythmus und Personalmangel besonders hervor.

Statt Stellen abzubauen, solle die Migros ihr Personal besser gegen Stress schützen, schreibt die Unia weiter. «Ein motiviertes und geschätztes Personal ist der beste Vorteil, den die Migros haben kann.»

Der grösste Teil des Stellenabbaues werde durch natürliche Fluktuation aufgefangen. «Es wird aber punktuell Kündigungen geben», heisst es in der Mitteilung weiter. 20 Kündigungen werden bis Ende Oktober in der Betriebszentrale in Schönbühl ausgesprochen. Ein freiwilliger Sozialplan kommt zur Anwendung. 

Migros Aare macht den intensiven Wettbewerb sowie die sinkende Rentabilität der vergangenen Jahre für den Stellenabbau verantwortlich. Aktuell beschäftigt die Migros Aare rund 12’000 Angestellte.

Im Rahmen der neuen Unternehmensstrategie wurde im Januar 2019 das Effizienzprogramm «Fokus» lanciert. Dieses diente dazu, die Organisation auf Effizienzsteigerung und Kostenoptimierung zu überprüfen. 

Das Programm umfasse über 100 verschiedene Initiativen. Diese sollen gemäss Mitteilung bis Ende 2021 Kosten in der Höhe von drei Prozent des Umsatzes einsparen. 

Stellenabbau auch in anderen Regionen

Die Migros Aare ist nicht die einzige der zehn regionalen Migros-Genossenschaften, welche in letzter Zeit einen Stellenabbau bekanntgab. Im Juli kündigte die Migros Zürich einen Abbau von 38,7 Vollzeitstellen in den zentralen Diensten an, im Juni die Migros Ostschweiz einen Abbau von 90 Stellen in der Zentrale.

Zudem will die Migros Ostschweiz 2020 den Betrieb einer St. Galler Sportanlage mit 75 Angestellten aufgeben. Schon im vergangenen Jahr entschied die Konzernzentrale in Zürich, 290 Stellen abzubauen.

Umsatzstärkste Genossenschaft

Die Migros Aare ging 1998 aus dem Zusammenschluss der Genossenschaften Bern und Aargau/Solothurn hervor. In diesen Kantonen ist sie immer noch tätig. Sie ist nach eigenen Angaben die grösste private Arbeitgeberin der drei Kantone und die umsatzstärkste aller zehn regionalen Migros-Genossenschaften.

Im zwanzigsten Jahr ihres Bestehens steigerte sie 2018 den Umsatz um 2,5 Prozent auf 3,4 Milliarden Franken. Der Gewinn erhöhte sich von 30,5 auf 35,1 Mio. Franken. Beim Möbelverkauf spürte die Migros Aare das „international geprägte Mitbewerberumfeld“, wie sie im März dieses Jahrs in einer Mitteilung schrieb. (sam/sda)