Diese drei jungen Aargauer gehören zu den einflussreichsten Schweizer Influencern

Da ist einer, der sich gerne aufwendig schminkt, eine, die um die Welt jettet, ein anderer, der viele Witze macht, eine andere, die gut im Sport ist. Trotz ganz verschiedener Interessen haben die vier eines gemeinsam: Sie sind Influencer. «Beeinflusser» also, die auf der Social-Media-Plattform Instagram eine grosse Anhängerschaft haben.

Mit ihren Videos, Bildern, Storys und Live-Chats schaffen es die Influencer, viele Follower, also Fans, zu bekommen. Das wiederum verspricht ihnen meist lukrative Werbeaufträge und einen gewissen Grad an Berühmtheit. Wie die jungen Schweizer Influencer ticken und wer der Szene überhaupt angehört, ist kaum erforscht. Die UN-Kinderrechtsorganisation Unicef hat ein Marktforschungsunternehmen mit engem Bezug zur Universität Bern beauftragt, die Szene zu identifizieren und analysieren.

Im Rahmen der Vorstudie ist die Rangliste der «52 einflussreichsten Schweizer Meinungsmacher unter 21» entstanden. Ziel war es, herauszufinden, worüber sie sprechen und in welcher Form sie dies tun. «Junge Meinungsmacher besitzen eine Stimme und somit auch eine Verantwortung gegenüber ihrer Gruppe», schreibt Unicef. Es sei wichtig, dass sich gerade die wort- und reichweitenstarke Jugend ihrer Rolle bewusst sei.

Ausserdem müssten die Erwachsenen oft erst verstehen, was für die Jugendlichen längst selbstverständlich sei, und dies als Teil ihrer Realität anerkennen. Nur so könnten Erwachsene die Kinder und Jugendlichen auch online schützen. Unter den 52 einflussreichsten Schweizer Meinungsmachern unter 21 Jahren sind auch drei Influencer aus der Region. Jeanne Zoé Arber, Tina Umbricht und Dario Cremona nutzen die Social-Media-Plattform unterschiedlich und geben der AZ einen Einblick in ihre Realität.

1. Dario Cremona: Mit Kreuzfahrt-Bildern hat er sein Hobby zum Beruf gemacht

Cremonas Instagram-Account zählt 24 500 Followers, er hat mit 19 Jahren 25 Kreuzfahrten unternommen und berät nun Kunden in seinem Spezialgebiet.

Auf Dario Cremonas Instagram-Account «cruiseexperience» finden sich Bilder von türkisblauem Meer, noch viel blaueren Pools, Sonnenuntergängen und immer mittendrin: Kreuzfahrtschiffe. 2010 war der damals 10-Jährige zum ersten Mal an Bord eines Kreuzfahrtschiffes.

Ab da war es um ihn geschehen. Inzwischen hat der Hirschthaler 25 Kreuzfahrten auf der ganzen Welt unternommen, führt einen erfolgreichen Instagram-Account mit 24 500 Followern und betreibt einen Blog. Mit 19 Jahren hat es Cremona also geschafft, sein Hobby zum Beruf zu machen. Er sagt: «Vor einem Jahr habe ich meine Ausbildung zum Kaufmann in einem Reisebüro abgeschlossen. Jetzt arbeite ich bei Knecht Reisen als ‹Cruise Consultant›, als Reisespezialist für Kreuzfahrten.»

Instagram startete Cremona vor vier Jahren. «Ich wollte die Erfahrungen, die ich auf den Kreuzfahrten gesammelt habe, der Welt präsentieren und mich mit anderen zum Thema austauschen.» Cremona war zur richtigen Zeit am richtigen Ort, er war einer der ersten Cruise-Blogger der Plattform.

«Ich habe den Account nicht erstellt, um schnell zu Followern zu kommen. Das passierte einfach so.» Trotzdem sei er sehr stolz auf seine grosse Gefolgschaft. «Ich fühle mich geehrt, dass ich zu den 52 einflussreichsten Influencern unter 21 gehöre. Das bestätigt, dass ich meinen Job auf Instagram sehr gut mache.»

«Kreuzfahrten sind immer noch ein Nischenprodukt»

Auf Instagram will Cremona Leute ansprechen, die noch nie an Bord eines Kreuzfahrtschiffes waren. «Kreuzfahrten sind immer noch ein Nischenprodukt, erfreuen sich aber je länger, je mehr an begeisterten Reisenden», so Cremona.

Er möchte seiner Gefolgschaft zeigen, wie sich das Reisen auf den Schiffen anfühlt, welche Destinationen angesteuert werden, über Umweltfragen aufklären und die Menschen hinter den Kulissen vorstellen.

Das kann ziemlich aufwendig sein: Pro Tag verbringt Cremona zwei Stunden auf Instagram, wendet manchmal gar mehrere Tage für die Bearbeitung eines Videos auf. Der Aufwand lohnt sich: Cremona erreichen inzwischen Kooperationen verschiedener Reedereien.

In Zukunft will er ein Tourismusstudium beginnen und weiter durch die Weltmeere kreuzen. Dieses Jahr wird er seine erste Gruppenreise auf einem Kreuzfahrtschiff durchführen. «Nur mit Fans meines Accounts.»

2. Setzt nicht auf den virtuellen Erfolg: Tina Umbricht würde Instagram nie als Beruf anerkennen

Tina Umbricht macht eine Lehre als Detailhandelsfachfrau. Auf Instagram zeigt die 21-Jährige ihren Followern auch Szenen aus dem Alltag, die nicht perfekt inszeniert sind und hat damit grossen Erfolg.

Eine, die lieber Musikerin und nicht Influencerin genannt werden will, ist die 20-jährige Tina Umbricht aus Gontenschwil. Ihr Name mag auch für jene, die nicht auf Instagram aktiv sind, ein Begriff sein. 2015 ging die damals 15-Jährige zur Castingshow «Deutschland sucht den Superstar (DSDS)». Zum Sieg reichte es ihr knapp nicht aus, aber ihre Leidenschaft fürs Singen behielt sie. Nach «DSDS» schoss ihre Followeranzahl auf Instagram in die Höhe.

Mit ihren 17 400 Abonnenten teilt sie einmal wöchentlich Videos ihres Gesangs. Mehr zu posten liege momentan nicht drin, sagt Tina Umbricht. «Ich will mich auf meine Ausbildung zur Detailhandelsfachfrau konzentrieren.» Die Lehre schliesst sie bald ab.

Tina Umbricht setzt sich für mentale Gesundheit ein

Neben der Musik liegt Tina Umbricht noch ein weiteres Thema sehr am Herzen: mentale Gesundheit. «Ich möchte auf Instagram die Message verbreiten, dass Depressionen endlich als Krankheit anerkannt werden sollen», sagt sie.

Umbricht hat selbst Erfahrungen mit Depressionen gemacht. «Ich will auch klarmachen, dass nicht jeder Influencer, der sein perfektes Leben auf Instagram postet, auch ein perfektes Leben hat.»

Damit meint sie unter anderem, dass auf Instagram fast eine Verpflichtung dazu bestehe, gut auszusehen: «Es gibt Apps, die machen dir glatte Haut, obwohl du keine hast, einen flachen Bauch, obwohl du ein Babybäuchlein hast, oder eine schmale Taille, obwohl du eine breite Taille hast.»

Tina Umbricht sieht aber auch gute Seiten der Social-Media-Plattform. Sie konnte dank Instagram neue Freundschaften schliessen, sagt sie. «Und ich finde es toll, wenn sich jemand über meine Sing-Videos freut.»

Mit ihren Posts verdient die Gontenschwilerin kein Geld. Sie sagt: «Ich würde Instagram nie als Beruf anerkennen.» Zur Nachricht, dass sie zu den 52 einflussreichsten Influencern unter 21 in der Schweiz gehört, sagt Umbricht: «Ich freue mich natürlich. Aber dass ich dabei bin, bringt mir wenig.»

3. Mit verträumten Bildern inspirieren: das möchte Jeanne Zoé Arber

Ihre Message ist einfach: Nicht nur mit dem 08/15-Weg kommt man ans Ziel. Instagram sieht die 19-jährige aber nicht nur als Zeitvertreib, sondern auch als Türoffner in die Geschäftswelt.

Mystisch, herzig, mutig – so lassen sich die Bilder auf Jeanne Zoé Arbers Instagram-Account wohl am besten beschreiben. Auf einigen Bildern trägt sie wallende Kleider, blickt verträumt in die Kamera, umarmt ein Pferd.

Auf anderen macht sie wagemutige Stunts auf dem Rücken des Tiers. Als Bildunterschrift wählt sie manchmal Psalmen oder motivierende Sprüche. Die 19-Jährige wohnt auf einem Hof in Erlinsbach SO, zuvor lebte sie 18 Jahre lang im Aargau. Auf dem Hof arbeitet Arber als Pferdetrainerin und Reitlehrerin. Künftig will sie sich in der Schauspielerei weiterentwickeln.

Seit 2015 betreibt sie ihren Instagram-Account mit mittlerweile 25 700 Followern. «Ich habe angefangen, Bilder und Videos von meinen Pferden zu posten. Die Arbeit mit Tricks und Zirkuslektionen mit Pferden war 2015 wenig auf Instagram verbreitet.»

Ihr Account zog Tierliebhaber an, aber auch Fotografen wurden auf sie aufmerksam. Auf Instagram hat Arber ein klares Ziel: «Ich will den Menschen Inspiration und Ansporn geben, anders zu denken. Und zwar auf allen Ebenen», sagt sie. «Viele junge Menschen leiden heute unter Depressionen oder wissen gar nicht, wofür sie eigentlich leben.»

Deswegen wolle sie Weisheiten teilen, die ihr wichtig sind. «Ich ging nur zwei Jahre zur Schule, danach wurde ich mit meinen Brüdern zu Hause unterrichtet.» Die Message: «Auch wenn man nicht den 08/15-Weg einschlägt, kann man erfolgreich sein. Da fängt das Abenteuer an.»

Für Instagram wendet Arber täglich rund 1,5 Stunden auf. «Ich finde es erfüllend, Shootings und Videodrehs zu machen und über etwas zu schreiben, das mich bewegt.» Sie sieht mehrere Vorteile der App: «Gut ist, dass ich auf jedem Kontinent und in ganz Europa Freunde gefunden habe.»

Nachteil sei, dass auf Instagram viel verglichen und geurteilt werde. «Als junger Mensch ist man immer noch auf der Suche nach dem Selbst», so Arber. «Gedankenlose Aussagen können das Selbstwertgefühl total ruinieren.»

Trotzdem hat sie die Lust an Instagram nicht verloren: «Es macht mir Spass und gleichzeitig öffnet es mir immer grössere Türen im Business.» Zwar habe sie nicht danach gestrebt, Geld mit ihren Posts zu verdienen. Doch sie verrät: «Werbe- und Videoprojekte sind in Planung.»

Dass sie zu den einflussreichsten Influencern unter 21 gehört, wusste sie bis zur Anfrage der AZ nicht. Sie sagt dazu: «Überall, wo man spürt, dass jemand Passion hat für das, was er macht, fängt der positive Einfluss an.»

Dario Cremona (19), @cruiseexperience/, www.cruise-experience.com, Follower: 24 500, Rang: 38 © zvg
Dario Cremona (19), @cruiseexperience/, www.cruise-experience.com, Follower: 24 500, Rang: 38 © zvg
Tina Umbricht (21), @tinaumbricht, Follower: 17 400, Rang: 45 © Güdemann Nora;zvg;
Tina Umbricht (21), @tinaumbricht, Follower: 17 400, Rang: 45 © Güdemann Nora;zvg;
Jeanne Zoé Arber (19), @jeannezoearber, Follower: 27 500, Rang: 32 © Güdemann Nora;zvg;
Jeanne Zoé Arber (19), @jeannezoearber, Follower: 27 500, Rang: 32 © Güdemann Nora;zvg;