
Aargauer Aluminium-Kaffeekapseln-Hersteller kommt an die Börse – das soll 140 Millionen bringen
Die ersten Gerüchte waren bereits Mitte letzter Woche durchgesickert. Der Verpackungsspezialist Aluflexpack wolle seine Aktien noch im Juni an die Schweizer Börse bringen. Am Montagmorgen folgte die offizielle Bestätigung per Medienmeldung. Kurz darauf erklärte Konzern-Chef Igor Arbanas in einer Pressekonferenz, warum der Hersteller von Aluminium-Kaffeekapseln rund 140 Millionen Franken lösen will an der Börse.
Aluflexpack hat den Hauptsitz in Reinach im Kanton Aargau und wird entsprechend rasch einmal als «Reinacher Unternehmen» wahrgenommen. Doch dürfte es die Nachrichtenagentur Reuters besser getroffen haben, als sie Aluflexpack als «kroatisch» bezeichnete. So betreibt der Konzern allein vier Fabriken in Kroatien – je eine Fabrik in der Schweiz, eine in Frankreich und eine in der Türkei. Operativ wird Aluflexpack ebenfalls von Kroatien aus geleitet und auch die Wurzlen liegen dort.
Der Fussabdruck in der Schweiz ist denn auch vergleichsweise bescheiden, was die Arbeitsplätze anbelangt. Weltweit beschäftigt Aluflex rund 1150 Mitarbeiter, nicht einmal 5 Prozent davon arbeiten in der Schweiz. So arbeiten am Hauptsitz in Reinach gemäss Angaben des Unternehmens weniger als zehn Angestellte. Nicht allzu viel mehr sind es in der Klosterstadt Einsiedeln. Rund 40 Mitarbeiter stellen dort jährlich Milliarden von Kapseln her, für die kürzlich übernommene «Process Point Service».
Dass Aluflexpack überhaupt Mitarbeiter hat in Hochlohnländern wie der Schweiz oder in Frankreich, ist auf den ersten Blick erstaunlich. Immerhin gehören blosse «Verpackungen» vermeintlich nicht zu jenen Hightech-Gütern, in denen europäische Industrieunternehmen bestehen können. Doch auch «Verpackungen» sind zu Hightech geworden in einem Detailhandel mit Kaffee oder Schokolade, der heutzutage vielen Ansprüchen gleichzeitig genügen muss. So werden zum Beispiel in Einsiedeln jährlich Milliarden von Kaffeekapseln hergestellt für den globalen Kaffeeriesen Jacobs. In dieser Massenanfertigung muss dennoch jede einzelne Kapsel chic daherkommen, passend zum sorgfältig aufgebauten Image. Kleinste Qualitätsmängel genügen und der Kaffeegenuss ist dahin. Dieses Miteinander von Masse und Klasse muss Aluflexpack auch schaffen, wenn es Verpackungen herstellt für den italienischen Weltkonzern Ferrero. Deren in goldenem Papier luftig eingewickelten Ferrero Rocher zählen zu den meistverkauften Pralinen überhaupt.
Dann ist da der Trend zu «Zero Waste», null Müll also, der einem Verpackungshersteller zu schaffen machen könnte. Aluflexpack sieht sich auch in dieser Hinsicht gut aufgestellt. Dank hochwertigen Verpackungen liessen sich beispielsweise Lebensmittel länger frischhalten. Dadurch wiederum würden weniger Lebensmittel verschwendet. Zudem liessen sich Verpackungen aus Aluminium mit vergleichsweise geringem Energieaufwand wiederverwenden. Allerdings bleibt die Frage, wie viele Alu-Verpackungen nicht im Müll landen, sondern überhaupt zurück in den Kreislauf gelangen. Das ist besonders bei Kaffeekapsel oft die unbekannte Grösse.
«Fescher Wagniskapitalist»
Der starke man bei Montana ist Michael Tojner, von der NZZ einst als «fescher Wagniskapitalist» bezeichnet. Der 53-jährige Vater von sechs Kindern hält die Mehrheit der Stimmrechte, und zwar auf etwas verschachtelte Weise. Gemäss Geschäftsbericht «direkt oder indirekt über mehrere von ihm kontrollierte Gesellschaften». Tojner präsidiert zugleich den Verwaltungsrat und führt das Konglomerat als CEO. Für 2018 liess er sich einen fixen Lohn von knapp einer Million Euro auszahlen, aber wie schon im Vorjahr keinen Bonus. Den Grundstein für die Montana legte er im Jahr 2007, als er die Varta Microbattery übernahm. Das Traditionsunternehmen war ein paar Jahre zuvor zerschlagen worden von der deutschen Industriellenfamilie Quandt, die auch an BMW beteiligt ist. Im gleichen Jahr kaufte Tojner noch den Aargauer Metallverarbeitungskonzern Alu Menziken dazu.