
Suzanne Marclay folgt auf Dieter Egli: Aarauer Sicherheitsvorsteherin wird neue Präsidentin des Kantonspolizei-Verbandes
117 ist die Notrufnummer der Polizei – und 117 Jahre alt ist auch der Verband Kantonspolizei Aargau. Zum ersten mal in der langen Geschichte steht nun eine Frau an der Spitze des Verbandes: Suzanne Marclay-Merz, FDP-Grossrätin und Sicherheitsvorsteherin im Stadtrat Aarau, bestätigt entsprechende Informationen der AZ. «Ich wurde von der Findungskommission für dieses Amt angefragt, vom Präsidium des Verbandes vorgeschlagen und in einer schriftlichen Abstimmung von den Mitgliedern bestätigt.»
Kurz nach dem Anruf der AZ trifft eine Medienmitteilung ein, in der es heisst, mit Suzanne Marclay-Merz habe der Verband eine Frau an die Spitze gewählt, «welche sowohl politisch (Grossrätin FDP) wie auch im Thema Polizei und Sicherheit (Stadträtin Aarau, Ressort Sicherheit) ein fundiertes Wissen in die Verbandsführung einbringt». Ihre Persönlichkeit als Rechtsanwältin, ehemalige Bezirksgerichtspräsidentin und Familienfrau runden das breite Wissen und die gute Vernetzung der neuen Präsidentin gemäss Mitteilung ab.
Die beiden Vorgänger der FDP-Frau waren Sozialdemokraten
In den letzten Monaten seit Anfang 2021 wurde der Kantonspolizeiverband interimistisch von Hansjörg Schenk präsidiert. Der letzte reguläre Präsident des Verbandes war Dieter Egli – nach der Wahl in den Regierungsrat gab der SP-Politiker das Präsidium allerdings ab. Auch der Vorgänger von Egli war ein Sozialdemokrat: Der ehemalige Grossrat und Rechtsanwalt Markus Leimbacher präsidierte den Verband bis 2016.
Dass nun sie als Freisinnige eine Gewerkschaft führt, passt für Marclay-Merz gut. «Der Verband Kantonspolizei Aargau ist keine Gewerkschaft im politischen Sinn, sondern ein Berufsverband, der die Interessen der Polizeiangestellten vertritt», sagt sie. Die Kantonspolizei sorge für die Sicherheit im Kanton, das sei ein FDP-Anliegen, «insofern sehe ich hier keinen Widerspruch, wenn ich das Präsidium übernehme».
Sicherheitsvorsteherin und Polizeiverbandspräsidentin: «Das bringt Vorteile»
Auch die Konstellation, dass sie nun zugleich Sicherheitsvorsteherin im Stadtrat Aarau und Präsidentin des kantonalen Polizeiverbandes ist, stellte für die Freisinnige keinen Hinderungsgrund dar. «Ich halte die beiden Ämter für gut vereinbar, da sehe ich kein Problem – ganz im Gegenteil: Ich kenne als Polizeivorsteherin in Aarau die Aufgaben und Herausforderungen einer Stadtpolizei, daraus können sich Synergien mit meinem Amt als VKA-Präsidentin ergeben.»
Sie habe diese Frage mit dem Verbandsvorstand ausführlich diskutiert und man sei gemeinsam zum Schluss gekommen, «dass sich eine Kombination ergibt, die beiderseits Vorteile bringt».
Derzeit führt der Kanton eine Analyse zur künftigen Polizeistruktur im Aargau durch. Dabei geht es darum, ob das bisherige duale System mit Kantons- und Regionalpolizei weitergeführt werden soll, oder ob es einen Wechsel zu einer Einheitspolizei geben soll. Zudem wird auch geprüft, ob der Personalbestand der Polizei im Aargau – der schweizweit im Verhältnis zur Bevölkerungszahl am tiefsten liegt – aufgestockt werden muss.
Noch keine Position zur künftigen Polizeistruktur und zum Personalbestand
Marclay-Merz wird über beide Fragen als Grossrätin mitentscheiden und als Polizeiverbands-Präsidentin dazu Stellung nehmen müssen. Beides seien Themen, die derzeit im Detail analysiert und später politisch diskutiert würden, sagt die FDP-Politikerin. Ihr sei eine schlagkräftige und gut besetzte Polizei im Aargau wichtig, ergänzt Marclay-Merz, «zur künftigen Organisation der Polizei im Kanton und zum Personalbestand möchte ich mich derzeit aber noch nicht äussern».
Neben der Wahl der neuen Präsidentin hat der Verband Kantonspolizei Aargau zwei weitere Personen neu in den Vorstand gewählt. Dies sind Aline Thut (Kapo Stützpunkt Frick) und Massimo Marcella (Kapo Stützpunkt Muri). Mit der Wahl der drei neuen Mitglieder ist der Vorstand wieder vollzählig. Der bisherige Interimspräsident Hansjörg Schenk übernimmt im Verband, der sich laut Mitteilung für zeitgerechte, faire und soziale Arbeitsbedingungen einsetzt, neu das Vizepräsidium.