Sorge wegen Aerosolen: Experten fordern Luftfilter für Schulen – im Aargau wird getestet

Das Coronavirus kann auch über die Luft übertragen werden und zwar über die sogenannten Aerosole, die wir Menschen beim Ausatmen, Sprechen, Singen oder Lachen ausstossen. Heute Montag ist Schulbeginn und im Aargau beispielsweise gibt es keine Maskentragpflicht mehr im Klassenzimmer. Umso mehr plädieren Experten für Luftfilter in der Schule.

Gegenüber der Zeitung «Blick» äussert sich Aerosol-Experte Michael Ryniker: «Die Schulen müssen aufrüsten. Ich habe schon vor einem Jahr vor der Aerosol-Gefahr gewarnt. Aber nichts wurde getan. Jetzt wieder einen Winter lang durchseuchen, halte ich für keine gute Idee.»

Der Professor für Risikoanalyse und Direktor des Schweizerischen Zentrums für Arbeits- und Umweltgesundheit begründet seine Sorge damit, dass Aerosole stundenlang in der Luft schweben könnten. Ein Klassenzimmer werde also nach und nach mit Aerosolen eingenebelt. Und er zieht den Vergleich zu einem Zimmer voller Raucher. Da dauere es auch nicht lange, bis der Raum vollgequalmt ist. So verhalte es sich auch mit Aerosolen.

Einzelne Anlagen im Testbetrieb

Der Hersteller von Lüftungsanlagen Zehnder Group mit Sitz in Gränichen bestätigte die positive Wirkung von Luftaustausch gegen eine Coronaübertragung in Innenräumen in einem Gespräch mit dieser Zeitung im Februar. Zu diesem Zeitpunkt testete der Betrieb an der Schule Oberentfelden ein Lufttauscher-Gerät.

Luftfilter von Zehnder Gränichen im Testbetrieb an der Schule Oberentfelden.

Luftfilter von Zehnder Gränichen im Testbetrieb an der Schule Oberentfelden.

ZvG

Der «Blick» berichtet aktuell von einer Lenzburger Schule, in welcher ebenfalls eine Luftfilter-Anlage getestet wird. Ausserdem erreicht die AZ eine Motion des Grünliberalen Phlippe Kühni, wonach dem Kreisschulrat Aarau-Buchs ein «Projekt inklusive Budget» vorgelegt werden solle, «um sämtliche Schulzimmer, welche nicht über automatische Lüftung mit geeigneten Filter verfügen, mit geeigneten Filter oder mit Luftreinigungsgeräten auszustatten».

Der Grund, weshalb Schulen nicht schon mehr auf diese Massnahme setzen, erläuterte der CEO Matthias Huenerwadel in einer Pressekonferenz im Februar: «Das Schulsystem in der Schweiz und in Deutschland ist sehr föderalistisch organisiert», deswegen könne es lange gehen, bis entsprechende Entscheidungen gefällt würden.

Laut «Blick» macht Deutschland in dieser Hinsicht vorwärts. Mitte Juli habe die Bundesregierung beschlossen, insgesamt 200 Millionen Euro für die Anschaffung der Geräte zur Verfügung zu stellen. Bundesländer wie Bayern (50 Millionen) und Baden-Württemberg (60 Millionen Euro) hatten zuvor schon eigene Gelder gesprochen. Auch hier wird die Kritik lauter, dass die die Beschaffung von Filtern zu langsam vorangehe. (mma)