
Aargauer Apothekerin zu Testkapazitäten: «Wir sind seit Monaten am Anschlag»
Alle Ferienrückkehrer sollen sich testen lassen, auch Symptomfreie: Das empfiehlt nach dem BAG nun auch das Aargauer Gesundheitsdepartement in einer offiziellen Mitteilung. Denn im Aargau gibt es so viele aus dem Ausland eingeschleppte Coronafälle wie noch nie – sie machen über einen Drittel aller Infektionen aus.
Um Ausbrüche in Schulen und Betrieben zu verhindern, braucht es also möglichst viele Tests. Doch sind im Aargau überhaupt die Kapazitäten vorhanden, um einen Ansturm von testwilligen Reiserückkehrern zu bewältigen?
Apothekerin Martina Sigg: «Die Situation ist sehr anspruchsvoll»
«Wir sind mit den Kapazitäten seit Monaten am Anschlag, wie alle anderen in der Gegend auch», sagt Martina Sigg. Sie ist Inhaberin der Apotheke in Schinznach Dorf und hat als ehemalige FDP-Grossrätin jahrelange Erfahrung in der Gesundheitspolitik. Sigg sagt, man habe immer wieder gedacht, dass sich der Ansturm der Testwilligen ein wenig beruhigen würde – zuletzt während der Sommerferien: «Aber es wurde den ganzen Sommer über nicht ruhiger.»

Martina Sigg, Apothekerin und ehemalige Grossrätin.
Sigg ist im Drive-in-Testcenter in Brugg im Einsatz, das die Apotheken des Bezirks gemeinsam eingerichtet haben. Die Anmeldungen erfolgen online. Die Termine sind eigentlich konstant ausgebucht – zum ersten Mal seit Monaten habe es diese Woche ein paar freie Termine gehabt. «Die Situation ist sehr anspruchsvoll, da wir nicht nur testen, sondern auch impfen», erklärt Sigg. Trotz Personalknappheit und einer Überschwemmung nach den Unwettern hätten sie das Angebot in Brugg nie reduziert.
Es braucht jede verfügbare Kapazität
Kommt nun noch ein Ansturm von Ferienrückkehrern dazu? Davon bemerkt Sigg bislang nichts. Obwohl mittlerweile die meisten aus den Ferien zurück sein müssten. Die Apothekerin bezweifelt, dass die Leute dem offiziellen Testaufruf folgen:
«Wir stellen keine vermehrte Nachfrage von Ferienrückkehrern fest. Ich weiss nicht, ob viele mitmachen.»
Wie sich die Nachfrage entwickle, sei sehr volatil und hänge stark von den Massnahmen ab: «Wenn etwa die Antigen-Schnelltests nicht mehr gratis sind, können wir zusammenräumen», meint Sigg.
Vorerst braucht es aber jede verfügbare Kapazität. Denn Sigg beobachtet, dass die pandemische Situation wieder anzieht: «Es kommen immer mehr Leute mit Symptomen.» Dabei macht sie die beunruhigende Feststellung: «Die Testtermine sind bei uns immer so weit im Voraus ausgebucht, dass sich jene mit Symptomen gar nicht mehr anmelden können. Wir sind aber jederzeit bereit, in solchen Fällen auch Unangemeldete zu testen.»
Erst am Montag hat es im KSB wieder freie Testtermine
Auch im Kantonsspital Baden (KSB) werden Personen mit Symptomen prioritär getestet. Sprecher Omar Gisler sagt: «Für das KSB ist es sehr wichtig, Patienten und Personen mit Symptomen rasch testen zu können.» Im KSB gebe es derzeit ausreichend Testtermine, da die Kapazitäten vor Beginn der Sommerferien ausgebaut worden seien. Wer sich testen lassen möchte, kann auf der Website des KSB online einen Termin buchen. Dort sehe man auf einen Blick, wann es freie Slots gibt, so Gisler.
Ein solcher Blick auf die Website am Donnerstagnachmittag zeigt jedoch: Der früheste noch freie Termin im KSB ist erst am Montag. Wer also aus den Ferien zurück ist oder am Wochenende in den Ausgang will, kann sich im KSB nicht sofort testen lassen. Omar Gisler: «Wir begrüssen die Empfehlung des Bundes, sich nach der Ferienrückkehr testen zu lassen. Sollte es kurzfristig nicht möglich sein, einen Termin zu finden, so bitten wir die Testwilligen, sich anderswo – zum Beispiel beim Hausarzt oder in Apotheken – testen zu lassen.»
Das KSA stockt Kapazitäten auf
Das Kantonsspital Aarau hat die Testkapazitäten in den letzten Wochen stark ausgebaut. So könne man die Nachfrage gut abdecken, sagt Isabelle Wenzinger, Sprecherin des KSA: «Insbesondere in den nächsten Tagen, wenn wohl die meisten Reiserückkehrer einen Test benötigen, gibt es noch genügend freie Testtermine.» Diese können über die Website des KSA gebucht werden.
Es sei wichtig, symptomatische Personen zeitnah testen zu können, so Wenzinger. «Zudem erweitern wir aktuell die Kapazitäten um einen Walk-in Bereich, mit dem wir ab folgender Woche zusätzlich zu Zeiten der grössten Nachfrage (Freitagabend und samstags bis in den Nachmittag), jeweils ohne Voranmeldung Tests für asymptomatische Personen anbieten können», erklärt die KSA-Sprecherin.