Woran krankt das Altstadtgewerbe?

Nicht alle, aber viele Ladeninhaberinnen und -inhaber in der Zofinger Altstadt beklagen tiefe Kundenfrequenzen – und deshalb eher bescheidene Umsätze. An was krankt das Einkaufszentrum Altstadt Zofingen? Es fehle an wirklichen «Magneten» – heisst es. Würden nach dem Interdiscount (in der Ausgabe vom 29. November) auch noch Fielmann oder der Drogeriemarkt Müller die Mauern der Stadt verlassen, dann gehe der Ofen endgültig aus.

Greift diese Aussage – die einer Kapitulation gleichkommt – nicht etwas kurz? Was Kundinnen und Kunden in der Zofinger Altstadt mit Sicherheit vermissen, sind einheitliche Öffnungszeiten. Die gibt es nicht, weil solche für die Detaillisten längere Arbeitszeiten bedeuten und Mehrumsatz fraglich scheint? – Wer aber sind die Hauptkonkurrentinnen? Die rund um die Uhr geöffneten Internetshops, grosse Einkaufszentren und das grenznahe Ausland.

Der Billigpreis-Schiene folgen, das können Fachgeschäfte nicht und es wäre fatal, dies zu versuchen. Qualität, Sachkompetenz und Service auf höchstem Niveau sind deren Stärke – für die ein Teil der Konsumentinnen und Konsumenten gerne bereit ist, einen etwas höheren Preis zu bezahlen. Beweis für diese Aussage? In Zofingen gibt es neben einem Drogerie-Markt weiterhin kleingewerbliche Drogerien. Wichtig ist, dass ein Detailhandelsgeschäft ein «Gesicht» hat, hinter dem Laden eine «Gwerblerin» steht, die sich engagiert und kompetent um ihre Kundinnen und Kunden bemüht.

«Abholen der Kunden, das heisst für eine Altstadt, den Leuten in der Arbeitspause und nach Feierabend die Ladentüren offen halten.» Dieser Satz stammt aus dem Jahr 2007. Gefallen ist er im Rahmen einer von zofingenregio marketing organisierten Podiumsdiskussion, die nach der Eröffnung des Oftringer A1-Centers stattfand. Die in Zofingen arbeitenden Menschen (PostFinance etc.) stellten für die Altstadt ein beachtliches Kundenpotenzial dar, hiess es.

Was in Zofingen punkto Ladenöffnungszeiten gesucht und umgesetzt werden müsste, ist ein kleinster gemeinsamer Nenner, eine Art generelle Blockzeit. Weshalb nicht den Versuch starten, Dienstag und Samstag die Geschäfte über Mittag einheitlich offen zu halten? Oder ist die Solidarität zwischen den Ladeninhaberinnen und -inhabern so schlecht, dass ein Test, der in diese Richtung abzielt, kein Thema sein kann? Werbemassnahmen à la «Piazza» sind gut. Aber ohne wirklichen Schulterschluss ein Schuss in den Ofen – verbranntes Geld.

Parkplätze sind für ein Einkaufszentrum ein wichtiges Thema. Verglichen mit anderen Innenstädten im Kanton befinden sich die Zofinger Ladengeschäfte in einer komfortablen Situation. Die vielen kostengünstigen Parkplätze sind nahe an den Ladentüren und ihre Zahl ist gross.

Was kann die Politik für eine lebendige Altstadt tun? Wenn sie diese so erhalten will, wie sie ist: nichts. In Schaffhausen oder Solothurn gibt es mitten in den Altstädten Filialen der Grossverteiler und Warenhausketten. Sie haben die nötigen Verkaufsflächen gefunden, weil sie die Gebäude halber Strassenzüge auskernen und deren Inneres nach ihren Bedürfnissen gestalten durften. Ein Thema, das in Zofingen weder bei den Bürgerinnen und Bürgern noch unter den Liegenschaftseigentümern mehrheitsfähig sein dürfte. Solche Schritte kämen so oder so zu spät. Die Alarmglocken hätten läuten müssen, als Jelmoli, Migros und Coop die Zofinger Altstadt verlassen haben.