
«Bonjour tristesse»: Zürcher wählen diesen Aargauer Kreisel zum «hässlichsten der Deutschschweiz»

Schon bei seiner Entstehung sorgte der Kreiselschmuck in der Mitte des Kreisels zwischen Holziken und Hirschthal für Diskussionen. «Ich habe noch selten ein derart überproportioniertes, schlecht der Landschaft angepasstes Monument auf einem Kreisel gesehen», ereiferte sich der damalige Holziker Gemeindeschreiber Hans Ulrich Mathys. Dem seinerzeitigen Hirschthaler Gemeindeschreiber Hansjörg Baumberger gefiel der Schmuck «nicht schlecht». Fast auf den Tag genau 15 Jahre sind vergangen, seit das zwölfeinhalb Meter hohe Bauwerk feierlich eingeweiht worden ist. Der Kreisel hat 2003 eine gefährliche Kreuzung gezähmt. Innerhalb von fünf Jahren kam es damals zu 17 Unfällen, einmal gar mit Todesfolge. Heute steht der Kreiselschmuck unverändert in Hirschthal.
Jetzt kommt dem «Monument» eine besondere Ehre zuteil: Bei der Wahl zum hässlichsten Kreisel der Deutschschweiz des «Tagesanzeigers» schaffte es der Kreisverkehr auf der Suhren-talstrasse in Hirschthal auf den ersten Rang. Leser konnten ein «besonders hässliches Exemplar» in der Deutschschweiz vorschlagen, sieben schafften es ins Finale, rund 4000 Personen haben anschliessend abgestimmt.
«Nicht in einer Million Jahre»
Mit «Bonjour tristesse» wurde der Hirschthaler Kreisel im «Tagi» bezeichnet. In der Tat: Für einen Laien sieht der Kreiselschmuck wie ein unschöner grauer Betonpfeiler aus, der von einem Rohr schräg durchstossen wird. Zudem befinden sich das Hirschthaler Wappen und ein Schweizerkreuz mit der Aufschrift «true values» – wahre Werte – auf dem Betonelement. In Wirklichkeit stellt die Skulptur jedoch einen stilisierten Messwandler dar, der bei der Stromübertragung verwendet wird. Der Wandler widerspiegelt die örtliche Industrie – die Hirschthaler Firma Pfiffner Messwandler AG hat einen Grossteil der Kosten für den Kreiselschmuck übernommen. Zwischen 50’000 und 60’000 Franken hat das «Monument» gekostet.
Über Kunst lässt sich streiten», sagte der damalige Landamman Peter C. Beyeler anlässlich der Einweihung 2003. Und auch heute scheiden sich die Geister. So sagt der Präsident der UK Roundabout Appreciation Society, Kevin Beresford, gegenüber dem «Tagesanzeiger»: «Offen gesagt, es ist ein ausserordentlich faszinierender Kreisel. Er scheint die Industrie der Region zu reflektieren. Ist er hässlich? Nicht in einer Million Jahre würde ich ihn hässlich nennen.» Einen einzigen Verbesserungsvorschlag hat der Kreisel-Connaisseur. Das Geröll am Fuss der Skulptur solle mit Vorteil durch Gras ersetzt werden. Und siehe da: Das Bild, das für das Online-Voting eingeschickt wurde, war kein aktuelles. Der Steinhaufen ist mittlerweile mit einer grünen Wiese und Gräsern überwachsen.
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