
Wie Fondue im Hochsommer: Thermalbad leidet unter Klimawandel
Den Start ins 2017 hatte man sich bei den Verantwortlichen des Thermalbads Zurzach anders vorgestellt. Drei Jahre und 20 Millionen Franken hatte man in den Umbau und neue Angebote investiert. Doch die Besucherzahlen in den ersten Monaten enttäuschten. «Es war ein kontroverses Jahr mit einem harzigen Start und einem erfreulichen zweiten Halbjahr», sagte Verwaltungsrats-Präsident Anton Lauber gestern bei der Präsentation der Zahlen.
Unter dem Strich erwirtschaftete die Thermalbad Zurzach AG einen Reingewinn von 662’000 Franken. Im Vergleich zum Vorjahr hat man den Gewinn verzehnfacht. Die Besucherzahl von 443’993 entspricht allerdings einem Prozent weniger als 2016. Preisanpassungen und eine verbesserte Kostenstruktur führten zum positiven Ergebnis.
Eine Schlechtwetter-Branche
Insgesamt gilt aber, dass die Thermalbad-Branche stagniert oder gar schrumpft. Die Klimaerwärmung ist nicht ihr Freund, lautet eine der Analysen. «28 Grad im April sind geschäftsschädigend», sagt Geschäftsführer Dominik Keller. «Wir leiden unter den Auswirkungen des Klimawandels und den damit milderen Temperaturen.» Es sei, als ob man den Leuten im Hochsommer ein Fondue oder Raclette schmackhaft machen wollte.
Zusammenfassend wertet der Verwaltungsrat das Ergebnis 2017 als solid, erkennt aber weiteres Verbesserungspotenzial für 2018. Der Fokus wird vermehrt auf neue Dienstleistungen gelegt. Wassergymnastik, Kinder- und Babyschwimmkurse sind bereits gut angelaufen. Die Saunakultur soll gefördert werden, der Bereich Wellness mit Massagen und Kosmetik bietet Wachstumspotenzial.
Konkurrenz aus Baden
Die Zahlen im ersten Quartal 2018 stimmen optimistisch und knüpfen ans zweite Halbjahr 2017 an. Die Besucherzahl ist im Vergleich zur Vorjahresperiode um neun Prozent gestiegen. Der Umsatz legte zweistellig zu. Der Verwaltungsrat will die strategische Positionierung im veränderten Umfeld nächstens überprüfen und nötigenfalls Anpassungen vornehmen. Mit dem «veränderten Umfeld» ist vor allem auch das Botta-Bad in Baden gemeint.
Diese Woche erfolgte der Spatenstich, im Herbst 2020 soll es eröffnen. «Das Thermalbad Zurzach hat den Charakter eines Volksbades, es spricht alle Altersgruppen an», sagt VR-Präsident Lauber und ist überzeugt: «Baden wird sich anders positionieren.» Die beiden Bäder sollen einander ergänzen, das liegt auch im Interesse der Stiftung «Gesundheitsförderung Bad Zurzach+Baden», die an beiden Bädern beteiligt ist.
Papa-Moll-Effekt
Wie stark sich der Papa-Moll-Film, in dem das Thermalbad als Kulisse dient, auf die Besucherzahlen ausgewirkt hat, sei schwer zu beziffern, sagt Peter Schläpfer, Geschäftsführer von Bad Zurzach Tourismus.
Klar ist: «Wir waren aufgrund des Kinofilms im Gespräch.» Und: Man verbuchte mehr Eintritte von Kindern und Familien und es wurden mehr Souvenirs verkauft. Das Papa-Moll-Fest, das im letzten Herbst bei seiner Premiere mit 5000 Besuchern alle Erwartungen sprengte, wird auch diesen September stattfinden. Es soll zu einem jährlichen Event werden.