«Wir müssen draussen bleiben»: Der Islamische Zentralrat fühlt sich von Schild angegriffen

Der Islamische Zentralrat IZRS ist empört. Grund dafür ist ein gelbes Schild, das bis vor kurzem an einer privaten Haustüre im Aargau hing. Auf dem Schild sind ein muslimisch gekleideter Mann mit einer Gebetskappe und eine Frau in einer Burka abgebildet. Daneben stehen die Worte: «Wir müssen draussen bleiben!»

Der Islamische Zentralrat hat von dem Schild erfahren, weil sich eine Privatperson gemeldet hat. Sprecher Qaasim Illi zeigte sich gegenüber «20 Minuten» schockiert: «Durch den islamophoben Aufkleber im Stil eines ‹Hunde verboten›-Schildes werden Muslime mit Hunden gleichgesetzt. Unserer Meinung nach ist das klar Rassismus.»

Zentralrat stellt Video online
Der IZRS habe deswegen Anzeige eingereicht gegen den Besitzer der Wohnung, so Illi. Das Schild verstosse gegen die Rassismus-Strafnorm. Bei der Staatsanwaltschaft Lenzburg-Aarau ist tatsächlich eine Anzeige eingegangen, bestätigt die Sprecherin Fiona Strebel auf Anfrage der AZ.

Ob das Schild tatsächlich gegen das Gesetz verstösst, hängt davon ab, ob es die Staatsanwaltschaft als «öffentlich» bewertet. In der Schweiz ist eine Äusserung nur strafbar, wenn sie öffentlich getätigt wird.

Der IZRS beliess es aber nicht bei einer Anzeige. Er hat sich so sehr über das Bild geärgert, dass er ein Video dazu auf Facebook gestellt hat. Die Botschaft des Videos: Dieses Schild sei Rassismus pur und beleidige die muslimische Bevölkerung.

«Mittels solch einer Beschilderung wird üblicherweise Hunden der Zutritt verwehrt», so der Off-Text. In dem Video ist unter anderem zu sehen, wie die Autoren den Besitzer der Wohnung aufsuchen und ihn mit dem Schild konfrontieren.

Das Gesicht des Mannes ist auf dem Video nicht erkennbar. Sehr wohl aber, wo er arbeitet. Klar und deutlich ist das Schild einer Metzgerei in Lenzburg zu sehen. Die Autoren wollen ihn mit dem Schild konfrontieren, aber der Mann will nichts zu dem Schild sagen. «Wir leben in einem Staat, wo freie Meinungsäusserung herrscht», sagt er nur. Danach ist ein hitziger Wortwechsel zu hören.

In der Metzgerei sorgt die Aktion des Zentralrats für Unmut. «Ich habe mit diesem Schild nichts zu tun», betont einer der Besitzer auf Anfrage.

«Das Schild gehört meinem Sohn, wir betreiben die Metzgerei gemeinsam.» Dass nun der Name des Geschäfts in dem Video auftaucht, findet er «nicht in Ordnung».

Er hat sich allerdings noch nicht überlegt, ob er rechtlich dagegen vorgehen will. Der Sohn selber war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Auf den Ruf der Metzgerei hat sich das Video in gewissen Kreisen schon negativ ausgewirkt: In einem Kommentar auf der Facebook-Seite des Geschäfts wurde die Metzgerei von einem Kommentator bereits mit Nazis in Verbindung gebracht.