EHCO geht den Weg weiter mit Gustafsson – mit Kommentar

KOMMENTAR

In Zweifel für den Angeklagten

Der EHC Olten hält trotz der aktuellen sportlichen Misere am Trainerduo Gustafsson/Bartolone fest. Dieser einstimmige Entscheid des Verwaltungsrats kommt nicht überraschend. Die Mannschaft hat am Sonntag im Derby gegen Langenthal (1:3) gezeigt, dass sie gewillt ist, zu kämpfen, auch wenn ihr die spielerischen (und personellen) Mittel momentan fehlen. Der positive und ermutigende Support der 5000 Zuschauer im Kleinholz dürfte die Verantwortlichen bei der Abwägung dieses heiklen Entscheids ebenfalls beeinflusst haben. Es war letztlich ein Urteil, welches im Zweifel für den Angeklagten gefällt wurde.

Ist nun alles wieder gut im Staate EHC Olten? Nun: Dass dem Trainerduo der Rücken gestärkt wird, dürfte mit Sicherheit wieder etwas Ruhe ins bisweilen hektische Umfeld der Powermäuse bringen. Aber letztlich ist es die Mannschaft, die das Vertrauen der Klubführung in den Coaching-Staff auf dem Eis in positive Resultate umsetzen muss. Die Spieler sind nun in der Bringschuld. Kampf, Leidenschaft und Herzblut sind nur die Basis für den Erfolg. Auf dieser Basis aufbauend muss die Mannschaft nun zeigen, dass sie die Arbeit ihrer Trainer auch in erfolgreiche Darbietungen ummünzen kann.

Schliesslich ist und bleibt der EHC Olten ein ambitioniertes Team, welches in den in einem Monat beginnenden Playoffs ein gewichtiges Wörtchen im Kampf um den B-Titel mitreden möchte. In der aktuellen Verfassung ist der EHCO allerdings meilenweit davon entfernt, ein Spitzenteam zu sein. Die Resultate der kommenden Spiele werden letztlich also darüber entscheiden, ob der Schulterschluss der Klubführung mit dem Coachingstaff ein Schuss in den Ofen war oder ob Bengt-Ake Gustafsson als grosser Gewinner aus dieser Krise hervorgeht. Den Beweis, dass er tatsächlich immer noch ein grosser Trainer ist, kann er jetzt erbringen.

Die Zweifel daran, dass ihm das tatsächlich gelingen wird, lassen sich jedenfalls nicht so schnell vertreiben. Dazu ist die Mannschaft im Verlauf der bisherigen Saison zu oft zu viel schuldig geblieben – dritter Tabellenrang hin oder her. Auch deshalb ist der Entscheid der Klubführung zwar nachvollziehbar, aber nicht frei von Risiken und Nebenwirkungen.

Marcel Kuchta/az

«Nach internen Diskussionen und Analysen der aktuellen Situation ist der Verwaltungsrat einstimmig zum Schluss gekommen, dem gesamten Coaching-Staff wie auch der Mannschaft sein vollstes Vertrauen auszusprechen – in der Überzeugung, dass Trainer und Spieler gemeinsam den EHCO sportlich wieder auf Kurs bringen.» So teilte der EHC Olten gestern Nachmittag via Communiqué mit, dass Bengt-Ake Gustafsson und der Rest des Trainerteams im Amt bleiben werden. Und zwar bis Ende Saison. Es gibt also kein Wenn und Aber mehr. Gustafsson soll seinen Vertrag erfüllen können.

Bei der Evaluation der Lage der Dinge spielte unter anderem auch die Tatsache eine Rolle, dass der EHCO in den letzten beiden Saisons jeweils in der Schlussphase der Meisterschaft den Trainer wechselte, die erhofften Resultate aber dennoch ausblieben. Diesen unseligen Kreislauf möchte man bei den Powermäusen offensichtlich beenden.

Gerettet hat Gustafsson letztlich der kämpferische Auftritt der Mannschaft am Sonntag gegen Langenthal. Hätte man sich auf ähnliche Art und Weise wie am Freitag in Visp «abschlachten» lassen, dann hätten der Klubführung die Argumente für einen Vertrauensbeweis gegenüber dem Schweden und seinem Staff gefehlt. Zudem berücksichtigte man bei der Analyse auch die kritische personelle Situation.

Diese Überlegungen führten auch dazu, dass man noch einmal auf dem Transfermarkt tätig wurde und sich von den SCL Tigers die Dienste von Stürmer Lukas Haas sicherte. Der Langnauer spielt ab sofort und bis Saisonende mit einer B-Lizenz für den EHC Olten und kann nur im allergrössten, personellen Notfall vom National-Ligisten zurückbeordert werden. Der gelernte Center Haas stand schon vor rund 10 Jahren für einige Monate für den EHC Olten im Einsatz und spielte bereits während knapp zweier Saisons unter Bengt-Ake Gustafsson für die Tigers. Der 29-Jährige bestritt in der laufenden NLA-Meisterschaft 29 Spiele für die Langnauer und erzielte dabei zwei Tore, hatte aber Mühe, sich einen Stammplatz zu erkämpfen. Haas gilt als vielseitig einsetzbarer Stürmer, der ein kämpferisches Element in die Oltner Mannschaft bringen wird.

Der Aufruf des VR-Präsidenten EHCO-VR-Präsident Marc Thommen liess es sich jedenfalls nicht nehmen, das Team höchstpersönlich zu unterstützen. Nach dem Langenthal-Match ging er in die Garderobe und sagte: «Ich glaube an euch. Aber ihr müsst auch an euch selber glauben.»