
Der FC Luzern trennt sich per sofort von Trainer Markus Babbel – U21-Coach Gerardo Seoane übernimmt ad interim
Der FC Luzern hat Cheftrainer Markus Babbel und Assistent Patrick Rahmen freigestellt. Die Massnahme war nach Babbels jüngsten pointierten Äusserungen gegen den Klub unumgänglich. Der Luzerner U21-Trainer Gerardo Seoane wird vorderhand mit der Verantwortung über die Mannschaft betraut. Laut Sportkoordinator Remo Meyer soll möglichst rasch ein neuer Cheftrainer gefunden werden, idealerweise noch vor Beginn der Rückrunde am ersten Februar-Wochenende. «Wir wurden von der jetzigen Situation überrascht», sagte Meyer. «Deshalb haben wir noch keine Lösung parat.» Die Verpflichtung eines Nachfolgers solle kein Schnellschuss werden.
Nach den Ereignissen der letzten Tage zeichnete sich Babbels Absetzung ab. Noch kurz vor Weihnachten hatte die Klubführung beschlossen, mindestens bis Ende Saison weiter mit ihm zu arbeiten, dessen Vertrag im Juni 2018 ausgelaufen wäre. Vor zwei Tagen sagte Babbel in einem Gespräch mit der Luzerner Zeitung, dass er sein Engagement in der Innerschweiz nach dieser Saison beenden werde. Zugleich nahm der 45-jährige Deutsche kein Blatt vor den Mund, als er die Klubführung und allen voran den umstrittenen Geschäftsführer Marcel Kälin harsch kritisierte. Babbel sagte sinngemäss, es sei sehr schwierig, in diesem Umfeld zu arbeiten. «Für mich passt die Zusammenarbeit so nicht mehr, ich kann mich nicht verbiegen», sagte der frühere deutsche Internationale, der als Trainer für den VfB Stuttgart, Hertha Berlin und Hoffenheim gearbeitet hatte.
Das Zerwürfnis war irreparabel. «Babbels Aussagen haben mich überrascht und enttäuscht. Sie sind für mich unerklärlich», sagte Remo Meyer an einer Medienkonferenz. «Wir hatten dem Trainer immer den Rücken gestärkt, auch als die Mannschaft im Herbst keines von neun Spielen gewann. Wir setzten ihn nie unter Druck, wir stellten ihm nie ein Ultimatum.» Nicht zu akzeptieren ist laut Meyer für den gesamten Vorstand, dass Babbel mit seiner offensichtlichen Unzufriedenheit an die Öffentlichkeit gelangte, bevor er es intern zu regeln versuchte. «Was Babbel jetzt gemacht hat, ist ein Rundumschlag», sagte Meyer.
Mit dem FC Luzern hat Babbel einen guten 3. Rang sowie zwei ordentliche 5. Plätze erreicht. Doch nach dem Abgang diverser Routiniers im letzten Sommer erlebten die Innerschweizer einen schwierigen Herbst. Nach der ersten Saisonhälfte ist der FCL in der Super League an zweitletzter Stelle klassiert, nur drei Punkte vor dem FC Sion.
Die Missstände und die allgemeine Unzufriedenheit im FCL unter Geschäftsführer Marcel Kälin sind offenkundig. Jedoch brach Babbel das Gebot, das besagt, dass ein Trainer nicht nur zu den Spielern und der Mannschaft loyal sein muss, sondern auch zum Klub – jedenfalls solange das Arbeitsverhältnis gilt.
Bernhard Alpstaeg, der einflussreiche und generell undiplomatische Geldgeber des FCL, goss zuletzt Öl ins Feuer. In einem Interview mit dem «Blick» liess er in beleidigender Art kein gutes Haar am Trainer.
Gemäss Sportkoordinator Meyer ist eine längerfristige Verpflichtung von Gerardo Seoane denkbar. «Er ist auf jeden Fall ein Kandidat», sagte Meyer. Der 39-jährige schweizerisch-spanische Doppelbürger Seoane ist als Rothenburger ein Ur-Luzerner. Nach dem Ende seiner Karriere als Spieler 2010 war er im Nachwuchs des FCL tätig, zuletzt als Trainer der U21-Mannschaft in der 1. Liga. Seoane spielte von 1990 bis 1997 und von 2007 bis 2010 in Luzerns Fanionteam. Dazwischen war er unter anderem bei Sion, Aarau und GC unter Vertrag.