Europaweite Sensation – in Frick wurde ein neuer Raubsaurier entdeckt

Gleich am ersten Grabungstag machte Grabungsleiter Ben Pabst Mitte Mai die grosse Entdeckung: Ein Bagger hob in der Tongrube Gruhalde ein Gesteinsstück, auf dem drei Zehen eines Raubdinosauriers erkennbar waren. «In der Folge suchten wir eine Fläche von zehn Quadratmetern systematisch ab», so Pabst, «der Bagger hatte glücklicherweise nichts zerstört. Was es zu finden gab, haben wir gefunden.»

Und gefunden wurde einiges: ein komplettes Bein, Teile eines Arms, zahlreiche Wirbel, der Hüftknochen, der Hals, Teile des Schädels und ein Zahn. Das Tier hat gemäss Ben Pabst eine Hüfthöhe von etwa 40 Zentimetern, einen 15 Zentimeter langen Oberschenkel und war mit Schwanz rund 1,5 Meter lang.

Der Fund ist eine Rarität. 2006 wurde in Frick der erste Raubsaurier aus der Trias-Zeit (vor 200 bis 250 Millionen Jahren) gefunden. Seither wurden 40 bis 50 Mal Reste von pflanzenfressenden Plateosauriern gefunden, aber trotz intensiver Suche kein weiterer Raubsaurier. Auch europaweit sind Raubsaurier aus der Trias-Zeit selten. Bekannt sind je ein Fund aus Stuttgart und Halberstadt, einer aus England – und nun eben zwei aus Frick. Der aktuelle Fund lag zwölf Meter tiefer als der erste und ist damit «etliche Millionen Jahre älter», wie Pabst sagt.

Hoffen auf Sensation

Der erste Fricker Raubsaurier wird derzeit im Rahmen einer Dissertation an der Universität Zürich beschrieben und bestimmt. Die Doktorandin übernimmt laut Pabst auch die Beschreibung und Bestimmung des neuen Fundes und wird die Ergebnisse in ihre Dissertation einfliessen lassen. «Möglicherweise stellt sich der Fricker Raubsaurier als neue Gattung heraus», so Pabst. Die Fricker Gemeinderätin Susanne Gmünder Bamert wies deshalb auch auf die Relevanz des neuen Raubsauriers für die Wissenschaft hin. «Letzten Endes könnte uns eine wissenschaftliche Sensation bevorstehen», sagte sie. Die Anzeichen seien jedenfalls vielversprechend. «Damit steigt auch die Bedeutung des Fundorts Frick.»

Gmünder und Museumsleiterin Andrea Oettl hoffen, dass sich diese steigende Bedeutung auch auf die Finanzen des Sauriermuseums Frick auswirkt. Bislang erhält das Museum jährlich jeweils einen Beitrag vom Swisslos-Fonds in der Grössenordnung von 50’000 Franken an die Grabungen. Für die Präparationen der Funde sind die Verantwortlichen auf private Spender angewiesen. «Im Kantonsbudget ist jedoch kein Betrag eingestellt», so Gmünder. Man hoffe, dass sich das «irgendwann einmal ändert. Schliesslich haben wir immer noch die Vision eines neuen Museums.»

Die 25’000 Euro für die Präparation des Sauriers in Brüssel kamen via Crowdfunding zusammen. „Ben“ wird Mitte Dezember an einer Pressekonferenz unter dem Patronat der Schweizer Botschaft der Öffentlichkeit vorgestellt.

«Fabian» kommt im Frühling

Neben den Raubdino-Knochen gab es auch 2017 wieder Plateosaurus-Funde. Ein Highlight dabei ist ein Schädel, der in aufrechter Position mit Blick aufs Schädeldach gefunden wurde. Gar eine Welt-Premiere ist «Fabian», der 2016 ausgegrabene junge Plateosaurier. Er wurde nun im laufenden Jahr zu einem Grossteil präpariert und soll ab kommendem Frühling im Fricker Sauriermuseum als erster stehender Saurier gezeigt werden. (Marc Fischer/AZ)