
Städtische Werke Lenzburg liebäugeln mit Umzug nach Staufen
In Lenzburg bahnt sich an, was in Aarau derzeit umgesetzt wird: Dort zügelt der Energieversorger IBAarau nach Buchs und baut für 75 Millionen Franken ein Büro- und Werkhofgebäude. «Aarau fällt der Abschied nicht leicht, aber die Freude überwiegt», sagte Stadtpräsidentin und IBA-Verwaltungsratspräsidentin Jolanda Urech an der Grundsteinlegung im Mai 2016.
Ähnliche Gefühle könnten bald in der Stadt Lenzburg aufkommen. Deren SWL Energie AG prüft den Umzug in die Nachbargemeinde Staufen. Dort entsteht beim früheren Le Shop-Drive an der Kantonsstrasse Lenzburg-Hunzenschwil der Businesspark Zelgli. Der dreigeschossige Komplex mit Attika bietet rund 8000 Quadratmeter Fläche für Gewerbe, Produktion und Lager. Das ist für die SWL Energie AG interessant: Die ehemaligen städtischen Werke haben am Standort an der Lenzburger Werkhofstrasse zu wenig Platz. «Wir platzen aus allen Nähten», sagte Geschäftsführer Markus Blättler am Spatenstich der Arealüberbauung Zelgli dem «Lenzburger Bezirksanzeiger». Der Staufner Businesspark sei deshalb ein möglicher neuer Standort.
Zu wenig Platz für Büros
Auf Nachfrage der AZ bestätigt Markus Blättler diese Überlegungen: «Der Businesspark bietet genug Platz, ist schnell bezugsbereit und verkehrstechnisch gut gelegen.» Vor allem die Punkte Platz und Bezugstermin seien wichtig: «Wir sind mit dem Umsatz personell so stark gewachsen, dass unsere Büroflächen ausgereizt sind und wir einen Teil von Werkstatt und Aufenthaltsraum in Büros umnutzen mussten.» Mehr Platz brauche es auch für Fahrzeuge. Zudem müssten Sitzungen teilweise ausserhalb abgehalten werden.
Der Umzug nach Staufen ist eine von mehreren Optionen. Die SWL Energie AG möchte wenn möglich am heutigen Standort bleiben. Das ist aber schwierig, denn die Konstruktion des 40-jährigen Gebäudes erschwert eine Aufstockung. Im Vordergrund steht deshalb ein Neubau. Auch das ist eine Herausforderung: Der Neubau müsste viel Platz bieten, es braucht Reserven. Diese könnten vorläufig an Firmen vermietet werden. Laut Blättler gibt es bereits Interessenten. Für das Gewerbe müsste das Areal jedoch umgezont werden. Das ist ungünstig, denn die Zeit drängt.
Ändern Gemeinden Grenzen?
Kommt am Schluss die Option Staufen zum Zug und die SWL Energie AG zügelt tatsächlich in den Businesspark Zelgli, dürfte das in Lenzburg für Gesprächsstoff sorgen. Denn das Verhältnis zwischen Lenzburg und Staufen ist nicht immer einfach. Staufen profitiere zu viel von der Stadt, hört man manchmal auf den Strassen Lenzburgs. Was dabei vielleicht eine Rolle spielt: Mit 89 Prozent liegt der Steuerfuss in Staufen massiv unter jenem des grossen Nachbarn Lenzburg (108 Prozent).
Verliert Lenzburg bei einem Wegzug der SWL Energie AG einen guten Steuerzahler? Dieser Punkt wird in Aarau wegen des Umzugs der IBAarau nach Buchs kontrovers diskutiert. Die Rede ist von einem Steuerausfall in sechsstelliger Höhe für die Stadt Aarau.
Markus Blättler hält zu diesem Thema bezüglich der SWL Energie AG fest: «Unsere Steuern fliessen nach einem Verteilschlüssel in mehrere Gemeinden, dies abhängig vom Umsatz. Weil wir vor allem in Lenzburg tätig sind, würden wir auch mit Hauptsitz Staufen vor allem in Lenzburg Steuern zahlen.» Zudem sagt Blättler: «Ein Umzug nach Staufen kommt nur infrage, wenn die Stadt als Eigentümerin dies will.»
Es wäre auch möglich, dass die SWL Energie AG nach Staufen zieht und trotzdem in Lenzburg bleibt. Denkbar ist laut Markus Blättler ein Abtausch von Grundstücken zwischen Staufen und Lenzburg. Dazu müssten die Gemeindegrenzen verändert werden – eine grosse Übung, die auch der Kanton absegnen müsste.