
Trotz Nein zum CO2-Gesetz – so will der Aargau gegen den Klimawandel kämpfen
Landammann Stephan Attiger hat am Donnerstagmorgen vor den Medien den Klimakompass des Regierungsrats präsentiert. Der Kompass gibt vor, wie die Regierung den CO2-Ausstoss reduzieren und die Folgen des Klimawandels bewältigten will. Das sind die wichtigsten Fragen und Antworten dazu.
Warum ist der Klimakompass wichtig?
Der Klimawandel trifft auch den Aargau, dies zeigt sich in Hitzewellen wie im Sommer 2019, häufigeren Trockenperioden und tiefen Grundwasserständen, Extremereignissen wie Starkniederschlägen oder Hochwasser in den letzten Tagen. Die Regierung weist zudem auf die Beeinträchtigung der Wasser-, Boden- und Luftqualität, sowie auf die Veränderung von Lebensräumen, Artenvielfalt und Landschaft hin. Wie sich das Klima im Aargau entwickeln dürfte, zeigte im Jahr 2018 eine Studie von ETH und Meteoschweiz auf.
Warum erarbeitet die Regierung eine Klimastrategie trotz Nein des Volkes zum CO2-Gesetz und Nein zum kantonalen Energiegesetz?
Der Klimawandel nimmt keine Rücksicht auf Abstimmungsresultate und schreitet voran, obwohl im Aargau das kantonale Energiegesetz und das nationale CO2-Gesetz abgelehnt wurden. Dies ändere nichts an der Zielsetzung Netto-Null 2050, weder auf Stufe Bund noch auf Stufe Kanton, hält die Regierung fest. Sie setzt mit der Klimastrategie eine Forderung von CVP und EVP-BDP aus dem Jahr 2019 um.
Wie sieht die Zielsetzung des Aargaus in der Klimastrategie aus?
Der Kanton unterstützt die Ziele des Bundesrats «und senkt mit geeigneten Massnahmen und Ressourcen seine Emissionen von Treibhausgasen bis 2050 auf Netto-Null», heisst es im Klimakompass. Der Regierungsrat verfolgt also keine ehrgeizigeren Ziele als der Bund, sondern will «die gute Lebensqualität mit breit abgestützten Massnahmen im Klimaschutz und zur Anpassung an den Klimawandel erhalten und weiterentwickeln».
Welche konkreten Klima-Massnahmen sieht der Kanton vor?
Bisher noch keine, der Regierungsrat definiert mit dem Klimakompass lediglich Themen, «die eine grosse Herausforderung wie auch eine Chance bei der Bewältigung des Klimawandels darstellen». Der Kanton benennt für den Klimaschutz und die Klimaanpassung jeweils sieben Handlungsfelder. Die konkreten Massnahmen sollen als zweiter Teil der Strategie bis Ende Jahre präsentiert werden.
Was will der Kanton konkret beitragen, um die Erwärmung zu bremsen?
- Dekarbonisierung des Verkehrs (das heisst: weniger Autos mit Verbrennungsmotor) durch Vermeidung und Optimierung
Ressourcenschonender, energieeffizienter und CO2-freier Gebäudepark - Klimaneutrale Industrie und Gewerbe basierend auf Kreislaufwirtschaft
- Klimaschonende Landwirtschaft
- Wald als Kohlenstoffspeicher
- Beteiligungen, Beschaffung und Finanzierung
- Innovationsförderung und Partizipation
Wie will die Regierung den Kanton fit machen, um mit den Auswirkungen des Klimawandels umzugehen?
Ziel ist es, die klimabedingten Risiken zu minimieren, die Chancen des Klimawandels zu nutzen und die Anpassungsfähigkeit von Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt zu erhöhen. Die Regierung plant Massnahmen in diesen sieben Handlungsfeldern:
- Wasserspeicherung und klimaresilientes Trinkwasser- und Wassermanagement
- Hitzeangepasste Siedlungsentwicklung: seit Februar gibt es Klimakarten, die zeigen, wo es in einer Gemeinde am heissesten ist.
- Umgang mit klimabedingten Naturgefahren
- Klimaresiliente ökologische Infrastruktur
- Klimaangepasste Landwirtschaft
- Klimaresilientes Waldmanagement: vor einem Jahr hat der Grosse Rat knapp 10 Millionen Franken gesprochen, damit soll der Wald unter anderem für den Klimawandel fit gemacht werden.
- Leben und Arbeiten mit dem Klimawandel
Was tut der Kanton jetzt schon für den Klimaschutz?
- Energieberatung und Förderprogramm Gebäude
- Abstimmung Siedlungs- und Mobilitätsentwicklung
- Naturschutz- und Biodiversitätsprogramme
- Hochwasserschutzprojekte
- Anpassungsprojekte bei Landwirtschaft, Wald, Naturgefahren