Die Testoffensive in Aargauer Schulen und Firmen kommt nicht in Fahrt – dafür läuft es beim Impfen

Der Bundesrat hat am Mittwoch entschieden, die Homeoffice-Pflicht in eine Empfehlung umzuwandeln. Allerdings nur dann, wenn die Betriebe ihre Mitarbeitenden einmal pro Woche testen.

Der Aargauer Regierungsrat hatte in seiner Stellungnahme verlangt, diese Umwandlung der Homeoffice-Pflicht in eine Empfehlung nicht ans Testen zu knüpfen. Die Verfügbarkeit und Kapazitäten für Massentests seien je nach Kanton unterschiedlich, argumentierte er. Ausserdem fokussiere der Aargau auf das «risikobasierte Testen» und nehme vor- wiegend solche Unternehmen in sein Testprogramm auf.

Bundesratsentscheid ändert nichts an Aargauer Teststrategie

Dass der Bundesrat die Forderung der Aargauer Regierung nicht berücksichtigt hat, ändere nichts an der Teststrategie im Aargau, sagte Gesundheitsdirektor Jean-Pierre Gallati gestern vor den Medien. «Es läuft genau gleich weiter.»

Gallati führte aus, der Aargau verfüge über «genug, ja sogar mehr als genug Kapazitäten» für regelmässige Tests. «Wir sind froh, um jede Firma, die mitmacht.»

Seit letzter Woche können sich die Firmen selbstständig online auf www.ag.ch/betriebstests registrieren. Damit soll der Anmeldeprozess beschleunigt werden.

Erst die Hälfte der Schulen hat sich für regelmässige Tests angemeldet

Aber die Testoffensive in Firmen und Schulen kommt nicht so recht in Fahrt. Erst letzte Woche teilte beispielsweise die grösste Schule im Kanton, die Kreisschule Aarau-Buchs, mit, man werde vor den Sommerferien nicht mehr mit dem regelmässigen Testen beginnen. Die Schulpflege argumentierte, der «grosse Vorbereitungsaufwand» wäre «nicht angemessen».

Kantonsärztin Yvonne Hummel wollte ursprünglich bis Ende Mai 100’000 Personen einmal pro Woche testen, bis Ende Juni sollten es 200’000 sein. Davon ist man weit entfernt. «Wir haben schon noch Potenzial», räumte Hummel ein. Beim regelmässigen Testen werden bis zu zehn Speichelproben zu Pools zusammengemischt. Im Laborbus könnten bis zu 20’000 Pools pro Woche analysiert werden. Letzte Woche wurden nur 927 Pools ausgewertet, in der laufenden Woche waren es rund 1300. Das zeigt, dass es Luft nach oben gibt.

Bis Ende letzte Woche haben sich rund 100 Schulen, 188 Betriebe, 19 sozialmedizinische Institutionen und elf Pflegeheime für das Testprojekt registriert. Die teilnehmenden Organisationen gehen von einem potenziellen Testvolumen von rund 47’600 Personen aus. Bisher haben sich aber erst 6868 Personen registriert.

30 Prozent der Aargauer Bevölkerung ist einmal geimpft

Im Gegensatz zum Testen, geht es beim Impfen vorwärts. Letzte Woche hat der Aargau gut 38’000 Impfungen verabreicht. Es ist der höchste wöchentliche Wert bisher.

30 Prozent der Aargauer Bevölkerung ist mindestens einmal geimpft, 18,6 Prozent haben auch die zweite Dosis erhalten. Mit diesen Werten befinde sich der Aargau im interkantonalen Vergleich im oberen Mittelfeld, sagte Gallati. «Betrachtet man nur die bevölkerungsreichen Kantone, sind wir sogar zu oberst.»

Obwohl jede Woche mehrere 10’000 Personen geimpft werden, wird die Warteliste noch nicht kürzer, weil sich laufend weitere Personen registrieren. Am Mittwoch warteten 99’168 Aargauerinnen und Aargauer auf einen Impftermin. Trotzdem will der Kanton im Juni seine Kommunikation verstärken, um noch mehr Menschen von der Impfung zu überzeugen.

Dass die Restaurants und Wellnesseinrichtungen nächste Woche wieder ganz öffnen können, begrüsst der Regierungsrat angesichts der epidemiologischen Lage. Die Fallzahlen würden seit rund zwei Monaten deutlich sinken, sagte Hummel. Am Mittwoch sind 57 neue Coronafälle registriert worden. Am Mittwoch vor einer Woche waren es 92 Fälle.

An den Spitälern sind am Mittwoch 37 Covid-Patientinnen und Covid-Patienten behandelt worden, davon lagen sechs auf der Intensivstation. Trotzdem sei es weiterhin wichtig, die bekannten Schutzmassnahmen einzuhalten, sagte Gallati. Nach wie vor seien nicht genug Menschen geimpft. Ein Anstieg der Fallzahlen und damit eine Überlastung des Gesundheitswesens seien weiterhin möglich.