Eine Wanderung in die Eiszeit

Im geographischen Informationssystem des Kantons Aargau (Agis) gibt es eine sogenannte Fachkarte Geomorphologie. Hier geht es um eine Abbildung erdgeschichtlicher Zeugen. Das sind Findlinge – aber nicht nur. Zu den sogenannten Geotopen gehören auch Berge, Hügel, Täler, Moränenwälle, Schluchten, Höhlen, Karstphänomene, Ufergebiete, Steinbrüche, Kiesgruben, Bergwerke, Findlinge sowie auch hydrogeologische Phänomene (beispielsweise Quellen).

Um sie besser schützen zu können – Geotope sind durch menschliche Eingriffe in die Natur arg gefährdet – und die Bevölkerung auf diese faszinierenden Bestandteile der Geosphäre aufmerksam zu machen, hat die Abteilung für Umwelt des Kantons Aargau ein Geotop-Inventar erstellt, das in die erwähnte Karte eingeflossen ist. Sie ist unter ArcGIS im Internet auffindbar.

Was man als Laie mit diesen Informationen machen kann, illustriert die Publikation «Umwelt Aargau» des Kantons auf Basis der Region rund um Staffelbach im Suhrental. Das Bild zu diesem Artikel zeigt einen Exkursionspunkt direkt bei Staffelbach. Hier durchbricht die Suhre die in der letzten Eiszeit von einem Gletscher gebildete Endmoräne. Bevor die Suhre ihren Weg fand, staute sich das Wasser und der heutige Sempachersee dehnte sich bis Staffelbach aus. Einen vollen Überblick über den einstigen See bekommt man, wenn man sich an der westlichen Talschulter in Richtung Seebli begibt. Ob dieser Name auf der Landeskarte für Seeblick steht?

Ein weiterer der insgesamt sechs Punkte ist jener in Kirchleerau. Hier gibt es auf einer Seitenmoräne einen Findlingsgarten. Nein, nicht mit grossen Fundstücken wie dem Titistein in Seengen oder dem Elefantenstein bei Birmenstorf. In Kirchleerau gibt es 27 eher kleinere Gesteinsbrocken. Gefunden wurden diese auch nicht am heutigen Ausstellungsort, sondern 2001 während des Baus einer Transitgasleitung. Die Gas-Firma liess die Brocken auf den Kirchleerber Aussichtspunkt bringen. Fein säuberlich beschriftet sieht man hier kristalline Gesteine aus dem Urner Reusstal, Sandsteine der Molasse aus dem Raum Luzern – der Gletschergarten mit seinem Löwendenkmal grüsst – sowie Kalke aus den sogenannten helvetischen Decken der Nordalpen. Wer noch mehr Findlinge sehen will, der findet diese auf seiner Wanderung bei der Kiesgrube Soltenrain östlich von Staffelbach – auch dieser Ort auf der Geotop-Karte gut auffindbar.