
AG 55 hängt an drei Autos – der Besitzer nutzt die teuerste Nummer des Kantons gleich mehrfach
Vor einer Woche fotografierte SRF-Radio-Redaktor Stefan Ulrich in Baden einen schwarzen Porsche 911 Cabriolet, an dem die Nummer AG 55 hing. Damit schien rund drei Wochen nachdem ein unbekannter Aargauer das Kennzeichen für 132’400 Franken ersteigert hatte, die Frage geklärt, an welches Auto das teure Nummernschild montiert wurde.
Schien, denn in den letzten Tagen entdeckten mehrere AZ-Leser weitere Fahrzeuge, die mit dieser Nummer unterwegs waren. So postete Fisnik Kadriu aus Aarau auf Facebook gleich zwei Fotos von Autos mit der AG 55, die er in Zürich aufgenommen hat.
AG 55 hängt auch an einem schwarzen, getunten Mercedes G-Klasse

AG 55, die teuerste Aargauer Autonummer, an einem von Brabus getunten Mercedes G-Klasse.
Das erste Foto machte Kadriu am Samstag, 2. Oktober, es zeigte einen schwarzen Mercedes G-Klasse. Das Fahrzeug ist eine Spezialversion, die von der Firma Brabus getunt wurde. Wie hoch der Preis liegt, ist schwer einzuschätzen, weil es sich nicht um ein Serienmodell, sondern um einen aufgemotzten Geländewagen handelt.
Auf der Website der Tuningfirma wird derzeit ein Brabus 800 – Mercedes-AMG G 63 für 366’000 Euro angeboten. Mit Sicherheit ist also auch dieses Auto teurer als die Nummer, die daran montiert ist
Ein anderer Leser schickte der AZ-Redaktion ein zweites Foto des Brabus-Mercedes, diesmal auf einem Parkplatz. Das Bild stammt aus den letzten Tagen, es wurde auf einer Autobahnraststätte aufgenommen, der genaue Ort ist allerdings nicht ersichtlich.
Auch ein Mercedes-Oldtimer trägt die Nummer AG 55
Ebenfalls in Zürich fotografierte Fisnik Kadriu am Samstag, 9. Oktober, ein weiteres Auto mit der Nummer AG 55. Diesmal hing das Kennzeichen an einem Oldtimer, genauer gesagt an einem Mercedes 190 SL.

Ein altes Auto braucht eine niedrige Nummer: AG 55 an einem Mercedes 190 SL, der mindestens 58-jährig ist.
Auch ein anderer AZ-Leser fotografierte diesen Oldtimer, auf seinem Bild ist die Typenbezeichnung klar ersichtlich. Das Fahrzeug ist ein Sportwagen von Daimler-Benz, der von 1955 bis 1963 gebaut wurde. Die Zahl 190 steht für den Hubraum in Zentiliter, die Zusatzbezeichnung SL ist die Abkürzung für «Sport Leicht». Damals wurden die Mercedes 190 SL je nach Typ für 16’500 bis 17’500 D-Mark angeboten, laut Wikipedia würde dies bei heutiger Kaufkraft zwischen 42’000 und 45’000 Euro entsprechen.

Ein zweites Foto von der Nummer AG 55 am Mercedes 190 SL, einem Oldtimer, der von 1955 bis 1963 produziert wurde.
Der 190 SL gehört demnach zu den begehrtesten automobilen Klassikern am Oldtimermarkt mit stark steigender Preisentwicklung. Auf der Website classic-trader.com werden derzeit mehrere Exemplare angeboten, die Preise für restaurierte Modelle reichen dabei von 80’000 bis 263’000 Franken.
Wechselnummer ist eigentlich nur für zwei Fahrzeuge zulässig
Derweil fragen sich in Facebook-Kommentaren mehrere AZ-Leser, wie es möglich ist, dass die Nummer offenbar an drei verschiedenen Autos hängt. Wechselnummern seien doch nur für zwei Autos erlaubt, bei Oldtimern allerdings für mehrere Fahrzeuge, lautet der Tenor. Richard Spathelf, Leiter der Sektion Verkehrszulassung beim Strassenverkehrsamt, erläutert auf Anfrage die geltenden Regeln.

Richard Spathelf, Leiter Sektion Verkehrszulassung beim Strassenverkehrsamt Aargau.
«Eine Wechselnummer kann für zwei Fahrzeuge der gleichen Kategorie genutzt werden, im aktuellen Fall also für zwei Autos.» Wenn es sich bei den Autos eines Besitzers ausschliesslich um sogenannte Veteranen handle, also Fahrzeuge, die vor mehr als 30 Jahren zum ersten Mal in Verkehr gesetzt wurden, so dürfen bis zu 19 Autos mit einer Wechselnummer benutzt werden.
«Es ist allerdings nicht zulässig, diese beiden Kategorien zu kombinieren», sagt Spathelf, «man kann also nicht zwei moderne Fahrzeuge und einen Oldtimer mit einer Wechselnummer nutzen.» Über den Halter und zur Frage, welche Autos dieser mit der Nummer AG 55 gerade eingelöst hat, darf der Zulassungsleiter aus Datenschutzgründen keine Auskunft geben. Weil die drei Autos, welche die AZ-Leser fotografiert haben, an verschiedenen Tagen unterwegs waren, sei aber davon auszugehen, dass alles korrekt abgelaufen sei, sagt Spathelf.
AG 55 gehörte früher der Schaustellerfamilie Häseli aus Aarau
Wechselschilder lohnen sich auch bei der Motorfahrzeugabgabe für Halter, die mehr als ein Fahrzeug besitzen. Bei einem Wechselschild wird das Auto mit dem höheren Hubraum besteuert, für das zweite Fahrzeug mit dem kleineren Hubraum fällt nur eine jährliche Pauschale von 60 Franken an.
Wem die Nummer AG 55 gehört, ist weiterhin unbekannt – wer die Nummer früher nutzte, hat ein Leser herausgefunden, der die gedruckten Versionen des Aargauer Autoindexes aufbewahrt hat. Beim Nachschauen stellte er fest, dass diese Nummer der Aarauer Schaustellerfamilie Häseli gehörte, wie er der AZ mitteilt.