Bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie: Die Kreisschule Aarau-Buchs schafft eine Tagesschule
Bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie: Die Kreisschule Aarau-Buchs schafft eine Tagesschule
Die Stadt Aarau, die Gemeinde Buchs und die Kreisschule Aarau-Buchs haben ein Projekt ausgearbeitet. Es sieht die Schaffung einer Tagesschule für rund 150 Kinder und die Einführung von Kinder-Horts an allen Schulstandorten vor.
Endlich: Nachdem seit Jahrzehnten – seit den 1990er-Jahren – immer wieder Anläufe unternommen wurden, um in Aarau eine Tagesschule zu etablieren, ist es nun so weit. Die Kreisschule Aarau-Buchs (KSAB) und die beiden Verbandsgemeinden schicken einen entsprechenden Gemeindevertrag in die Vernehmlassung (bis 9. Januar).
Dieser wird die Kreisschule mit dem Betrieb von Tagesschulen einerseits und modularen Tagesstrukturen (Hort) andererseits beauftragen. Am Freitag stellten Stadträtin Franziska Graf, Gemeinderat Anton Kleiber, Schulpflegerin Barbara Tommasini-Valli und Projektleiterin Irène Richner die Grundlagen vor.
Vorbild ist Baden
Die bisher einzige öffentliche Tagesschule im Aargau, die Schule Ländli in Baden, ist seit 1998 ein Erfolg. An dieser orientieren sich nun auch Aarau und Buchs (und ebenso Lenzburg, das sich mit dem Thema beschäftigt).
Das Spezielle an einer Tagesschule ist, dass die Betreuung während und ausserhalb des Unterrichts mit demselben Konzept und (überlappend) mit dem selben Personal gewährleistet wird. So kommt alles aus einem Guss, geschieht am selben Ort und mit den selben Bezugspersonen für Eltern und Kind.
Die neue Tagesschule der KSAB soll von 7 bis 18 Uhr offen sein, die obligatorische Anwesenheitszeit wäre von 8 bis 16 Uhr (an freien Nachmittagen optional). Ferienbetreuung wird in der Tagesschule nicht angeboten, kann aber in den Tagesstrukturen genutzt werden. Nach ersten Berechnungen kostet die Tagesschule pro Kind und Jahr rund 12’500 Franken. Etwa so viel, wie der gleiche Betreuungsumfang aktuell in einem Hort, der von der Schule komplett separiert ist, kosten würde.
Denn selbstverständlich zahlen die Eltern nicht für die Schule selber, sondern für die Betreuung. Wer per Reglement der Stadt Aarau oder Gemeinde Buchs Anspruch auf Subventionen (Kibeg) hat, kann diese auch für die Tagesschule geltend machen.
Neue Tagesschule kommt nach Aarau
Eine Knacknuss sei die Standortfrage gewesen, hiess es am Freitag. In den bestehenden Schulanlagen hat es keinen Platz. Weder die Stadt Aarau noch die Gemeinde Buchs besitzen andere Liegenschaften, die sich zur Tagesschule umfunktionieren lassen würden; und geeignete Mietliegenschaften fanden sich auch keine.
Ein normaler Neubau wäre möglich, würde aber eine längere Planungszeit bedeuten, «und wir wollen schnellstmöglich anfangen», so Irène Richner. Deshalb ist nun ein einfacher Modulbau geplant. Als Standorte infrage kamen die Schulanlage Aare in der Aarenau oder die Gysimatte in Buchs. An beiden Orten hat es noch freie Parzellen.
Die Kosten werden auf etwa 8,4 Millionen Franken geschätzt. Geld, das die Standortgemeinde aufbringen müsste. Und bekanntlich hat Aarau ein wesentlich dickeres Polster als Buchs. «Die finanzielle Lage der Gemeinde Buchs würde damit stark strapaziert», heisst es in den Projektunterlagen. Das war mit ein Grund, weshalb das Aareschulhaus als Standort der neuen Tagesschule gewählt wurde. Ausserdem kam der politische Anstoss zu einer Tagesschule aus dem Aarauer Einwohnerrat.
Die Tagesschule wird Platz haben für 154 Kinder; vom Kindergarten bis zur 6. Primarschulklasse. Die Plätze werden grundsätzlich nach dem Schlüssel 70% zu 30% auf Aarau und Buchs verteilt. Ist die Nachfrage höher, entscheidet das Los.
Kinder aus anderen Gemeinden, zum Beispiel dem sehr nahe gelegenen Rombach, können die Tagesschule nur besuchen, wenn es freie Plätze gibt und ihre Gemeinde das Schulgeld zahlt – oder gleich ganz dem Gemeindeverband beitritt. "Dafür sind wir offen", so Franziska Graf.
Sollte sich herausstellen, dass der Bedarf viel grösser oder viel kleiner ist, könne man entweder die Reissleine ziehen und das Projekt stoppen oder die Planung eines weiteren Tagesschul-Standorts – wo auch immer – in Angriff nehmen, so Anton Kleiber.
Der Transport zur Schule ist Sache der Eltern. «Wir haben schon heute keine Freude an Elterntaxis, dafür an selbstständigen Kindern», so Franziska Graf. Die Thematik des Schulwegs müsse man zu einem späteren Zeitpunkt anschauen, so Anton Kleiber.
Franziska Graf ist überzeugt: «Das Wichtigste sind die Kinder. Und ich bin der Meinung, für Kinder, deren Eltern hohe Pensen arbeiten, bringt eine Tagesschule eine Beruhigung im Alltag.»
Schule soll Hort-Angebot ausbauen
Der Besuch einer Tagesschule ist freiwillig; man kann seine Kinder auch auf die normale Schule schicken und bei Bedarf modular zusätzliche Betreuungsstunden buchen (Hort). Solche gibt es sowohl in Aarau als auch in Buchs bereits.
Die KSAB wird aber, so ist der Plan, die Organisation des Hort-Angebots an allen Schulstandorten übernehmen, damit Synergien genutzt werden können. Mit den privaten Hort-Betreibern sei man in engem Austausch, betont Franziska Graf.
Für die KSAB entstehen unter dem Strich Mehrkosten von etwa 480’000 Franken pro Jahr (zusätzliche Mietkosten für das Schulgebäude sowie Abschreibungen). Ab dem zweiten Betriebsjahr und ab 100 Kindern kann der Betreuungsbetrieb kostendeckend sein. Das Risiko tragen die Verbandsgemeinden.
Wie geht es nun weiter?
Bis im Januar läuft nun die Vernehmlassung zum Gemeindevertrag. Dieser soll im Juni 2022 in die beiden Einwohnerräte und im Herbst 2022 in Buchs und Aarau vors Volk kommen. Die Aarauer Stimmberechtigten werden zu einem späteren Zeitpunkt noch über den Baukredit entscheiden können.
Wenn alles glatt geht, könnte die Tagesschule per Schuljahr 2025/26 schrittweise starten und 2028/29 voll ausgebaut sein. Die modularen Tagesstrukturen pro Standort werden schrittweise geschaffen (bis 2033/34).
Für den Buchser Gemeinderat Anton Kleiber ist das Projekt mit seinen «zwei unterschiedlichen Angeboten, die verschiedene Bedürfnisse abdecken», ein «Imagegewinn für die KSAB als innovative Schule».