Aargauer Start-Up startet mit Glühweinmix durch: «Es war nie unsere Ambition, von dieser Idee leben zu können» – MIT GALERIE

Vivienne Widmer, Aurel und Mirko Hess (v. l.) sind die Gewinner der Swiss Startup Challenge 2019. (Bild: Sandra Ardizzone)
Vivienne Widmer, Aurel und Mirko Hess (v. l.) sind die Gewinner der Swiss Startup Challenge 2019. (Bild: Sandra Ardizzone)

Swiss Startup Challenge

Der Start-up-Wettbewerb «Swiss Startup Challenge» wird von der Standortförderung Aargau und der Fachhochschule Nordwestschweiz organisiert. Den Hauptpreis von 10000 Franken sponsert die UBS (Gewinner: Glühweinwerk). SmartBreed (Zucht- box für Heuschrecken; Platz 2; 3000 Franken) und Mycrobez (Plastikalternative aus Pilzen; Platz 3; 2000 Franken) komplettierten das Podest. Wer die erste von drei Runden überstand, konnte kostenlos an Kursen, Coachings und Netzwerk-Anlässen teilnehmen. (sel)

Diese Worte überraschen, umso mehr, weil sie aus dem Mund eines preisgekrönten Jungunternehmers kommen: «Es war nie unsere Ambition, von dieser Idee leben zu können.» Der Mann, der das sagt, ist Mirko Hess. Die Idee, von der er spricht, hat vor knapp zwei Wochen die Swiss Startup Challenge für sich entschieden und damit 10’000 Franken Preisgeld abgeräumt. In ihrer Einfachheit ist die Idee bestechend: Glühweinwerk verkauft Fertigmischungen für Glühwein. Dabei kombinieren sie Fairtrade (Direktimport) mit sozialem Engagement (Verpackung und Versand in der Stiftung Faro in Brugg) und treffen damit den Nerv der Zeit.

Drei Liter Wein ankochen, eine der drei Mischungen beigeben und fertig ist der selbstgemachte Glühwein. Die Zutaten findet man bei jedem einigermassen sortierten Detailhändler. «Was wir machen, ist keine Hexerei», sagt Mirko Hess. Und sein Bruder nebenan schmunzelt. Wir sitzen im warmen improvisierten Chalet bei der Eisbahn neben der Fachhochschule Nordwestschweiz in Brugg. Draussen giesst es aus Kübeln. Die Idee hatte Mirko vor zwei Jahren im Pool seines Grossonkels. Letzterer lebt schon seit über 20 Jahren in Indonesien. Man kam auf die Gewürze zu sprechen, den schlechten Glühwein. So hat es angefangen.

Unterdessen sind sie zu dritt, Vivienne Widmer ist kurz nach der Gründung zum Brüder-Team gestossen. Während sich Mirko Hess um das Wirtschaftliche kümmert und Aurel Hess das Erscheinungsbild prägte, lässt Vivienne Widmer die Welt wissen, wer sie sind. Öffentlichkeitsarbeit, soziale Medien – das ist ihr Reich. Sie war es denn auch, die auf die Startup Challenge (siehe Box) aufmerksam wurde.

Mit dem Absatz wachsen die Ambitionen

Im August reichten sie ein A4-Blatt ein, auf dem sie ihre Geschäftsidee skizzierten. Vier Monate, mehrere Workshops und Coachings später standen sie als Sieger fest. Noch steht die Feier aus. Zu gedrängt ist ihr Terminplan. Studium, Verkaufsaktionen, Startup Challenge und Glüh-Raves – es fehlte schlicht die Zeit.

Bis sie von ihren Glühweinmixen leben könnten, fehlt indes noch einiges. 2019 verkauften sie beachtliche 7000 Päckli (Preis zwischen 5.90 und 6.90 Franken). Das gibt höchstens einen kleinen Zustupf zum Studium. Doch die Erfahrungen, die sie auf diesem Weg sammeln, sind unbezahlbar. Der Ehrgeiz wenigstens ist geweckt. Sie wollen bekannter werden in der Schweiz. Und irgendwann Deutschland und Österreich erobern. Der Markt für Glühwein ist gar nicht so klein.