Aargauer Wahlgeschichte bei Eidgenössischen Wahlen: Sieg und Niederlage sind so nah beieinander

Erfolg und Misserfolg liegen bei Nationalratswahlen manchmal sehr nahe beieinander. Ein paar Dutzend Stimmen mehr und die richtige Listenverbindung können darüber entscheiden, ob eine Partei einen Sitz gewinnt oder verliert, ob ein Kandidat den Karrieresprung schafft oder in der politischen Versenkung verschwindet.

SVP so stark wie SP 1955
Was den allgemeinen Trend anbetrifft, gab es in den letzten dreissig Jahren eine Konstante: den Erfolg der SVP. Bei den Wahlen 2015 schaffte sie einen Rekord-Wähleranteil von 38 Prozent (plus 3,25). Ob sie den im Oktober 2019 wird halten können? Ein kleiner Rückschlag (analog dem Fukushima-Jahr 2011) wäre aus heutiger Sicht keine Überraschung. Das SVP-Thema Asyl hat an Brisanz verloren, und es droht ein Sitzverlust an die mögliche Seniorenliste des von der SVP aussortierten Maximilian Reimann (76).

Was für einen Sprung die SVP gemacht hat, zeigt die Zahl ihrer Sitze: Zwischen 1939 und 1987 hatte sie jeweils zwei Mandate. Dann erhöhte sie auf drei, 1999 auf fünf. Anschliessend gab es bei den Wahlen 2003 und 2015 noch je einen Mandatsgewinn. Stimmenanteile von über 34 Prozent sind in der Neuzeit eine Seltenheit: Vor der SVP schaffte das letztmals die SP – im Jahr 1955.

SP muss Scharte auswetzen
Für die Sozialdemokraten waren die Wahlen 2015 «ein Schock und eine Niederlage» (Cédric Wermuth). Ihr Wähleranteil sank um 1,96 Punkte auf 16,08 Prozent, sie verloren den dritten Sitz, den sie seit 1995 hatten, Nationalrat Max Chopard wurde abgewählt. 2003 waren sie noch eine über 20-Prozent-Partei (mit 21,2 % Stimmenanteil). Nach den Erfolgen bei den Grossratswahlen 2016 und den kommunalen Wahlen 2017 kann sich die SP berechtigte Hoffnungen auf ein besseres Resultat machen. Ob es allerdings für einen Sitzgewinn reichen wird? 2011 schafften sie im Alleingang (ohne Listenverbindung) bei einem Stimmenanteil von 18 Prozent (puls 0,1 %) drei Sitze. Damals war Pascale Bruderer, die erstmals in den Ständerat gewählt wurde, die Wahllokomotive der Linken.

Der freie Fall der CVP
Dramatisch ist die Entwicklung bei der CVP: Einzig 1999, bei der «Duschen mit Doris»-Wahl, vermochte sie ihren Stimmenanteil zu steigern: von 14,2 auf 16,3 Prozent. Seither gings bergab. Auf zuletzt noch 8,6 Prozent. Sitzmässig war es ein Auf und Ab. 2003 verlor die CVP ein Mandat. Dieses konnte sie 2007 mit viel Glück zurückerobern – dank der Listenverbindung mit dem «Forum Liberale Mitte», der Gruppierung, die dem ehemaligne SVP-Regierungs- und Nationalrat Ulrich Siegrist die Wiederwahl sichern sollte (was misslang). Die CVP erbte damals den Sitz des abgewählten EVP-Nationalrats Heiner Studer. 2011 zog die CVP mit der BDP und der EDU in den Wahlkampf. Trotz dieser Listenverbindung verlor sie zwei ihrer drei Mandate.

Wer bandelt 2019 mit wem an?
Vor drei Jahren spannten die SVP, die FDP und die CVP zusammen. Es kam also wieder zur klassischen Allianz (2011 versuchte es die FDP alleine, weil sie sich von der SVP abgrenzen wollte). Ob das die drei bürgerlichen Parteien 2019 wieder finden werden? Fest steht: Bei den letzten Wahlen profitierte die FDP, die ein drittes Mandat gewann.

Der SP hat 2015 der Pakt mit den Grünen – auch das ein Klassiker nach einem Unterbruch – nicht geholfen. Im Fukushima-Jahr 2011 wagten die Grünen eine Listenverbindung mit den Grünliberalen und der EVP – statt der anvisierten drei gabs dann allerdings nur zwei Sitze.

 

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