
Aargauer wegen Corona-Verdacht in Isolation: «Es ist schon einmalig, diese staatlich verordnete Quarantäne»
Seit neun Tagen hat Wolfgang (Name geändert) sein Grundstück nicht mehr verlassen. Quarantäne, angeordnet von den Behörden. «Anfang letzter Woche hatte ich ein persönliches Gespräch mit einem Kunden, der positiv auf das Corona-Virus getestet wurde», sagt der Berater aus dem Kanton Aargau. Seither harrt Wolfgang zu Hause aus. Eine Vorsichtsmassnahme. Bis dato fühlt sich der 43-Jährige kerngesund. Dennoch besteht immer noch das Risiko, dass das Covid-19-Virus auch bei ihm ausbrechen könnte. Die Inkubationszeit beträgt zwei Wochen.
«Im ersten Moment hatte ich schon ein mulmiges Gefühl», erzählt er. Die stellvertretende Kantonsärztin informierte ihn telefonisch über den Infizierten. «Man denkt, man muss auch krank werden und wird es dann nicht.» Heute klingt Wolfgang gelassen, wenn er ins Telefon spricht. Selbst auf das Corona-Virus getestet wurde er nicht. Solange er keine Symptome zeige, sei ein Test nicht nötig, befanden die Behörden.
14 Tage Quarantäne nach Kontakt mit einem Corona-Infizierten. So sehen es die Sicherheitsvorkehrungen des Bundes vor. Wolfgang bleibt also im Haus, wo er mit seiner Frau und den drei Kindern lebt. Auch bei seiner Familie habe der Anruf der Kantonsärztin anfangs leichte Besorgnis ausgelöst. «Man muss das erst einordnen können, das Virus ist noch so neu, wenig erforscht, und ruft deshalb wohl auch grosse Unsicherheit in der Bevölkerung hervor», glaubt Wolfgang. Weder er noch seine Familie zählen zu den Risikogruppen. Einen gefährlichen oder gar tödlichen Verlauf kann das Corona-Virus insbesondere bei älteren Personen oder jenen mit einem geschwächten Immunsystem nehmen.
Solange sich bei Wolfgang keine Symptome bemerkbar machen, bleibt seine Familie von einer Quarantäne verschont. Während er die Aussenwelt meidet, geht ihr Alltag normal weiter. Mit Ausnahme, dass die Kinder ihren Papi nun öfter zu Gesicht bekommen. Auch wenn Wolfgang dabei versucht, einen gewissen Abstand zu wahren. «Mit körperlichem Kontakt bin ich etwas vorsichtiger, vielleicht gibt es eine Umarmung weniger», sagt er.
Den Arbeitsalltag nach Hause verlegt
Der Berater konnte seinen Arbeitsalltag fast gänzlich nach Hause verlegen. Ausfälle hat er praktisch nicht zu beklagen. Die Einschränkung werde ihm vor allem bewusst, wenn er zum Beispiel beim Kochen bemerke, dass eine Zutat fehle. An normalen Tagen wäre er kurz zum Dorfladen spaziert. Zwar dürfte der Familienvater auch während der Quarantäne mit einer Schmutzmaske nach draussen, Wolfgang hat dies bisher aber vermieden. «Die Leute machen sich schnell Sorgen, ich will keine Angst schüren», sagt er. Auch die Dinnerparty am vergangenen Wochenende musste die Familie absagen. Soziale und geschäftliche Kontakte pflegt Wolfgang zurzeit über Telefon und E-Mail.
Arbeit hilft, keinen Koller zu bekommen
Neben Wolfgang befinden sich aktuell rund 150 Personen im Aargau in Quarantäne. Anderen Isolierten rät Wolfgang, Ruhe zu bewahren und einen normalen Rhythmus beizubehalten, sich zu beschäftigen. «Auch für mich wäre es wohl schwieriger, wenn ich nicht jeden Tag acht bis neun Stunden arbeiten könnte», sagt er. «Dann würde ich den Koller kriegen.»
Einmal täglich melden sich die kantonalen Behörden telefonisch bei ihm, um sich nach seinem Befinden zu erkunden. Und Wolfgang antwortete jeden Tag: «Mir geht es gut, ich verspüre keine Symptome.»
Auch für Wolfgang ist diese 14-tägige Isolation eine Besonderheit: «Es ist schon einmalig, diese staatlich verordnete Quarantäne.» Fünf weitere Tage muss er noch zu Hause ausharren. Dann kann er wieder unbekümmert nach draussen.