
… als man denkt!
Weihnachtsgeschichten passieren manchmal bereits im November. Diese beginnt mit einem ziemlich kalorienreichen Mittagessen, das ich mit meinen jungen Kollegen Remo und Marco in einem Strengelbacher Imbiss direkt an der Hauptstrasse verdrücke. Nach dem Essen zwängen wir uns mehr als gesättigt in Remos Opel Corsa C, ich auf den Hintersitz, da ich zwar doppelt so alt bin wie die beiden, aber leider nur etwa halb so gross. Ich beobachte den Verkehr und gebe Remo schliesslich das Signal zum rückwärts Rausfahren. «Von Zofingen her kommt zwar einer, aber der sieht uns ja und ist noch …» Weit weg, will ich sagen, als ein Panzer von einem SUV Deutscher Herkunft mit sicherlich 60 Sachen drauf in Millimeterabstand rechts an uns vorbeibrettert, halb auf der Strasse, halb auf dem Trottoir, über den Fussgängerstreifen beim Spar und ab Richtung Kreisel. Erfreulich daran: wir sind definitiv nicht tot! Ebenfalls erfreulich: Ich kann das Kennzeichen fotografieren, da Remo geistesgegenwärtig sofort die Verfolgung des Idioten aufnimmt, so gut das mit einem 17-jährigen Corsa eben geht. Später im Büro google ich das Kennzeichen des Wagens, der offenbar einer Zürcher Firma gehört. Ich schreibe eine SMS an die angegebene Handynummer mit der Frage, ob man einen guten Rechtsanwalt habe. Dann warte ich auf den Ausbruch des dritten Weltkrieges. Tatsächlich: Sofort klingelt mein Handy, der Mann am anderen Ende erklärte mir sehr ruhig und freundlich, er verstehe meine Frage leider nicht ganz. Ich kläre ihn im Detail auf. Als ich fertig bin, schweigt der Mann, der sich als Ali vorgestellt hat, eine Weile. Er wisse, wer am Steuer des Wagens gesessen habe, sagt er schliesslich und falls ich den Mann anzeigen wolle, so verstehe er das. Eigentlich nicht, antworte ich wahrheitsgemäss, Leute anzeigen liege mir nicht so, aber ich könne ihm das Beweisbild schicken. Gerne, sagt Ali, dann entschuldigt er sich nochmals und verspricht, sein Angestellter könne sich auf einen saftigen «Zämäschiss» freuen. Wir verabschieden uns. Eine Stunde später kommt ein SMS von Ali, er würde mir gerne ein Getränk offerieren, er sei in der Gegend. Leider sehe ich die Nachricht viel zu spät. Eine Woche später wieder eine SMS: «Zämäschiss» erledigt! Ich danke schriftlich. Er werde sich melden, wenn er das nächste Mal in der Region unterwegs sei, teilt Ali mit. Ich freue mich. Dann lösche ich das Beweisbild. Frohe Weihnachten!