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«Ein aktiver und gut vernetzter Politiker»: Warum sich Frau Gemeindeammann von Untersiggenthal für Roland Kuster stark macht

Am Sonntag findet der zweite Wahlgang für das Amt des Wettinger Gemeindeammanns statt. Dieser wird mit Spannung erwartet, obwohl mit dem aktuellen Amtsinhaber Roland Kuster (Mitte) im Grunde nur noch ein Kandidat zur Verfügung steht. Sein Herausforderer Andrea Bova (parteilos) – im ersten Wahlgang nur 56 Stimmen hinter Kuster – hatte vor rund einem Monat wegen der Diagnose bösartiger Dickdarmkrebs seinen Rückzug aus dem Ammann-Rennen bekanntgegeben.

Dennoch steht sein Name in den Abstimmungsunterlagen, er kann weiterhin gewählt werden. Das Gesetz lässt es nicht zu, sich nach der Anmeldung für ein solches Amt wieder zurückzuziehen. Bova muss bei einer allfälligen Wahl seinen Rücktritt beim Kanton einreichen.

Noch immer hängen in Wettingen die Plakate von Andrea Bova.

Dass Stimmen auf ihn fallen werden, ist heute schon klar: So schrieben Wettinger Stimmberechtigte in Kommentarspalten und in einer Facebook-Gruppe, dass sie dennoch Bova wählen. Darunter der Wettinger alt Grossrat und alt Einwohnerrat Thomas Bodmer (SVP), der sich dazu auch in der AZ äusserte. Er will damit Neuwahlen im Frühling erreichen.

Das ruft nun Untersiggenthals Frau Gemeindeammann Marlène Koller auf den Plan, eine Parteikollegin von Thomas Bodmer. Koller amtete elf Jahre als Grossrätin und sitzt seit 1998 im Untersiggenthaler Gemeinderat, dem sie 15 Jahre lang vorstand. Auf Ende Jahr beendet sie ihre politische Karriere. «Ich habe mich in dieser ganzen Zeit nicht in personelle Angelegenheiten anderer Gemeinden eingemischt», sagt sie. Doch zum Abschluss macht sie nun eine Ausnahme.

Sie schickte der AZ ein Schreiben, in dem sie sich für Roland Kuster stark macht: «Nachdem Andrea Bova die Kandidatur wegen seiner Krankheit zurückziehen musste, dachte ich, dieser Leserbrief sei nicht mehr nötig. Nun wird aber dazu aufgerufen, ihn trotzdem zu wählen.» Das kann Koller nicht nachvollziehen: «Roland Kuster ist ein aktiver und gut vernetzter Politiker und auch wenn er verschiedene Hüte trägt: Wettingen steht bei ihm an erster Stelle.» Er verdiene eine ehrenvolle Wahl.

Roland Kuster (r.) bei einer Diskussion zum räumlichen Entwicklungsleitbild im Wettinger Tägi. 

Sie spricht sich insbesondere auch im Hinblick auf den Planungsverband Baden Regio für Kuster aus: «Dieser Verband wird seit vielen Jahren traditionsgemäss vom Wettinger Gemeindeammann präsidiert.» Dadurch bekomme Wettingen eine wichtige Stellung innerhalb der aktuell 26 Mitgliedsgemeinden:

«Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Delegierten dieser Gemeinden einen neuen, unbekannten Gemeindeammann zu ihrem Präsidenten wählen würden.»

Koller ist sich sicher: «Wettingen würde unweigerlich an Einfluss in der Region verlieren.»

Bova wollte Fokus zu 100 Prozent auf Gemeinde legen

Bova hatte vor den Erneuerungswahlen Ende September zur AZ gesagt, er halte es für wichtiger, dass ein Gemeindeammann in der aktuellen Situation den Fokus zu 100 Prozent auf die Gemeinde lege und sich nicht in zusätzlichen Nebenämtern verzettele.

Kuster widerspricht dem auf seiner Wahlkampf-Website:

«Es ist wichtig, dass wir uns als bevölkerungsreiche Gemeinde auch in der Region Gehör verschaffen.»

Als Präsident von Baden Regio könne er wesentlich für Wettingen Einfluss nehmen, genauso wie als Mitglied des Grossen Rates. «Es geht hier nicht um das Sammeln von ‹Ämtlis›, sondern um die direkte Einflussnahme an verschiedenen Stellen zum Wohle der Gemeinde Wettingen», so Kuster weiter.