Aus 3 wird 1: Jetzt ist klar, wo der Regierungsrat die Mittelschule Fricktal bauen will

Damit haben selbst Grossräte nicht gerechnet: Der Regierungsrat schlägt dem Grossen Rat nur eines der drei Areale für den Bau der Mittelschule im Fricktal vor, das Areal Neumatt Ost in Stein. Gerechnet haben viele damit, dass die Regierung aus den drei Bewerbern – Frick, Stein und Rheinfelden – einen streicht und mit einem Zweiervorschlag kommt. Frick war dabei so gut wie aus dem Rennen, denn zum einen schneidet der Standort im Ebnet in der Gesamtbewertung des Kantons am schlechtesten ab, zum anderen hat sich keine Kantonalpartei in der Vernehmlassung für den Standort im oberen Fricktal ausgesprochen.

 
Der Standort Frick – im Bild oben – hatte auch deshalb einen schweren Stand, weil hier aktuell ein Unternehmen wirtschaftet und dieses zuerst hätte zügeln müssen.

Der Standort Frick – im Bild oben – hatte auch deshalb einen schweren Stand, weil hier aktuell ein Unternehmen wirtschaftet und dieses zuerst hätte zügeln müssen.

Paul Gürtler

Dass nun aber auch Rheinfelden aus dem Rennen ist, erstaunt doch etwas. Denn in der Anhörung sprachen sich doch drei der acht Kantonalparteien (SP, Grüne, GLP) für Rheinfelden aus und auch in der Bewertung des Kantons schnitt das «Engerfeld» nur unwesentlich schlechter ab. Wobei: Der Einervorschlag muss noch nicht das Aus für die Rheinfelder Bewerbung sein, denn der Grosse Rat kann den Standort zurück ins Rennen hieven, wenn er das will.

Der Standort in Rheinfelden neben der Autobahn. Kommt er im Grossen Rat zurück ins Rennen?

Der Standort in Rheinfelden neben der Autobahn. Kommt er im Grossen Rat zurück ins Rennen?

Zvg

Was aber hat den Regierungsrat veranlasst, sich auf Stein zu fokussieren? Es seien die Gesamtbeurteilung und die Anhörungsergebnisse, schreibt der Kanton in einer Medienmitteilung. Viele Gründe würden für Stein sprechen, ist der Regierungsrat überzeugt – und nennt namentlich sechs:

  1. Durch die zentrale geografische Lage sei der Standort «am Schnittpunkt der Bahnlinien Basel-Zürich und Basel-Laufenburg» für das gesamte Fricktal gut erreichbar.
  2. Das Areal Neumatt Ost mit seinen knapp vier Hektaren erlaube eine «optimale und flexible Setzung, Anordnung und Gestaltung der Gebäude». Es verfüge zudem über langfristiges Erweiterungspotenzial.
  3. Die Aufenthaltsqualität auf dem Areal sei für die Schülerinnen und Schüler sehr hoch, da es kaum Belastungen durch Lärm- und Luftimmissionen aufweist. Gerade diese beiden Punkte sind in den anderen beiden Standorten nicht gegeben: Das Areal in Rheinfelden liegt an der Autobahn, das Areal in Frick an der Bahnlinie.
  4. Der Standort habe grosses Synergiepotenzial mit der regionalen Leichtathletikanlage Bustelbach.
  5. Die Regierung sieht in Stein «ein grosses langfristiges Entwicklungspotenzial». So sei das Gebiet als Wohnschwerpunkt von überregionaler Bedeutung im Richtplan vorgesehen. Gleichzeitig sei das Sisslerfeld im kantonalen Richtplan als wirtschaftlicher Entwicklungsschwerpunkt von kantonaler Bedeutung aufgeführt.
  6. Der Standort Stein ist im Schulgesetz von 1981 bereits als Standort für eine Mittelschule eingetragen. Das heisst: «Der Prozess der Standortfestsetzung wird um einige Monate beschleunigt.»

Landerwerb und Architekturwettbewerb

Wie geht es nun weiter? Der Regierungsrat beantragt dem Grossen Rat in der Botschaft einen Kredit über 13,785 Millionen Franken für den Landerwerb, den Architekturwettbewerb und die weiteren Planungsschritte. Die Vorlage dürfte im September/Oktober in den Kommissionen beraten werden, danach folgt die Beschlussfassung im Grossen Rat.

Im ersten Quartal 2022 ist, läuft alles rund, der Architekturwettbewerb geplant. Die Regierung schreibt dazu in der Medienmitteilung:

«Nach mehr als 50 Jahren baut der Kanton Aargau erstmals wieder eine neue Schule.»

Diese dürfte nach ersten Schätzungen rund 135 Millionen Franken kosten. Dazu kommen Kosten für eine Übergangslösung, denn nach dem Schuljahr 2024/25 kann der Kanton Basel-Landschaft aus Kapazitätsgründen keine neuen Schüler mehr aus dem Fricktal aufnehmen. Heute besucht jedoch ein Grossteil der Fricktaler das Gymnasium in Muttenz. Auch der Kanton Basel-Stadt kann mittel- bis langfristig keine Schüler aus dem Fricktal mehr unterrichten.

Provisorium startet mit rund 120 Schülerinnen und Schülern

Das bedeutet: «Ab Schuljahr 2025/26 bis zur Inbetriebnahme der neuen Schule wird deshalb eine Übergangslösung im Fricktal benötigt», schreibt die Regierung. Wie diese aussehen wird, ist noch nicht näher definiert. Der Kanton rechnet, dass das Provisorium im Schuljahr 2025/26 mit rund 120 Schülerinnen und Schülern der 1. Klasse starten wird. Jedes neue Schuljahr kommt dann ein Jahrgang dazu. Der Aufbau des Lehrkörpers mit Kleinpensen in einigen Fächern bedinge eine enge Zusammenarbeit mit anderen Mittelschulen, hält der Kanton fest.

Während noch offen ist, wo das Provisorium sein wird, ist derweil klar: Die neue Mittelschule Fricktal soll auf das Schuljahr 2029/30 eröffnet werden. Dann können die Fricktaler als letzte Region endlich auch sagen: Hurra, die eigene Schule ist da.