
Autolärm im Aargau: Polizei soll strenger kontrollieren
Aufheulende Motoren, knallende Auspuffe und extreme Beschleunigungsfahrten: Simon Bürgler, CVP-Einwohnerrat in Wettingen, hat genug davon gehört. «Der bewusst verursachte Verkehrslärm hat in unserer Gemeinde in den vergangenen Monaten und Jahren stetig zugenommen, auch in der Nacht.» Betroffen vom Lärm seien in erster Linie die Anwohnerinnen und Anwohner der Land- und Tägerhardstrasse sowie des Bahnhofgebiets; doch selbst wer im Wald spaziere, habe keine Ruhe. «Der Trend, mit dem Auto im Dorf Runden zu drehen und die aufgemotzten Fahrzeuge lautstark zu präsentieren, wird immer beliebter», sagt Bürgler. Er hat darum in Wettingen zusammen mit seiner Fraktion eine Motion eingereicht: Der Gemeinderat soll die Regionalpolizei veranlassen, vermehrt Kontrollen durchzuführen, um die massiven Lärmbelästigungen zu unterbinden «und die Lebensqualität wieder zu gewährleisten».
Die Regionalpolizei Wettingen-Limmattal kündigte bereits letzten Herbst an, auf der Landstrasse vermehrt Kontrollen in Bezug auf übermässigen Lärm durchzuführen. Hauptsächlich in den späteren Abendstunden machten sich zahlreiche Fahrzeuge, namentlich solche im sportlichen oder getunten Bereich, einen Spass daraus, mehrmals die Landstrasse auf und ab zu fahren, stellte die Polizei fest. Laut Artikel 33 der Verkehrsregelnverordnung (VRV) sei aber jeglicher unnötige Lärm durch Motofahrzeugführer, namentlich in Wohngebieten und nachts, zu unterlassen. Hat sich die Situation durch die stärkere Präsenz der Polizei verbessert? «Die vermehrten Kontrollen zeigten zumindest kurzfristig Wirkung», bilanziert Kommandant Roland Jenni. Ein gewisser polizeilicher Kontrolldruck sei nötig, ist er überzeugt. Betroffenen rät er, sich umgehend zu melden: «Unmittelbare Mitteilungen sind für die Polizei geeigneter als Meldungen, die erst am nächsten Tag eingehen.»
Driftern in Döttingen den Garaus gemacht
Bewusst verursachter Verkehrslärm durch unnötiges Zwischengas, Beschleunigen der Autos nach der Anfahrt oder Klappenauspuffe: Ein Problem, dass Regional- und Stadtpolizeien im ganzen Kanton beschäftigt – aber nicht leicht zu lösen ist. Die Stadtpolizei Baden erklärte vor etwas mehr als einem Jahr, man werfe verstärkt ein Auge auf die Tuning-Szene. Einen Verstoss nachzuweisen, sei jedoch oftmals schwierig: Die Verursacher machten sich häufig aus dem Staub, kurz bevor die Polizei auftauche. Die Tuning-Szene sei gut organisiert, warne einander in sozialen Medien.
«Den Garaus gemacht» hat die Regionalpolizei Zurzibiet vor einiger Zeit Männern, die sich jeweils nachts mit ihren Fahrzeugen auf dem Döttinger Bahnhofareal trafen. René Lippuner, Chef der Regionalpolizei Zurzibiet: «Sie liessen ihre Fahrzeuge im Kreis drehen, was mit grossem Lärm verbunden war. Wir haben sie in flagranti erwischt, wofür allerdings insgesamt ein grosser Zeitaufwand notwendig war.»
In Aarau befinden sich die Hotspots an der Bahnhofstrasse sowie den Ein- und Ausfallstrassen zur Stadt, erklärt Daniel Ringier, Leiter der Abteilung Sicherheit. Gelegentlich zeige sich das Phänomen auch in den Agglomerationsgemeinden. Im Jahr 2018 habe die Aarauer Stadtpolizei 50 Bussen im Zusammenhang mit unnötigem Verursachen von Lärm mit Motorfahrzeugen verteilt – unter anderem auch wegen zu lautem Musikhören beziehungsweise Beschallen der Umgebung. Auf die Frage, welche Möglichkeiten es langfristig neben Kontrollen gäbe, um das Problem zu entschärfen, antwortet Daniel Ringier: «In diesem Bereich ist die eidgenössische Politik gefragt, welche die entsprechenden Gesetzesanpassungen, da wo nötig, zu beschliessen hat.» Aufgrund der fehlenden gesetzlichen Grundlagen lehnte der Regierungsrat im Mai die Idee des Aargauer Grünen-Präsidenten Daniel Hölzle ab: Er forderte die Anschaffung eines «Lärmblitzers», um bewusst verursachten Lärm zu messen und zu ahnden.