Bademeister Silvan Suter nimmts ganz cool – vor dem Kaiman hat er keine Angst

«Das Krokodil hat Menschen gefressen und musste getötet werden.» Im Strandbad in Beinwil am See gibt es zurzeit nur ein Gesprächsthema.

Der Kaiman hat sich zwar in der Badi noch nicht blicken lassen, doch die Gäste überbieten sich in der Beiz mit Anekdoten von gfürchigen Krokodilen aus aller Welt. Silvan Suter lässt sich von der Kaiman-Hysterie nicht aus der Ruhe bringen.

Der 30-jährige Leiter des Strandbads scheint generell ein ruhiger Typ zu sein. Mit unaufgeregter Stimme spricht er über den mutmasslichen Kaiman in seinem See. «Die Leute, die hier sind, haben keine Angst», sagt er pragmatisch und zeigt auf die Liegewiese.

Tatsächlich scheinen sie überhaupt nicht verängstigt, die Badegäste, die schon morgens um neun Uhr vor der Badi alle Schattenparkplätze besetzen und Material ausladen, mit dem man auch für drei Wochen in die Campingferien fahren könnte.

Und Silvan Suter glaubt auch nicht, dass der Kaiman für seine Badegäste eine Gefahr darstellt. «Sicherheit steht an erster Stelle», betont er. Zudem habe es im Strandbad keine seichten Stellen oder Schilf für den Kaiman. «Und die würde er ja bevorzugen», sagt Suter. «Oder sie. Falls es ein Weibchen ist», fügt er umsichtig hinzu.

Seit 18 Jahren ist Silvan Suter Lebensretter

Es ist bereits Silvan Suters fünfte Saison als Leiter des grössten Strandbads und Pächter des dazugehörigen Restaurants – gemessen an den Eintrittszahlen. Am 30. Juni dieses Jahr hat das Strandbad 2625 Besucherinnen und Besucher verzeichnet. Ob die Hitze dieser Woche den Rekord brechen kann, ist von mehreren Faktoren abhängig.

Auf jeden Fall sind Schattenplätze und Fitnessteller begehrt. Morgens und abends kommen die Schwimmer, dazwischen herrscht Trubel. Silvan Suter hat schon mehrere Branchenwechsel hinter sich, bevor er in die Badi ging. «Ich habe Zimmermann gelernt, danach war ich drei Jahre Zeitmilitär und dann Zivilschutzinstruktor», zählt er auf.

Schon seit 18 Jahren sei er Mitglied bei der SLRG Sektion Hallwilersee, 2014 und 2015 als Ausbildungsverantwortlicher. Über dieses Engagement ist er zum Badmeisterjob gekommen. Der Arbeitsort passte. «Ich will einen See in der Nähe haben», ist eine von Silvan Suters Anforderungen an das Leben.

Vom Sempachersee an den Hallwilersee

Aufgewachsen ist er auch an einem See, dem Sempachersee. Heute wohnt er in Birrwil und schätzt die kleine Distanz zwischen Arbeits- und Wohnort. Aus finanziellen Gründen war für ihn von Anfang an klar, dass er das Restaurant auch übernehmen möchte. Silvan Suters Job bedeutet viel Arbeit.

Seit dieser Saison ist er nur noch selten an der Front als Badmeister im Einsatz, sondern kümmert sich «um alles Hintergründige, die Administration und das Restaurant». Viel Zeit brauche das Beantworten von Anfragen. Statt im Internet Antworten zu finden, würden sich manche Gäste via E-Mail nach den Öffnungszeiten (9 bis 21 Uhr) oder der Wassertemperatur (25 Grad) erkundigen. Doch es bleibt auch noch Zeit für Kreativität: Ab nächster Woche lanciert er das neue Outdoor-Spiel «Agentenjagd Hallwilersee» inklusive Schifffahrt , bei dem die Spieler auf und um den See die Region kennenlernen können. Start und Ende sind in der Badi.

Silvan Suter arbeitet dort, wo andere das schöne Wetter geniessen. Sein persönlicher Sommer kommt dabei etwas zu kurz. «Manchmal vermisse ich Sommerabende mit Grill und Bier», sagt er. «Doch es ist ein Glück, jeden Tag an einem so schönen Ort zu sein.» Er geniesst es, am Morgen früh allein in er Badi zu sein.

 

Doch es gibt auch Schattenseiten in der Badi. «Manchmal ärgert mich das mangelnde Verständnis der Leute», sagt Suter. Zum Beispiel, wenn sich die Gäste über Wartezeiten im Restaurant ärgern. Oder über eine halbtags geschlossene Badi – weil nach einem vermissten Schwimmer gesucht wurde.

Oder über Eltern, die den Blick lieber aufs Smartphone als auf die Kinder richten und den Badmeister als Babysitter sehen. Doch grundsätzlich ist Suter sehr zufrieden. «Es ist ein Traumjob.» In der Winterpause hat er Zeit für Reisen und andere Jobs. Bei Arbeitsantritt habe er «für drei bis fünf Saisons» gesagt. Ob es nun die letzte ist, weiss er noch nicht. «Ich schaue von Saison zu Saison.» Immer schön ruhig bleiben. Hauptsache, es hat einen See in der Nähe.