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Badener Neujahrsblätter beleuchten die Geschichte des Gewerbes in der Region – wie etwa der Bademodefirma Lahco

Nach einigen Ausgaben, die sich sozial- und kulturhistorischen Aspekten widmeten, beschäftigen sich die Badener Neujahrsblätter 2022 nun mit einem wirtschaftlichen Thema: Der Titel lautet «Wirtschaft und Gewerbe der Region Baden». «Wir hatten diese Idee schon seit einigen Jahren im Hinterkopf», sagt Sara Venzin vom Redaktionsteam, zu dem auch Severina Eggenspiller, Salome Egloff, Jonas Huggenberger, Bruno Meier und Ruth Wiederkehr gehören. «Jetzt fanden wir, dass das Thema gut passt und sicher viele ansprechen wird.»

Sara Venzin vom Redaktionsteam der Badener Neujahrsblätter.

Wer jetzt an trockene Zahlen oder langweilige Analysen denkt, liegt falsch. Vielmehr finden sich in der Ausgabe verschiedene Firmenporträts oder vielfältige Geschichten von Handwerkern, Gründerinnen, Unternehmern und Inhaberinnen von KMU. Sie bieten einen Überblick darüber, wie und unter welchen Bedingungen in der Region verkauft, gehandelt, produziert sowie gewirtschaftet wurde und noch immer wird. «Die Beiträge sind attraktiv geschrieben und sehr zugänglich», sagt Venzin. Sie findet die diesjährige Ausgabe gut gelungen: «Wir haben wieder eine super Nummer geschaffen.»

Spannender Bericht über Bademodefirma Lahco

Besonders empfehlen kann Venzin den allerersten Beitrag in der diesjährigen Ausgabe: Journalist und Historiker Simon Steiner beleuchtet in seinem Beitrag die Geschichte der Firma Lahco – über Generationen die bevorzugte Schweizer Marke für Bademode. Das Unternehmen wurde 1922 in Baden gegründet und hat sich in der Nachkriegszeit über die Landesgrenzen hinaus einen Namen gemacht. Mit dem 1938 lancierten Modell «Lahco fleur» gelang Lahco endgültig der Durchbruch.

Ein Werbeplakat von 1944. Mit dem Modell «Lahco fleur» gelang der Firma der Durchbruch.

In den 1960er- und 1970er-Jahren beschäftigte die Firma in der Region bis zu 200 Angestellte, bevor sie im Sog des wirtschaftlichen Strukturwandels in Schwierigkeiten geriet. 1985 wurde die Fabrik in Baden geschlossen. Die Geschichte des Unternehmens zeigt somit die Entwicklung eines mittelständischen Industriebetriebs im Spannungsfeld zwischen Weltwirtschaft, gesellschaftlichem Wandel und technologischem Fortschritt auf. «Der Bericht ist gründlich recherchiert, spannend geschrieben und mit vielen schönen Bildern angereichert», schwärmt Venzin. «Deshalb bin ich Fan davon.»

In einem anderen Artikel setzt sich Historikerin Andrea Ventura mit dem Bäderquartier um 1900 auseinander. In ihrem Beitrag behandelt sie die Entwicklung des Kurbetriebs und dessen wirtschaftliches Potenzial für die Stadt Baden. Weitere Beiträge stammen unter anderem von Sara Venzin über die gegenwärtige wirtschaftliche Situation der Region oder von Astrid Baldinger, Historikerin und Gemeinderätin von Riniken, über den Wandel des Stadtteils Dättwil vom Bauerndorf zum boomenden Industriestandort.

Menschen im Mittelpunkt des Geschehens

Weiter gibt Sandra Langs Artikel über die Krämerordnung von 1640 einen Einblick in die frühneuzeitliche Wirtschaftspolitik, Franz Streif hält im Rahmen eines Spaziergangs seine Erinnerungen an das historische Kleingewerbe in der Halde und der Kronengasse um 1950 fest. Mehrere Beiträge zeichnen zudem die Geschichte einzelner Unternehmen nach und halten vielfältige Aspekte der Badener Handwerksgeschichte fest. So finden sich in den Neujahrsblättern 2022 Artikel über die Wettinger Molkerei Rub, die Stiftung Arwo und die Brauerei Müller sowie über den Gewerbeverband City Com Baden.

Porträts von Unternehmerinnen und Geschäftsbetreibern runden das Bild ab – zum Beispiel von Katia Röthlin über die 32-jährige Unternehmerin Alexandra Signer. Deren aktuelles Projekt ist das Start-up «one11» – eine Art Community-Plattform, die eine Umgebung mit Wohnmöglichkeiten, Jobs und Dienstleistungen versorgen sowie die Menschen aus der Umgebung proaktiv miteinander vernetzen will.

Claudia Blangetti hat gleich zwei Porträts zu der diesjährigen Ausgabe beigetragen. Zum einen eines über Thomas Müller, den Metzgermeister der letzten Metzgerei in der Altstadt. Und zum anderen eines über die Wettinger Bildhauer Willy und Robin Sager. Vater wie nun auch Sohn haben das Bild der Friedhöfe in der Region mit ihrer Arbeit nachhaltig geprägt. Weiter hat Historikerin Corinne Rufli über den Schuhmacher Kudus Afeworki geschrieben. Der Eritreer führt sein Geschäft am Cordulaplatz mit Hingabe und Fleiss und kämpft mit seinem Handwerk gegen die Wegwerfgesellschaft an.