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Thermalbad Fortyseven: «Schlaflose Nächte hatte ich nicht wegen der 180 Millionen»

Beat Edelmann bei seiner Ansprache zur symbolischen Eröffnung des Fortyseven am Donnerstag. 

Beat Edelmann ist sozusagen der höchste Chef der neuen Badener Wellnesstherme Fortyseven. Er steht als der Präsident der Stiftung Gesundheitsförderung Bad Zurzach + Baden, der Bauherrin vor. Das Scheinwerferlicht allerdings sucht er nicht. Lieber hält er sich im Hintergrund. Das war auch nach der symbolischen Eröffnung der Wellnesstherme am Donnerstag so.

Für ihn war es auch aus familiären Gründen ein besonderer Tag. Sein Vater Walter war einer der drei Männer, welche die Thermalquelle in Zurzach im Jahr 1955 wieder erbohrten. Walter gründete mit seiner Ehefrau Margrite die gemeinnützige Stiftung Zurzacher Kuranlagen, die später mit der Badener Stiftung Rehabilitationsklinik Freihof fusioniert wurde.

2007 stieg die Stiftung ins Badener Thermalbadprojekt ein. Was war der Auslöser?

Beat Edelmann: Stiftungsrat Bruno Renggli erzählte mir von einer spannenden Person, die in Baden investieren wolle. Wir trafen uns mit Benno Zehnder im kleinen Kreis in einer Bank in Baden. Er sagte, ihr in Zurzach könnt doch Bäder betreiben – und ob wir Interesse hätten am Betrieb eines neuen Thermalbads in Baden.

Blick von Ennetbaden auf die Wellnesstherme Fortyseven.

Wie ging es weiter?

Benno Zehnder hat uns offeriert, sukzessive Aktien zu kaufen von der Verenahof AG. So stiegen wir ein. Er wollte die Aktien langfristig verkaufen. Dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen.

Beat Edelmann, 65 und Rechtsanwalt/Notar aus Bad Zurzach, Stiftungsratspräsident der Stiftung Gesundheit Bad Zurzach + Baden. Sie ist in beiden Orten im Gesundheitsbereich tätig. Ihr gehört die Mehrheit am Thermalbad Fortyseven.

Was waren damals die Gründe?

Mich persönlich faszinieren Thermalquellen stark – das habe ich wahrscheinlich im Blut, dank meines Vaters und meiner Mutter. Die Situation in Baden ist doch unglaublich: 17 Quellen mit 47 Grad heissem Wasser, bestmineralisiert, sprudeln hier aus dem Boden.

Beat Edelmann, Stephan Güntensperger, Markus Schneider und Benno Zehnder: Bild von der Pressekonferenz zur Baueingabe des Thermalbads am 10. Juli 2015 am Badener Kurplatz. 

Wer das Thermalbad in Baden führt, kann es anders ausrichten als jenes in Zurzach – spielte das auch eine Rolle?

Vielleicht untergeordnet, ich würde aber auch woanders einsteigen. Später kam schon die Überlegung: Jetzt müssen wir aufpassen, dass wir in Baden nicht dasselbe anbieten wie in Zurzach und uns nicht selber verschlucken. Ich denke aber anders und höre das Wort Konkurrenz nicht gern. Der Bädertourismus ist ein Selbstläufer. Die Leute haben doch ein Bedürfnis, gesund zu bleiben.

Mit der Wohnüberbauung Residenz 47 und der Klinik im Verenahofgeviert investiert die Stiftung 180 Millionen Franken. Hatten Sie nie schlaflose Nächte, dass die Investition nicht auszahlt?

Schlaflose Nächte hatte ich nicht wegen des Geldes, sondern ob wir das Bad wirklich bauen können auf dem archäologischen Untergrund. Es kam zu Kompromissen. Das Kesselbad ist zum Glück noch da. Als gemeinnützige Stiftung sind wir nicht geldgetrieben. Jeder Franken, den wir verdienen, bleibt im Werk.

Wann hörten die schlaflosen Nächte auf?

Vor dreieinhalb Jahren, als die Baubewilligung rechtskräftig wurde. Dann war da noch die Frage des Geldes. Hier haben wir mit der Raiffeisenbank eine wirklich gute Lösung gefunden.

Mario Botta wollte aussteigen, als die Stadt Baden seine Glaskuppel auf dem Verenahof ablehnte. Sie und Stephan Güntensperger fuhren ins Tessin und überzeugten ihn, weiterzumachen – wie gelang das?

Wir haben ihm immer das Vertrauen geschenkt und die Wertschätzung entgegengebracht, auch beim Verenahof. Wir würden verstehen, sagten wir, wenn er sich beim Verenahof verabschiedet. Aber wir wollten unbedingt, dass er beim Thermalbad weitermacht. Es hat eigentlich gar nicht so viel gebraucht. So eine Heldentat war das nicht.

Grosse Wertschätzung: Architekt Mario Botta und Beat Edelmann bei der symbolischen Eröffnung vom Donnerstag im Thermalbad Fortyseven.

Lange war bei der Fremdfinanzierung von einem UBS-Bankenkonsortium die Rede.

Wir haben zum Glück eine günstigere Offerte von der Raiffeisenbank erhalten. Sie ist nicht Investorin, sondern Geldgeberin. Wir konnten dem Mechanismus, einem grossen Investor Geld liefern zu müssen, entrinnen. Erst hatte die Credit Suisse das Projekt kaufen und uns das Bad vermieten wollen. Wir wollten aber lieber selber bauen. Als Mieter ist man immer in einer Abhängigkeit. Damals ging ja das «Goldeneye» in Davos sechs Monate nach der Eröffnung Konkurs, das die CS gebaut und verpachtet hatte. Das hatten wir vor Augen.

300’000 Eintritte pro Jahr sind das Ziel für das Fortyseven. Woher nehmen Sie die Sicherheit, das zu erreichen?

Das Thermalbad Baden – alt, marode, heruntergekommen – hat bis zum Schluss 100’000 Eintritte generiert. Zu besseren Zeiten waren es 200’000. Darauf haben wir unsere Berechnungen aufgebaut und Marktforschung betrieben. Die Verkehrsverbindung nach Baden ist heute viel besser. Ganz im Stillen hoffen wir auf mehr als 300’000 Eintritte. Zum Vergleich: Das Thermalbad Zurzach kommt auf 400’000 – trotz schlechterer ÖV-Anbindung und der nahen deutschen Grenze.

Das Fortyseven wird den Geschäftsgang des Thermalbads Zurzach nicht trüben?

Ich glaube nicht, dass die Thermalbäder in Zurzach und Schinznach jetzt ein Problem erhalten. In Zurzach haben wir schon früh auf Familien gesetzt. Das ist ein Riesenerfolg, auch mit Papa Moll. Das wird man verstärken.

Stattdessen sollen nun Synergien genutzt werden?

Auf jeden Fall, auch mit unserer dritten Therme in Bad Säckingen. Man könnte den Gedanken sogar weiterführen mit anderen Bädern in Schinznach und Rheinfelden. Wir kamen ja auch erst durch eine Kooperation zur Reha-Klinik in Baden. Nur deshalb hat Benno Zehnder uns gekannt.

Sie führen das Erbe ihres Vaters weiter, der 1955 die Zurzacher Thermalquelle mit zwei anderen wiedererbohrte. Was würde er zum Fortyseven sagen?

Er hätte eine Riesenfreude. Er hatte als Bub gehört, dass 1914 in Zurzach eine Quelle zufällig angebohrt wurde. Er fand es gut, dass wir die Rehakliniken in Zurzach und Baden zusammenlegten. Das hat er noch miterlebt. Für mich ist dieses Erbe auch ein wenig ein Auftrag.

Das Bad-Zurzacher-Modell sieht vor, dass eine Klinik neben dem Thermalbad betrieben wird. Das Projekt im Verenahofgeviert verzögert sich jedoch. Ein Wermutstropfen?

Das ist ein grosser Wermutstropfen. Wir hätten es gerne zusammen eröffnet. Aber das dauert noch zirka zwei Jahre. Mein Trost ist, dass wir nochmals eine Einweihung feiern dürfen.